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"Aus die Maus" mit Nina Proll: Serienstart am 7. Dezember

In seinem Haus in Tirol, dem ehemaligen "Bergdoktor"-Innenmotiv, das er von Harald Krassnitzer gekauft hat, bekommt Uli Brée vom Lockdown nicht viel mit. "Einmal in der Woche muss ich aber zur Postproduktion von 'Aus die Maus' nach Wien. Der Unterschied ist interessant: Dort ist es derzeit düster und unheimlich. Es ist sehr eigen. Und auch unnötig." Die Serie startet am 7. Dezember auf Servus TV. Erstmals ist Brée nicht nur Drehbuchautor, sondern auch Regisseur und Produzent.

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"Wir hatten den Anspruch, als kleines Team mit Respekt und gegenseitiger Wertschätzung auf Augenhöhe miteinander zu arbeiten", erzählt der 57-Jährige im Gespräch mit der APA. "Ich habe mich immer gegen die Bezeichnung 'ein Film von' gewehrt. Es ist immer 'ein Film von allen', bis hin zu Beleuchtung und Catering."

Und, konnte man diesen Anspruch bei den Dreharbeiten umsetzen? "Wir hatten eine super Stimmung am Set. Falls es den Auftrag für eine weitere Staffel gibt, möchte ich wieder mit genau demselben Team arbeiten."

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Brée sieht sich als "halbwegs Quereinsteiger" im Regiesessel

Er fühle sich als "Autor, der auch Regie führt". Haben ihn seine schlechten Erfahrungen als Drehbuchautor dazu getrieben, nun endlich als sein eigener Regisseur sein Buch auch so umzusetzen, wie er es geschrieben hat? "Davon kann ihnen jeder Drehbuchautor zur Genüge erzählen", lacht Brée.

"Wir haben alle die gleichen bitteren Erfahrungen gemacht. Der Unterschied ist nur: Ich selbst mache sie fast nicht mehr - aufgrund meiner Position, die ich mir über viele Jahre erarbeitet habe. Ich habe ein Mitspracherecht bei der Regie, beim Hauptcast, bekomme die Muster zu sehen und bin bei der Rohschnittabnahme dabei."

Eine lange Liste erfolgreicher Projekte ist für diesen Status verantwortlich - von den "Brüder"-Filmen (Drehbuch gemeinsam mit Rupert Henning), unzähligen "Tatort"-Folgen, bis zu den Serien "Vier Frauen und ein Todesfall" (mit Henning) und "Vorstadtweiber".

Wann starten die "Vorstadtweiber"?

Die sechste und endgültig letzte Staffel der "Vorstadtweiber" startet am 10. Jänner im ORF. Noch einmal hat Brée alles an Figuren und Verwicklungen aufgeboten - und für das Finale sogar eine Doppel-Folge zugestanden bekommen. "Das ist total schön. Ich bin nicht ausgekommen mit den Folgen, um das schön und würdig abzuschließen. Also hat man mir eine elfte Folge erlaubt."

Dennoch hat er sich geschworen, dass er von horizontalen, also dramaturgisch ineinander verzahnten Serien nie wieder mehr als drei Staffeln schreiben wird. Gilt das auch für "Aus die Maus", von der es zunächst einmal acht Folgen gibt? "Das ist etwas anderes. Das ist eine episodisch erzählte Serie. Die kann theoretisch endlos weitergeführt werden."

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Nina Proll in "Aus die Maus"

Fixpunkt ist Nina Proll als Schauspielerin Bianca M. Patzelsperger, deren Figur "Schwester Erika" nach fünfzehneinhalb Staffeln aus der Vorabendserie "Die Klinik am See" gekippt wurde und die nun für die Tierbestattung "Aus die Maus" arbeiten muss. "Nina ist ein absoluter Profi. Zu jedem ihrer 32 Drehtage kam sie perfekt vorbereitet, immer fit, immer am Punkt", schwärmt Brée.

Frühere Unstimmigkeiten habe er mit seiner Fast-Nachbarin ("In Tirol wohnen wir nur eine Viertelstunde voneinander entfernt.") anlässlich eines zufälligen Zusammentreffens an der Supermarkt-Kasse ausreden können, erzählt er lachend und lässt dabei sogleich eine filmreife Szene entstehen.

Ein weiterer Fixpunkt bleibt unsichtbar: Adele Neuhauser, für die Brée schon die Figur der "Tatort"-Ermittlerin Bibi Fellner erfunden hat und die Protagonistin seiner "Faltenfrei"-Komödie war, die kürzlich in ORF 2 ein Millionenpublikum erreichte, ist als ehemalige Vorsitzende des Bianca-Fan-Clubs und Tierbestattungs-Chefin immer nur stimmlich präsent.

"Das ist so wie die Frau von Columbo, von der auch immer die Rede ist, die aber nie auftaucht", lacht Brée, der diesen roten Faden so lange wie möglich durchziehen möchte. "Sie erst bei der allerletzten Folge der allerletzten Staffel in persona auftreten zu lassen - das würde mir gefallen..."

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Im Mittelpunkt von "Aus die Maus" stehen nicht die Tiere, sondern die Menschen

Bianca bekommt es in jeder Folge mit einer weiteren sehr spezifischen Ausformung der Species Homo sapiens zu tun. Die Konzentration auf das Kammerspielartige mit vielen Zweier-Szenen in einem einzigen Motiv sei dabei nicht nur dem Produktionsbudget zugutegekommen, sagt Brée, der auf den Beruf einer Tierbestatterin bei der Lektüre eines Artikels in der deutschen Wochenzeitung "Die Zeit" gestoßen ist.

"Für Action-Szenen wäre ich nicht der Richtige. Das aber ist echte Dialogarbeit, Graben in den Charakteren, Arbeit mit den Schauspielern. Dabei hat jede Folge eine andere Tonalität, einen anderen Stil. In einer Folge mit Gregor Bloéb nehmen wir die Netflix-Serie 'Tiger King' auf die Schaufel, eine andere Folge mit einem Zirkusclown ist an 'La Strada' angelehnt. Wir haben versucht, immer andere Zugänge zu finden, die zur jeweiligen Geschichte passen."

Brée hofft auf den Auftrag für eine zweite Staffel

"Dann würden wir wieder im August und September in Tirol drehen. Das ist erstens direkt vorm Haus und zweitens ist das eine schöne Kombination: die herrlichen Berge und die skurrilen Geschichten." Dass "Aus die Maus" nicht eine ORF-Serie wurde, habe nichts mit seinem Diktum zu tun, er ziehe aus früheren Problemen die Konsequenzen und werde keine "Tatort"-Folgen mehr für den ORF schreiben.

"Nein, ich habe mir einfach gedacht, das passt zu Servus TV. Für den ORF schreibe ich ohnedies gerade an einer neuen Serie. Der Arbeitstitel lautet 'Biester'. Die Serie hat definitiv eine andere Tonalität als die 'Vorstadtweiber' - ohne aber deren Fans zu verschrecken."

Wieder also eine Serie rund um Protagonistinnen. Werden bei ihm auch einmal die Männer zum Zug kommen oder hat Uli Brée sein "Genre" definitiv gefunden? "Das werde ich häufig gefragt", lacht er und verweist auf seinen Karriere-Beginn mit dem kabarettistischen Stück "Männer-Schmerzen" als Beweis dafür, dass er auch anders könne.

"Aber ich schreibe einfach irgendwie lieber für Frauen. Und ich arbeite auch gerne mit Frauen. Ich habe drei Schwestern. Vielleicht ist das der Grund."

Eine Frau steht auch im Mittelpunkt seines kürzlich erschienenen Romans "Du wirst mich töten". Fernseh-Zuseher kennen sie. Es ist die Ermittlerin Tabata Goldstaub, die schwanger durch eine Mordserie taumelt, die deutlich mehr mit ihr zu tun hat, als ihr lieb ist. "Das ist kein Roman-Spin-Off der Serie. Ich hatte das Gefühl, dass ich die Figur nicht so in die Tiefe führen konnte. Diese empathiefreie Figur, die nichts spürt und unbedingt etwas spüren will, der wollte ich noch gerecht werden", erzählt Brée.

"Mich hat das literarische Schreiben glücklich gemacht. Hier ist die Sprache das Mittel, mein eigener Regisseur zu sein und die Bilder entstehen zu lassen. Der Roman war mir eine Herzensangelegenheit. Ich liebe Literatur. Ich lese ja sehr viel, denn ich habe immer das Gefühl, alles, was ich rausschreibe, muss ich wieder reinlesen. Ich würde es gern schaffen, alle zwei, drei Jahre ein Buch zu schreiben."

Der Weg zur Verfilmung von "Du wirst mich töten" ist indes schon vorgezeichnet. Nicht nur, dass der Roman mit seinen kurzen Kapiteln, den Cliffhangern und den vielen bildhaft beschriebenen Szenen ideal dafür geeignet ist, kursieren im Web bereits von Mirjam Unger gedrehte einminütige Clips, in denen Ruth Brauer-Kvam (die auch das Hörbuch eingelesen hat) durch einsame Hotelkorridore oder nächtliche Straßen irrt. "Wir wollten das Buch wie einen Film bewerben und ein bisschen eine Vorleistung erbringen." Quasi ein kleiner Anstoß an die MR-Film und den ORF, die von ihnen erworbenen Verfilmungsrechte auch zu nutzen.

Das größte Problem für Uli Brée scheint nicht der Mangel an Ideen, sondern der Mangel an Zeit. Denn auch für ein zweites Projekt für Servus TV gibt es "einen Auftrag und ein erstes Buch. Und viele verschiedene Überlegungen." Der aus Nordrhein-Westfalen Gebürtige, der nach einer Clown-Ausbildung in Amsterdam für eine Schauspielausbildung nach Wien kam, ist Österreichs erfolgreichster Drehbuchautor. Und seit drei Jahren auch österreichischer Staatsbürger. Honoris causa quasi. "Ich fühle mich ja auch mehr als Österreicher denn als Deutscher. Und ich sag ehrlich: Ich fühle mich geehrt. Wenn man bedenkt, dass ich 1981 mit nichts als zwei Plastiksackerln nach Österreich gekommen bin..."

(Das Gespräch führte Wolfgang Huber-Lang/APA)