Filmkritiken

RÜCKZUG IN DIE LETZTE MÄNNER-BASTION

Couch, Bier, Knabbereien, Großbildschirm mit Fußballprogramm, ein paar Pin up-Fotos an den Wänden und im Eck ein Wutzeltisch – fertig ist das Männerparadies! Jedenfalls, wenn man sich an den gängigen Klischees orientiert. In Kristof Magnussons erfolgreichem Theaterstück aus dem Jahr 2003 wurden diese Stereotype lustvoll durcheinandergemixt und schließlich auf den Kopf gestellt. Die Ausganssituation ist schnell erzählt: vier Männer haben sich im Heizungskeller eines Shopping-Centers ein geheimes Refugium eingerichtet, wo sie Erholung von ihrem stressigen Ehealltag suchen.

Für die Filmversion reicht der Heizungskeller nicht mehr, weil das zu sehr 90er Jahre Stil gewesen wäre, daher musst er in eine zentrale Heizungsanlage umgewandelt werden. Auch ansonsten hat das Drehbuch einige neue Ideen aufzuweisen, denn immerhin beschränkt sich der Schauplatz nun nicht mehr auf die paar unterirdischen Quadratmeter, sondern wir bekommen auch das oberirdische Eheleben der vier Helden des Untergrunds hautnah geboten. Eine besondere Rolle spielt hier Cosima Shiva Hagen: sie gibt sich als verwöhntes Luxusgeschöpf dem Sex- + Kaufrausch hin (wenn auch nicht unbedingt in dieser Reihenfolge) und laugt ihren Eroll (Elias M’Barek) in jeder Hinsicht gewaltig aus.

Vervollständigt wird das Männerquartett durch den wie immer extrem spitzzüngig-schnoddrigen Christoph Maria Herbst (der die Rolle des Lars obendrein bereits über 200 Mal auf der Bühne verkörpert hat), Detlev Bruck spielt den Ex-Piloten und schwulen Männerhortgründer Helmut, dessen Outing zwar lange auf sich warten lässt, aber dann höchsten seine drei Freunde in Erstaunen versetzt, und der sympathische Serkan Cetinkaya gibt als türkischer Facility Manager mit rauer Schale und weichem Kern ein vielversprechendes Leinwanddebüt (zuvor hatte er sich mit seiner „Super Tiger Show“ in Internet und auf ZDFneo eine Fangemeinde geschaffen).

Jeder der Vier hat etwas zu verbergen oder lebt zumindest mit seiner ganz speziellen Lüge, demaskiert sich aber im Lauf des Films von selbst. Die meisten Pointen sind gut gelungen und verleiten offenbar besonders das weibliche Publikum zu Heiterkeitsausbrüchen (falls man eine Pressevorführung hier als Richtwert gelten lassen darf) – aber immerhin hat ja mit Franziska Meyer Prinz auch eine Frau Regie geführt und diesen Männerhort perfekt in den Griff bekommen. 8 von 10 Männer-Hortensien.

(franco schedl)
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