Filmkritiken

"Sie nannten ihn Spencer": Unterwegs zum legendären Watschenmann

In diesem ersten großen österreichischen Crowdfunding-Filmprojekt macht Regieneuling Karl-Martin Pold aus der titelbekannten Mücke wieder einen Spencer und erforscht das Leben des Carlo Pedersoli, indem er für seine biografische Spurensuche einen originellen Ansatz wählt: er schickt die beiden glühenden deutschen Spencer-Fans Marcus und Jorgo auf einen Roadtrip quer durch Europa, mit dem Ziel vor Augen, ihren heißgeliebten Schauspieler endlich persönlich kennenlernen zu dürfen. Mit etwas gutem Willen gehen die Zwei als Spencer/Hill-Lookalikes durch und daher spickt Pold ihre Reise großzügig mit originalen Filmausschnitten.

Zwei ungewöhnliche Reisegefährten

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Marcus ist ein 32jähriger Augsburger, an dem Bud Spencer im Jahr 2000 eine Wunderheilung vollbracht hat, ohne etwas davon zu wissen: nach einem schwere Unfall musste der Ex-Polizist mit einem Leben im Rollstuhl rechnen, doch nach einem halben Jahr, das er ausschließlich mit dem Anschauen von Spencer-Filmen verbracht hatte, konnte er wieder normal gehen. Wenn das nicht für eine Seligsprechung des Neapolitaners Pedersoli reicht, ist dem Vatikan nicht mehr zu helfen. Jorge, der andere Reisegefährte, hat ebenfalls ein ungewöhnliches Schicksal aufzuweisen: der 40jährige ist von Geburt an blind, kennt aber die Spencer-Filme in und auswendig und spielt deren Soundtracks auf seinem Akkordeon professionell nach.

Sie verkürzen sich die lange Reisezeit, indem sie Filmszenen nachstellen oder schnoddrige Wortwechsel zum Besten geben, die ebenfalls 1:1 aus den Filmen übernommen wurden. Außerdem meldet sich als Erzähler regelmäßig eine überaus vertraute Stimme zu Wort: Thomas Danneberg, der Synchronsprecher von Terence Hill. Dieser Aspekt wird komischerweise fast vollkommen ausgeblendet, obwohl die geniale deutsche Synchro doch einen wichtigen Beitrag zum Kultstatus der Werke geleistet hat und die italienischen Originale bestimmt nicht so witzig Dialoge zu bieten haben.

Zwischenstopps bei Spencer-Spezis

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Zwischendurch legen die Fan-Roadies an verschiedenen Orten Pausen ein, um Spencer-Spezis zu interviewen. So treffen sie z.B. „Silberlocke“ Riccardo Pizutti, jenen Schauspieler und Stuntman, der als langgedienter Filmbösewicht die meisten Prügel einstecken musste, weil er Bud immer vor die Fäuste gelaufen ist. Aber sie spreche auch mit den ‚Oliver Onions‘, dem Komponisten-Duo der Kult-Soundtracks, und sogar Terrence Hill hat sich nach jahrzehntelangem Stillschweigen wieder zu Wortmeldungen über den ehemaligen Partner bereiterklärt. Wir erfahren beiläufig auch von Spencers anderen Talenten: dass er vor seiner Filmkarriere Profischwimmer gewesen ist, war den Meisten von uns ja wohl bekannt, aber dass es sich als Erfinder und Unternehmer betätigt hat (es gab eine Jeansmarke mit seinem Namen) oder ein begeisterter Pilot gewesen ist, wird viele überraschen.

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Natürlich sind diese Zwischenstopps in Frankreich und Italien deutlich inszeniert: es ist ja nicht gerade sehr überzeugend, dass sie von jeder Person, die sie besuchen, ausgerechnet eine weiterführende Adresse erhalten. Aber das tut nichts zur Sache, denn der Film baut eine große Erwartungshaltung auf und man fiebert mit den beiden Spencer-Pilgerfahrern mit, ob sie tatsächlich ans Ziel ihrer Träume gelangen und Carlo Pedersoli von Angesicht zu Angesicht gegenüberstehen werden.

7 von 10 schlagkräftigen Überzeugungspunkten