Filmkritiken

"Split": James McAvoy holt die Bestie aus sich heraus

23 Charaktere suchen einen Wirtskörper und haben ihn in James McAvoy gefunden: dieser Schotte nimmt eine darstellerische Tour de Force auf sich und verleiht dem Wahnsinn viele Gesichter (obwohl es im Endeffekt deutlich wenige als 23 sind). Dabei leistet er in knapp zwei Filmstunden so beeindruckende Arbeit, dass manche seine Kollegen bei vergleichbaren schauspielerischen Anforderungen gleich für zwei Dutzend Filme ausgesorgt hätten.

Ein ungewöhnliches Mädchen

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Drei junge Mädchen werden von einem Parkplatz entführt und finden sich, nachdem sie aus der Betäubung erwachen, in einem unterirdischen Raum gefangen. Während die beiden Schwestern in Panik ausbrechen, ist das dritte Mädchen Casey (Anya Taylor-Joy) deutlich anders als ihre Leidensgefährtinnen: In sich gekehrt, scheint sie in ihrer eigenen Welt zu leben – und vielleicht findet sie ja gerade dadurch einen besseren Zugang zu dem unheimlichen Entführer, der ihr in gewisser Weise gleicht.

Unterbrochen wird die Handlung immer wieder durch eine Episode aus Caseys Kindheit, als sie von ihrem Vater und einem Onkel zu einem Jagdausflug mitgenommen wurde und erstmals eine Waffe auf ein Lebewesen gerichtet hat. Die damaligen Vorfälle erleben dann auf unerwartete Weise eine Entsprechung in der Gegenwart.

 

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Ein unheimliches Märchen

M. Night Shyamalan Abkehr von den Fantasy-Blockbustern und anderen Riesenproduktionen hatte sich bereits im vorhergehenden Werk "The Visit" – einer rabenschwarzen zeitgemäßen "Hänsel und Grete"-Version – sehr positiv ausgewirkt. Mit "Split" bleibt er dieser Rückkehr zu den Independent-Wurzeln treu und wählt wieder eine märchenhafte Vorlage, diesmal aus dem französischen Raum. Denn bei "Split" haben wir es im Grunde mit einer Variante von „Die Schöne und das Biest“ zu tun. Hier geht es um Wildtiere und die Bestie im Menschen – und wenn man glaubt, dem einen Untier entkommen zu sein, kann es sein, dass man sogleich dem nächsten in die Fänge fällt.

 

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Ein seltsames Ende

Dazu gibt es eine Musik, die körperliches Unbehagen verursacht (was aber als Kompliment gemeint ist). Als wäre die Geschichte nicht schon verstörend genug, erwartet uns vor Beginn des Abspanns noch eine seltsame Szene, in der Shyamalan scheinbar völlig unmotiviert eine Figur aus einem seiner früheren Filme wieder auftauchen lässt. Sollte das etwa auf eine mögliche Fortsetzung hindeuten, die sich dann im Superhelden-Milieu bewegt? Das wäre dann wohl eher wieder ein Schritt in die falsche Richtung: Shyamalan sollte den kammerspielartigen Settings mit wenigen Personen und beschränkten Schauplätzen treu bleiben – dadurch kommt seine Kreativität offenbar am besten zur Geltung.

3 1/3 von 5 ungespaltenen Punkten

P.S. Inzwischen wissen wir ja, dass hier tatsächlich eine Fortsetzung angebahnt wurde: In "Glass" fand die Story-Line einen befriedigenden Abschluss.