SCHWARZ-WEISSE BLICKE AUF UNSEREN PLANETEN
Von Franco Schedl
Wim Wenders hat die atemberaubenden Schwarz-Weiß-Fotografien des heute 70ährigen Brasilianers Sebastião Salgado schon vor rund einem Vierteljahrhundert für sich entdeckt, aber es hat dann erneut über zwei Jahrzehnte gedauert, bis er mit dem Künstler persönlichen Kontakt aufnehmen konnte.
Salgado arbeitete immer in Zyklen, die mindestens 2-3 Jahre dauerten und unter einem bestimmten Oberthema standen; während das früher in erster Linie Menschen in Extremsituationen waren (sei es, dass sie durch Hungersnöte, Kriege, Naturkatastrophen, harte Arbeit oder anderes Leid gezeichnet waren), hat er sich in den letzten Jahren mehr der Natur zugewandt. Den Blicken ins Herz der Finsternis ließ er eine optimistische Liebeserklärung an die Erde folgen.
Im Zuge von Salgados gigantischem Langzeitprojekt Genesis, das sich von 2004-2013 einer fotografischen Erfassung der nach wie vor unberührten Landschaften unseres Planeten widmete, wurde Wenders dazu eingeladen, ihn auf eine Reise mit unbestimmtem Ziel zu begleiten, und das musste für den Regisseur, dessen Filme ja im Grunde alle Road-Movies sind, eine große Verlockung darstellen. Leider war Wenders jedoch durch Krankheiten verhindert, nach Nord-Sibirien oder im Ballon nach Namibia mitzukommen und hat sich stattdessen auf lange Interviews mit dem Künstler konzentriert. Wir müssen aber trotzdem nicht auf Reiseeindrücke verzichten, da Das Salz der Erde ja eine Gemeinschaftsarbeit zwischen Wenders und Salgados Sohn ist.
Der jüngere Salgado hat das aktuelle Arbeitsleben seines Vaters dokumentiert, während Wenders für den biografischen Teil und die bereits vorliegende Arbeit zuständig war. Dennoch ist Wenders sehr präsent, wenn auch nur durch seine Stimme, da er sich zugleich als Erzähler betätigt; aber die meiste Zeit hören wir natürlich Salgado selbst zu und das ist ein eindeutiger Glücksfall, da der Mann nicht nur großartig fotografieren, sondern auch mitreißend reden kann.
9 von 10 schwarz-weiße Hochglanzpunkte.