Filmkritiken

"Operation Overlord": Ein Höllenspaß für Nicht-Zartbesaitete

Kino-Trailer sind so eine Sache. Sie sind heute oft auch unnötige Spoiler. Aber schließlich will niemand die Katze im Sack kaufen. Das ist wohl auch ein Grund für den Erfolg von Genrefilmen: Krimi, Thriller, Horror, Komödie, Kriegs- , Historien- und Liebesfilm, Science-Fiction, Fantasy und so weiter. Genres geben Orientierung. So weißt du, in welche Richtung die Reise im Kinosaal geht.

Schon klar. Aber was hat das Ganze jetzt mit "Operation: Overlord" zu tun?

Ganz einfach: "Operation: Overlord" ist ein großartiger Genrefilm. Anders als viele Filme, bei denen der Trailer schon die besten Szenen des Films beinhaltet und dann nur noch Enttäuschung folgt, gibt "Overlord" von der ersten Minute an ordentlich Gas. Aber in diesem Fall spoilert der Trailer schon zu sehr die spannende Wendung. Wer den Trailer nicht schaut, holt wohl das beste Kinoerlebnis für sich heraus. Zur Entscheidung, ob der Film dem eigenen Geschmack trifft: Wem Tarantinos "Inglourious Basterds" und ähnliche Kriegsfilme mit teilweise blutiger Action gefallen, der ist bei "Overlord" aus dem Hause von J. J. Abrams' Bad Robot goldrichtig.

Wem das noch nicht reicht, der liest jetzt einfach weiter.

 

Zweite-Weltkrieg-Action mit B-Movie-Flair

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Titelgebend für den Film ist der Codename für die Landung der Alliierten in der Normandie, allgemein als D-Day bekannt. Mit dieser Attacke steigt der Film atmosphärisch eindrucksvoll und actionreich ein: Die Flugzeuge der Allierten werden nach der Reihe von der Flugabwehr der Nazis vom Himmel gefegt. Der junge Boyce (Jovan Adepo), der ranghöhere Ford (Wyatt Russell) und drei weitere US-Soldaten haben es unverletzt auf den Boden geschafft. Doch sie sind auf sich alleine gestellt und weit hinter den feindlichen Linien.

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Der Draufgänger Ford schwört die Gruppe auf die Mission ein: In einem kleinen französischen Dorf muss der deutsche Radarturm ausgeschaltet werden, um freie Bahn für die dringend nötige Luftunterstützung der Invasion zu schaffen. Im Wald treffen die Soldaten auf die junge Französin Chloe (Mathilde Ollivier), bei der sie sich am Dachboden verstecken können. Sie lebt in dem von den Nazis kontrollierten Dorf in einem Haus mit ihrem achtjährigen Bruder und ihrer kranken Tante. Ihre Eltern wurden von den Nazis getötet.

 

Spannender Twist zum blutigen Horror

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Boyce entdeckt bald, dass die Nazis in dem Dorf mehr betreiben als nur eine Radarstation im Kirchturm. Tief unter dem Dorf werden unter der Führung des Nazi-Offiziers Wafner (Pilou Asbæk) schreckliche Experimente an Menschen durchgeführt. "Das tausendjährige Reich braucht auch tausendjährige Soldaten", meint Wafner.

Regisseur Julius Avery ("Son of a Gun") und Drehbuchautor Billy Ray ("Captain Phillips") verstehen es meisterhaft die Genregrenzen langsam zu verschieben. Die erste Hälfte des Films ist ein eindrucksvolles Action-Kriegsdrama. Blutige Schockmomente geben schon die Richtung vor. Ab dem Moment, in dem ein geschockter Boyce die Experimente der Nazis mit eigenen Augen sieht, ist Schluss mit einfacher Kriegsfilm-Action. Ab jetzt übernimmt blutiger B-Movie-Horror! Aber überraschend gut inszeniert und auch visuell gut umgesetzt. Blut spritzt, Knochen brechen und Zombies marschieren auf, Maschinengewehre und Flammenwerfer werden in Stellung gebracht.

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Die Kombination von Nazis und Zombies in "Operation: Overlord" wäre an sich nichts Neues. Erfrischend ist aber die überraschend gute Inszenierung des Films weitgehend ohne Trash-Movie-Ironie. Der Genre-Twist erinnert auch ein wenig an den Kultfilm "From Dusk Till Dawn", der als Gangsterfilm startet und als Vampir-Schocker endet. Die Wendung passiert hier zwar nicht ganz so aus heiterem Himmel, aber das schmälert das Kultpotenzial von "Overlord" bei Genre-Fans nicht.

"Operation: Overlord" ist ein erstaunlich gut gelungener B-Movie-Actionfilm und einer der besten Genrefilme des Jahres. Ein Höllenspaß für Nicht-Zartbesaitete!

 

Erwin Schotzger