Filmkritiken

"Rings": Bilderrätsel mit dem Geistermädchen

Das Geister-Mädel Samara krabbelt nach längerer Pause wieder aus seinem nassen Brunnengrab. Zunächst macht sie sich auf einem turbulenten Flug hoch oben zwischen den Wolken bemerkbar und dann wird sie wieder aktiv, weil ein Biologieprofessor so dumm gewesen ist, einen Blick aufs böse Video zu werfen. Er hat auf dem Trödelmarkt einen verstaubten Videorekorder gefunden, in dem noch ein VHS-Tape steckte, das laut Aufschrift unbedingt angeschaut werden sollte; und obwohl die Technologie inzwischen gewaltige Fortschritte gemacht hat, nimmt alles seinen gewohnten fluchbeladenen Gang: kaum ist das Video zu Ende, klingelt das Telefon und eine Mädchenstimme krächzt: „Seven Days“. So lange hat der Betreffende nämlich ab diesem Zeitpunkt noch zu leben, bevor Samara ihn höchstpersönlich holen kommt und eine Leiche mit dämonisch verzerrtem Gesicht zurücklässt (mit irgendeinem Hobby muss man sich die lange Zeit im Jenseits schließlich auch vertreiben).

Versteckte Bildbotschaften

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So weit, so bekannt. Trotzdem schafft es Regisseur F. Javier Gutiérrez, der alten Geschichte noch einige unerwartete Seiten abzugewinnen, denn wir bekommen gleich mehrere Filme in einem geboten: abgesehen vom üblichen „Ring“-Muster schieben sich noch Werke wie „Room“ oder „Don’t Breathe“ dazwischen, und ein richtiges Detektivspiel ist auch enthalten, denn im bisher bekannten Video verstecken sich sozusagen als Bonusmaterial zusätzliche Bildsequenzen, die noch kein Mensch zu Gesicht bekommen hat. Der jungen Julia, die - wie in einer Umkehrung des Orpheus + Eurydike-Mythos - ihren geliebten Holt retten will, werden aber die verwirrenden Bilder offenbart und sie muss mit Hilfe des Freundes in den folgenden Stunden das Rätsel dieser Sequenzen lösen, um einer gequälten Seele hoffentlich ein für alle Mal die ewige Ruhe zu verschaffen.

Ein Geist geht mit der Zeit

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Samara hat trotz der Arbeitspause nichts von ihrer Bedrohlichkeit eingebüßt, hinterlässt Brandspuren auf Handflächen oder Fingerabdrücke auf Männerrücken, klettert eindrucksvoll aus Flachbildschirmen und sorgt zuletzt für eine ziemlich ungustiöse haarige Überraschung. Das Geistermädchen ist zwar schon länger tot, aber dennoch nicht von gestern und hat schnell herausgefunden, wie man das digitale Zeitalter für die eigenen dunklen Absichten nutzen kann. Darum hält das Ende auch die schlechtest mögliche - aber zugleich ziemlich folgerichtige - Variante für uns bereit und bietet theoretisch Stoff für unendlich viele Fortsetzungen (womit vielleicht die Pluralform des Filmtitels erklärt wäre). Das wird dann schon ein bisschen zu viel – aber zumindest dieses Sequel lässt man sich als gelungene Fortführung der japanischen Spukgeschichte gerne gefallen.

7 von 10 dämonisch verzerrten Gesichtspunkten

franco schedl

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