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Star Trek Discovery – Episode 14: Plot Holes und andere Unwahrscheinlichkeiten

Nachdem die erste Staffel von "Star Trek: Discovery" die meiste Zeit damit verbracht hat, einen kurzweiligen Twist im Spiegel-Universum aufzubauen, sind wir jetzt wieder im Ausgangsuniversum. Ob es wirklich das Universum der Originalserie ist, wird immer unwahrscheinlicher. Vielmehr drängt sich zunehmend der Verdacht auf, dass sich auf der USS Discovery gerade eine multidimensionale Crew mit Mitgliedern aus verschiedenen Universen formiert. Doch dabei handelt es sich nur um eine Theorie. Kommen wir zu den Fakten, die mit der Episode "Flucht nach vorne" ("The War Without, The War Within") geschaffen werden.

SPOILER-ALARM! Wer nichts über den Handlungsverlauf der aktuellen Episode von "Star Trek: Disvovery" erfahren will, sollte diesen Serien-Review nicht weiterlesen.

Klingonen am Vormarsch

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Neun Monate nachdem die USS Discovery sich ins Spiegel-Universum verabschiedet hat, schaut es für die Föderation im Krieg mit den Klingonen denkbar schlecht aus. Das erfährt die Discovery-Crew von Admiral Katrina Cornwell, die gemeinsam mit Sarek von einem anderen Föderationsschiff an Bord kommt. Sie übernimmt das Kommando auf der Discovery. Vorher überprüft Sarek, ob Saru der ist, der er vorgibt zu sein. Mittels Gedankenverschmelzung erfährt er die Geschichte der Discovery. Aber warum kann man sich aufgrund des äußeren Erscheinungsbildes nicht mehr trauen? Wurden ähnliche Spione wie Ash Tyler aufgedeckt? Das würde den Informationen widersprechen, die wir über Tyler/Voq im Zuge der Episode noch erfahren. Es wird auch nicht weiter ausgeführt. Jedenfalls wurde die Föderation von den Klingonen überrannt. Mit getarnten Schiffen und Selbstmord-Attentaten wurden wichtige Raumbasen der Föderation zerstört und ein Drittel der Sternenflotte vernichtet.

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Die Föderation schein im Chaos zu versinken. Cornwell steuert Sternenbasis 1 an. Auf der erdnahen Sternenbasis ist der Großteil des Sternenflotten-Kommandos stationiert. Doch als die Discovery dort ankommt, prangt das Symbol des klingonischen Hauses D'Ghor auf der Sternenbasis. Es gibt keine Lebenszeichen der rund 80.000 Bewohner der Föderationsbasis. Die Klingonenhäuser sind zwar untereinander zerstritten, sammeln sich aber zu einem Angriff auf die Erde.

Vom Imperator zum Captain

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An dieser Stelle kommt Imperatorin Georgiou ins Spiel, die Burnham aus emotionalen Gründen mit auf die Discovery genommen hat. Sie liefert Burnham Informationen darüber, wie die Klingonen im Spiegel-Universum besiegt wurden. Alles läuft auf eine Attacke auf die klingonische Heimatwelt Kronos hinaus. Da die Föderation nicht über die notwendigen Daten über die Infrastruktur und Verteidigung des Planeten verfügt, wird die Discovery als Vorhut geschickt. Sie soll mit dem Sporen-Antrieb in eine riesige unterirdische Vulkankammer des Planeten springen, um von dort aus Daten an die angreifende Föderationsflotte zu übermitteln. Die Föderation setzt alles auf einen Angriff auf Kronos, weil nur so die unaufhaltsame Klingonenflotte auf dem Weg zur Erde zur Umkehr bewegt werden kann. Überraschenderweise übergibt Admiral Cornwell für diese Mission das Kommando der USS Discovery an Georgiou, die sie der Crew als ihre totgeglaubte Doppelgängerin aus diesem Universum vorstellt. Zuvor hat Georgiou gegenüber Sarek angedeutet, dass es drastischere Maßnahmen bedarf, um die Klingonen endgültig in die Knie zu zwingen. Im Spiegel-Universum wurde Kronos in Schutt und Asche gelegt. Burnham scheint sie davon nichts gesagt zu haben.

Unwahrscheinlichkeiten der Handlung

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Die Handlung von "Star Trek: Discovery" ist ohne Zweifel spannend und hält immer wieder Überraschungen parat. Die vielen Plot-Holes, also unerklärte logische Lücken und inkonsistente Handlungsverläufe, sind daher umso ärgerlicher. Dass der Sporen-Antrieb gerade noch außer Betrieb war (aufgrund des Mangels an Sporen-Material), aber Stamets in Windeseile auf einem Mond eine riesige Sporenkultur aus einem einzigen Ableger anlegt. Geschenkt! Diese an Unmöglichkeit grenzende Unwahrscheinlichkeit gehört bei Star Trek einfach dazu. Schon Scotty und Dr. McCoy haben technologische Wunder vollbracht und biologische Schäden rückgängig gemacht, die eine Sekunde später irreversibel gewesen wären. In Zeiten höherer Ansprüche an Realismus und Plausibilität wäre zwar mehr Fantasie bei der Erklärung angebracht, aber letztendlich ist dies eine der fiktiven Prämissen der Serie.

Spannende Twists leiden an schwacher Charakterentwicklung

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Viel ärgerlicher ist hingegen die mangelnde Charakterentwicklung, die Beziehungen der Charaktere und die Entwicklung des Plots immer wieder untergräbt. Das beste Beispiel dafür ist Ash Tyler. Binnen kürzester Zeit wurde er zum Sicherheitschef und Liebling der Crew. Genauso schnell und oberflächlich wie in einer TV-Soap wurde seine Beziehung zu Burnham in den Raum geworfen – von entwickelt kann nur schwer gesprochen werden. Daher nimmt man den beiden ihre innige Beziehung nicht ganz ab. Wir haben einfach zu wenig von dieser Beziehung gesehen, um daran jetzt emotional Anteil zu nehmen. Am besten funktioniert noch Burnhams Fassungslosigkeit, dass Tyler sie töten wollte. Dass sie mit ihm Schluss macht, ist daher nachvollziehbar. Wenig nachvollziehbar ist hingegen, dass ihm die Crew (den ersten Schritt macht Tilly) auch ganz schnell wieder Vertrauen entgegenbringt? Der Mann ist nachgewiesenerweise ein umoperierter Klingone. Er hat alle hinters Licht geführt und den Doktor der Discovery ermordet. Ja, schon klar. Der arme Tyler war nicht er selbst. Aber ist er es denn jetzt? Nachdem er von L'Rell stabilisiert wurde, ist er wieder Ash Tyler mit allen Erinnerungen von Voq. Nochmal zum mitschreiben: Es ist nun bekannt, dass dieser Körper vorher der Klingone Voq war. Stabil ist aber die Persönlichkeit von Ash Tyler. Stabilisiert wurde diese Schläferidentität von L'Rell, die mit dieser drastischen Maßnahme ursprünglich (nur?) die Discovery übernehmen wollte? Und die Crew der Discovery akzeptiert das und geht zur Tagesordnung über, weil Ash so ein netter Typ ist. Sogar Stamets verzeiht ihm den Mord an seinem Lebensgefährten? Das ist einfach zu viel Nächstenliebe. Bei dieser Naivität wundert es nicht, wenn die Föderation den Krieg gegen die Klingonen verliert.

Im Übrigen ist es ganz und gar nicht im Kanon von Star Trek, dass die Föderation in diesem erbärmlichen Zustand ist. Wenn also diese Realität nicht durch eine Zeitreise verändert wird, dann befinden wir uns nicht im Universum der Originalserie. Doch mit dieser Theorie beschäftigen wir uns bei anderer Gelegenheit und nachdem das Staffelfinale kommende Woche weitere Fakten und Indizien geliefert hat. Bis dahin: Live long and prosper!

Erwin Schotzger