Serien-Dads: Die legendärsten Väter im TV
Von Manuel Simbürger
Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr. Sogar in US-Familienserien, wo Väter oft als wohlwollende Familienpatriarchen idealisiert werden, sind sie weit entfernt von Makellosigkeit. Doch all die Fehler und Unzulänglichkeiten der TV-Väter spiegeln letztendlich das breite Spektrum dessen wieder, was es heißt ein Vater zu sein.
Die 11 legendärsten Serien-Väter der Fernsehgeschichte:
John Walton in "Die Waltons" (1972-1981)
John Walton ist die Blaupause für alle perfekten Väter. So perfekt, wie es im echten Leben eigentlich gar nicht möglich ist. Jeder Mann wollte so sein wie er, alle Frauen wünschten sich einen Ehemann, der so ist wie er und alle Kinder sehnten sich nach einem Vater, der so ist wie er.
John Walton tut alles, um seine große Familie zusammenzuhalten, oft arbeitet er bis über seine körperlichen Kräfte hinaus. Seine Frau Olivia liebt er natürlich wie am ersten Tag und zu seinen Kindern ist er zwar streng, aber fair und hat stets ein offenes Ohr für sie – ein Musterbeispiel an Erziehung eben.
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Danny Tanner in "Full House" (1987-1995)
Ähnlich mustergültig, aber weitaus weniger streng ist Danny Tanner, quasi die moderne Version von John Walton. Statt auf dem idyllischen Land lebt er mit seinen drei Töchtern, die er nach dem Tod seiner Frau nun mit Hilfe seiner beiden besten Freunde aufziehen muss, im hektischen San Francisco, ist moderner TV-Moderator und hat so warmherzige Augen, dass jedes Kind bei der kleinsten Lüge ein schlechtes Gewissen bekommt.
Alle Probleme werden im Hause Tanner, wo immer die Türe für wirklich alle offen steht (ein Grundsatz, den Danny vielleicht mal hätte überdenken sollen), innerhalb 30 Minuten, einer emotionalen Aussprache und einer festen Umarmung gelöst. In "Full House" ist das Familienleben ein Märchen, in dem man sich gerne verliert.
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Tony Micelli in "Wer ist hier der Boss?" (1984-1992)
Dass Väter wirklich alles für ihre Kinder tun, beweist Tony Micelli, der mit seiner Tochter von der Großstadt in ein kleines Städtchen zieht und dort einen Job als Haushälter annimmt, um ihr ein besseres Leben zu ermöglichen.
Mit Herz, Charme und Witz dekonstruiert Tony somit bereits in den Achtziger-Jahren klassische männliche Geschlechterrollen, wenn er zuhause den Staubwedel schwingt, während seine erfolgreiche Chefin Angela die Welt erobert. Seinem feurigen italienischen Temperament kann sich niemand entziehen – auch nicht Angela ...
"Wer ist hier der Boss?" ist aktuell auf Maxdome zu sehen. Hier geht's zur Serie!
Dan Conner in "Roseanne" (1988-1997, 2018) und in "Die Conners" (seit 2018)
Dan Conner war der gutmütige, ruhige Gegenpol zur frechen, lauten und aufbrausenden Roseanne, die er trotz aller Fehler so sehr liebte, wie es eben nur ein Mann mit festen Prinzipien im Leben tun kann. Und genau denen folgte Dan stets mit ganzem Herzen und schaffte dabei einen bemerkenswerten Spagat zwischen Familienmensch und eigenständiger Person.
Er mag zwar Probleme haben, Gefühle zu zeigen, in seiner Generation haben Männer das schließlich nicht getan, aber wenn er sich in der neuen Serie "Die Conners" mit der Geschlechtsidentität seines Enkels mit viel Geduld auseinandersetzt, kann auch das Raubein sein großes Herz nicht verstecken. Der Serien-Dad mit dem wohl größten Identifikationsfaktor.
"Roseanne" ist derzeit nur auf DVD verfügbar. Hier geht's zur DVD!
"Die Conners" ist derzeit weder auf Streamingplattformen noch auf DVD erhältlich.
Hal in "Malcolm mittendrin" (2000-2006)
Hal gehört eindeutig in die Kategorie der "bemühten Väter" in der Serien-Landschaft. Eigentlich ist er mit seinen vier (später fünf) Söhnen und seiner dominanten Ehefrau, der er in jeder Weise komplett verfallen ist, komplett überfordert, aber Hal strengt sich an, alles richtig zu machen, Tag für Tag.
Hal ist eine neue Art von Familienvater, der zeigt, dass auch Männer oft nicht wissen, was sie tun, auch wenn sie es vielleicht nicht immer zugeben wollen. Er selbst ist nicht selten genauso unreif wie seine Söhne, was ihn aber nur umso mehr sympathischer macht.
"Malcolm mittendrin" ist auf Disney+ zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!
Al Bundy in "Eine schrecklich nette Familie" (1987-1997)
Wenn es einen Preis für den schrecklichsten (Serien-)Vater aller Zeiten geben würde, wäre Al Bundy zumindest ein heißer Anwärter dafür. Seine Familie nervt ihn eigentlich nur, von all den großen und kleinen Problemchen seiner Kinder und seiner Tussi-Ehefrau möchte er nichts wissen – was er auch lautstark und alles andere als empathisch kundtut. Zu jeder Gelegenheit.
Am liebsten würde der Schuhverkäufer, der vom Leben vollends frustriert ist, unbehelligt vorm Fernseher sitzen und Bier trinken. Das Traurigste dabei: Die satirische Darstellung von Al Bundy ist in weitaus mehr Fällen näher dran an der Realität, als wir uns eingestehen möchten.
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Homer Simpson in "Die Simpsons" (seit 1989)
Homer Simpson ist streng genommen die Comic-Version von Al Bundy, auch wenn er aufgrund all seiner Macken und Naivität weitaus sympathischer rüberkommt als sein Sitcom-Pendant. Homer, der nach dem Vater von Matt Groening (der Erfinder der "Simpsons") benannt wurde, stellt den Durchschnitts-Amerikaner dar, wie man ihn (angeblich) an jeder Ecke trifft: Ungebildet, übergewichtig, ahnungslos im Job, handgreiflich zu seinen Kindern (an dieser Stelle bleibt einem bei der Analyse der Serie das Lachen im Halse stecken), Bier-Liebhaber sowie schlechter, wenn auch (meist) harmloser Ehemann und desinteressierter Familienmensch.
Das Chaos folgt ihm auf Schritt und Tritt, aber böse meint er es selten. Aber hier und da blitzt durchaus das Potenzial durch, das in Homer steckt: nämlich jemand, der zumindest oberer Durchschnitt ist. Wenn er will.
"Die Simpsons" ist auf Disney+ zu sehen. Hier geht's zur Serie!
Phil Dunphy in "Modern Family" (2009-2020)
Phil ist der vielleicht coolste TV-Dad aller Zeiten – weil er alles andere als cool ist. Genauso ein Kindskopf wie sein Sohn, steht er unter der Pantoffel seiner Frau Claire, wird auch von seinen Kindern nicht wirklich ernst genommen und tritt von einem Fettnäpfchen ins nächste. Anders wie Hal aus "Malcolm mittendrin" aber weiß Phil durchaus, wie er sich behaupten kann, wenn es darauf ankommt:
Dann überzeugt er mit herrlich aberwitzig-philosophischen Lebensratschlägen, als heißblütiger Liebhaber seiner Frau und als bester Freund für die Kids. Der Magie-Fan ist der wohl selbstloseste Papa unserer Liste, geliebt zu werden ist für ihn das Um und Auf. Dieses Ziel hat er ab der allerersten Folge von "Modern Family" mühelos geschafft.
"Modern Family" ist auf Disney+ und Amazon Prime erhältlich. Hier geht's zur Serie!
Ted Mosby in "How I Met Your Mother" (2005-2014)
All jenen, die sich immer gewünscht hätten, mehr über die Jugend ihres Vaters zu erfahren, werden bei dieser Serie in sentimentales Dauer-Seufzen geraten. Ted Mosby ist in der nahen Zukunft Vater von zwei Teenager-Kids und erzählt ihnen ausführlich, wie er deren Mutter kennengelernt hat. Sehr ausführlich. In jedem kleinen Detail.
Das mag liebenswert und gut gemeint sein, wenn er dann aber auch die schrägsten Sex-Abenteuer und peinliche Flirtversuche nicht auslässt, wird es mitunter durchaus unangenehm – zumindest für die Kids, für uns ZuschauerInnen ist es Sitcom-Unterhaltung erster Klasse. Zumindest greift er auf Metaphern zurück, wenn es um nicht gerade Kinderfreundliches geht: so beispielsweise wird aus einem Joints schon mal ein Sandwich.
"How I Met Your Mother" ist auf Disney+, Sky und Amazon Prime Video zu sehen. Hier geht's direkt zur Serie!
Frank Gallagher in "Shameless" (2011-2021)
Familienoberhaupt Frank ist Alkoholiker und chronisch pleite, die Familie ist auf Sozialhilfe angewiesen. Aber auch auf dieses Einkommen können sich die sechs Kinder nicht verlassen, weil Frank das Geld lieber in seinen Alkohol- und Drogenkonsum investiert. Also sind Fiona, Lip, Ian, Debbie, Carl und Liam auf sich alleine gestellt und müssen sich nicht nur mit willkürlichen Behörden-Entschlüssen, sondern auch mit dem komplizierten Etwas namens Erwachsenwerden herumschlagen. Das ist lebensnah inszeniert, vor allem aber erfrischend enttabuisierend und augenöffnend.
Die Figuren sind schrullig und liebenswert zugleich, auch wenn es einem oftmals schwerfällt, für Frank Mitgefühl zu haben: Er sieht sich zwar selbst als guten Vater und vorbildlichen Steuerzahler, lässt aber in Wirklichkeit keine Chance ungenutzt, um Staat, seiner Familie und seinen Bekannten auf der Tasche zu liegen. Lügen steht bei ihm an der Tagesordnung. Da kann es mitunter durchaus auch mal gefährlich zugehen, wenn er sich mit Gangstern aller Art einlässt ...
"Shameless" kannst du auf Amazon Prime Video streamen. Hier geht's direkt zur Serie!
Sandy Cohen in "O.C., California" (2003-2007)
In einer Welt aus versnobbten Superreichen im goldenen Käfig ist der bodenständige Anwalt Sandy Cohen der Fels in der Brandung: Er adoptiert kurzerhand den Straßenjungen Ryan, um ihn ein besseres Leben zu ermöglichen.
Von all dem glitzernden Schein seiner Orange-County-Bekannten lässt er sich nicht blenden, Sandy weiß, worauf es im Leben wirklich ankommt: auf die Familie, auf Moral und darauf, sich selbst treu zu bleiben.
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