Filmkritiken

"Passengers": Adam und Eva im All

Frühzeitiges Erwachen

Wie fühlt man sich als einzig Wacher unter lauter Schlafenden? Das ist nicht bloß eine rhetorische Frage, sondern Jim Preston befindet sich in genau dieser Situation, die sogar noch wesentlich komplizierter ist, denn seine fünftausend schlafenden Artgenossen werden erst in 90 Jahren wieder erwachen. Der Mann ist ein Robinson, gestrandet in der Zeit und gefangen in einem gigantischen Luxushotel, das mit halber Lichtgeschwindigkeit durch die Weiten des Alls schießt - unterwegs zu einem erdähnlichen Planeten, wo die Kolonisatoren nach 120jähriger Reise eine neue Zivilisation gründen wollen. Bloß hatte Jim das Pech, durch einen technischen Defekt bereits nach drei Jahrzehnten aus dem Kunstschlaf geholt worden zu sein. Oder steckt hinter dem Weckruf womöglich doch eine bestimmte Absicht des Systems?

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Jedenfalls setzt die Einsamkeit dem Reisenden ziemlich zu. Auch ein sehr höflicher Barkeeper kann daran nichts ändern, denn bei dem handelt es sich um kein Wesen, das menschliche Gefühle zeigen könnte - der Mann im roten Sakko ist ein Droide. Doch weder Robinson noch Adam sind auf Dauer alleine geblieben und so erhält Jim schließlich doch noch eine Gefährtin in Gestalt von Jennifer Lawrence. Eigentlich könnten sie die lange Flugzeit nun dafür nutzen, gemeinsam Adam und Eva zu spielen und sich ihr ganz eigenes Paradies aufzubauen - aber so einfach ist das nicht, denn es gibt jede Menge Komplikationen und unvorhersehbarer Zwischenfälle.

Ein faszinierendes Raumschiff

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Das wirklich Sensationelle an diesem Film ist übrigens das Raumschiff und seine detailverliebte technische Umsetzung. Die Macher haben sich viel dazu überlegt und führen uns in immer neue Bereiche: sei es die Kantine, eine Luxussuite, der Schlafsaal, die Krankenstation oder Freizeiteinrichtungen wie ein Swimmingpool mit Aussicht ins All, von dem man noch lange träumen wird. Obendrein ergeben sich in der Story auch etliche komische Momente, wenn Mensch und Technik aufeinandertreffen: als der Einsame etwa zu Beginn einen Hilferuf Richtung Erde schicken will, kann er über Dauer und Kosten der Nachrichtenübermittlung bloß staunen.

Unterschiedlicher Kitsch

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"Passengers" funktioniert gleich auf mehreren Ebenen: als interstellare Robinsonade, Romanze und Abenteuergeschichte mit Elementen des Katastrophenfilms. Nüchtern betrachtet müsste man die Handlung eigentlich als ziemlich kitschig einstufen - doch das ist kein Problem. Kitsch ist nämlich nicht gleich Kitsch: es gibt einen, über den man sich ärgert, und einen anderen, den man gerne akzeptiert. Bei dieser Story wird der Kitsch geradezu gefordert, denn es geht um ganz essentielle Dinge und falls die beiden Erwachten nicht zusammenfinden oder auf irgendeine andere Weise getrennt werden, hätte das weitreichende Konsequenzen. Kein Wunder, dass die Drehbuchautoren darauf verfallen sind, gerade gegen Ende die Schwierigkeiten zu häufen.8 von 10 lichtgeschwinden Fernreisepunkten.

franco schedl

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