Filmkritiken

"Song to Song": Momentaufnahmen der Liebe in einem virtuosen Bilderreigen

Seit „Tree of Life“ hat Terrence Malicks assoziative Erzählweise, die auf innere Monologe und keine leicht nachvollziehbar aufbereitete Handlung setzt, viele Zuschauer auf eine harte Probe gestellt. Wer hingegen bereit war, sich darauf einzulassen, wurde mit vielschichten Kunstwerken voll poetischer Schönheit belohnt.

Bodenständige Gedanken

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Der neue Film des Regisseurs behält diese Strukturen zwar bei, ist im Vergleich zu seinen drei vorhergehenden Alterswerken jedoch am leichtesten zugänglich. In der texanischen Musikszene angesiedelt, kreist „Song to Song“ um Liebeslust und -leid von zwei Männern und zwei Frauen. Malicks Konzept eignet sich bestens, um häufig wechselnde Stimmungslagen einzufangen. Die laut gewordenen Gedanken der Charaktere wirken diesmal übrigens gar nicht so esoterisch oder abgehoben, sondern eher bodenständig, wie man bereits am ersten Satz, den Rooney Maras Figur im Voice Over zu sagen hat, erkennt: „I went through a period where sex had to be violent.“ Auch die üblichen religiösen Anspielungen sind hier nur sehr zurückhaltend eingesetzt.

Musikalische Gaststars

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Dem gewählten Künstlermilieu sind ein paar Gastauftritte prominenter Musiker geschuldet: Iggy Popp zeigt auch backstage wieder einmal stolz den nackten Oberkörper her, und Patty Smith spricht über ihre große Liebe, den frühverstorbenen Ehemann Fred „Sonic“ Smith, falls sie nicht gerade auf der Gitarre ein paar Akkorde zupft oder Mara bemuttert.

Ryan Gosling und Michael Fassbender teilen sich die Leinwandpräsenz ziemlich ausgewogen untereinander auf. Erstaunlich klein ist hingegen Natalie Portmans Rolle ausgefallen, und noch weniger bekommt Cate Blanchett zu tun. Dafür steht Rooney Mara ganz im Zentrum: niemals zuvor wurden Gesicht und Körper dieser Schauspielerin derart durch Nahaufnahmen umschmeichelt.

Bilder zum Schwärmen

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Malick, der laut Gosling ohne ausgearbeitetes Skript gedreht hat, bleibt auch seinen bevorzugten Naturszenarien treu, die leitmotivartig über den ganzen Film hinweg eingesetzt werden. Sein grandioser Stamm-Kameramann Emmanuel Lubezki feiert die Schönheit der Welt mit Bildern, in denen man sich verlieren kann: Wasser in all seinen Erscheinungsformen, Bäume und Vogelschwärme bilden die Konstanten. Es gelingt ihm aber auch sehr einfühlsam, zwischenmenschliche Beziehungen zu Momenten großer Intimität zu verdichten. Obwohl der Film ein bisschen überlang und wiederholungsanfällig geworden ist, lässt Lubezkis Virtuosität diese Schwachpunkte zweitrangig erscheinen und man freut sich immer schon auf den nächsten Vogelschwarm.

8 von 10 schwarmfreudigen Filmbildpunkten

franco schedl

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