Können Lieblingsfilme etwas über die Psyche ihrer Fans aussagen?
Von Oezguer Anil
Twitter User @HosteenCholo wollte wissen, ob es bestimmte Filme gibt, bei denen man sofort erkennt, dass die Personen, die sie mögen, sympathisch sind. "Wir alle kennen Red-Flag-Filme wie 'Fight Club', 'Joker' etc. aber gibt es auch Green-Flag-Filme? Filme bei denen ihr sofort das Gefühl habt, dass ihr dieser Person vertrauen könnt?"
Schauspieler Joseph Gordon Levitt reagierte prompt mit einem Foto des Films "Vergiss mein nicht!". Ein anderer User nannte gleich das ganze Genre des Animationsfilms als positives Beispiel. Was jedoch als einfache Social-Media-Meinungsumfrage begann, wurde schnell zu einer digitalen Schlammschlacht, denn nicht jeder war mit der Fragestellung einverstanden.
Sagt dein Lieblingsfilm etwas über dich aus?
Es wurde heftig darüber debattiert, ob eine Einteilung in "gute" und "böse" Filme überhaupt möglich ist. "Man kann 'Fight Club' und 'Joker' auch mögen, ohne wie Tyler Durden oder Arthur sein zu wollen", schrieb Journalist Paul Tassi. Die in der Frage erwähnten Filme wurden bereits mehrmals für ihre tyrannischen Hauptfiguren kritisiert. Ähnlich wie bei "Breaking Bad", erzählen diese Filme die Geschichte von durchschnittlichen Männern, die falsche Entscheidungen treffen und mit ihren verwerflichen Handlungen zu einer Art faschistischem Anführer werden.
"Alle die sich darüber aufregen, ihr seid jene Leute über die der Regisseur von 'Fight Club' geredet hat. Man sollte Tyler, Bojack oder Rich Sanchez nicht lieben. Ihr seid alle seltsam!“ tweetete @thejanets als Antwort auf die Beschwichtigungsversuche vieler UserInnen.
Macht der Gewohnheit
Das Besondere an diesen sogenannten Red-Flag-Filmen ist die Tatsache, dass sie vollkommen konträr zu der Erzählhaltung des üblichen Mainstreamkinos stehen. Normalerweise setzen RegisseurInnen alles daran, eine Hauptfigur so sympathisch wie möglich zu machen. Etliche Drehbuchgurus haben ein Vermögen damit verdient, Strategien zu entwickeln, wie man ein Publikum dazu bringt mit einer Hauptfigur mitzufühlen. Durch die ständige Wiederholung der gleichen Erzählstrukturen ist es im Mainstreamkino zum ungeschriebenen Gesetz zwischen ZuseherInnen und ProduzentInnen geworden, dass man zur Hauptfigur hält, egal wie schlecht es für sie auch aussehen mag.
Shitstorm
Filme wie "Fight Club" und "Joker" brechen diese ungeschriebene Regel und sorgen damit zurecht für Irritation. Schließlich wurde das Publikum seit Jahrzehnten dazu konditioniert, dass die Hauptfigur auf der guten Seite steht und am Ende über das Böse siegt. Wenn die Hauptfigur jedoch schleichend die Seiten wechselt, und am Ende auf der Seite der Täter steht, ist das Publikum mit einem moralischen Dilemma konfrontiert. Diejenigen, die am Ende nicht mehr auf der Seite der Hauptfigur stehen, müssen eine unkonventionelle Distanz zum Film einnehmen und jene die noch immer zur Hauptfigur halten, sind in die Falle der RegisseurInnen getappt, da sie nicht bereit waren, sich von ihren antrainierten Sehgewohnheiten zu verabschieden.
Hier die besten Twitter-Reaktionen zu dem Thema: