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Vor der Linse: Wie funktioniert die Arbeit eines Drehbuchautors?

In unserer neuen Rubrik "Vor der Linse" werfen wir einen Blick auf die brennenden Fragen der Filmwelt – verständlich erklärt! "Vor der Linse" erscheint an jedem Mittwoch zur Monatsmitte.

Alles was wir auf der Leinwand oder auf unseren Bildschirmen sehen, hat mit einer Idee begonnen. Um die Idee in einen Film oder eine Serie zu verwandeln, muss sie erst einmal niedergeschrieben werden. Im fiktionalen Bereich werden die Menschen, die die Geschichte zu Papier bringen, Drehbuchautor:innen genannt, doch wie sieht deren Job eigentlich im Detail aus? Oder anders gefragt:

Was macht eigentlich ein:e Drehbuchautor:in?

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Was muss in einem Drehbuch stehen?

Das Drehbuch ist die Basis für die spätere Verfilmung einer Geschichte. In der Filmbranche gilt der Richtwert: eine Seite Drehbuch ist gleich eine Minute Film. Es ist die Aufgabe des/der Drehbuchautor:in, die Welt der Figuren und den Verlauf der Handlung so gut wie möglich im Drehbuch zu beschreiben. Auch wenn es bei jedem Projekt große inhaltliche Unterschiede gibt, hat sich eine gewisse Drehbuchform in der Branche etabliert.  

Zu Beginn jeder Szene stehen kurze Anmerkungen, ob es sich um eine Innen- oder Außenszene handelt, welche Tageszeit gerade ist und wo die Szene stattfindet. Danach folgt meist eine kurze Beschreibung der Szenerie, die oft in einen Dialog zwischen den unterschiedlichen Charakteren mündet. 

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Was ist der erste Schritt beim Schreiben eines Drehbuchs?

Der Weg zu einem Drehbuch kann sehr unterschiedlich verlaufen. Mal gibt es Charaktere, die man näher erforschen möchte, mal eine Situation, die vielversprechend klingt. Wie die Entwicklung dieser Ideen sich schließlich gestaltet, ist von Autor:in zu Autor:in unterschiedlich. Ein beliebter Prozess ist dabei das sogenannte "Outlining": damit wird eine Art oberflächliche Gliederung der wichtigsten inhaltlichen Punkte bezeichnet, wodurch man einen guten Überblick über die Struktur der Handlung bekommt, bevor man die einzelnen Szenen ausarbeitet. 

Daniel Kwan, der dieses Jahr für "Everything Everywhere All at Once" unter anderem mit dem Oscar für das beste Drehbuch ausgezeichnet wurde, sagte im "Hollywood Reporter"-Interview über seinen Schreibprozess: "90 Prozent meiner Arbeit ist das Outlining. [...] Wir stecken sehr viel Arbeit in die Anordnung der großen Handlungsabläufe rein." Sein nominierter Kollege und zweifache Oscar-Preisträger Martin McDonagh hat jedoch einen ganz anderen Zugang. Er startete seinen Schreibprozess an "The Banshees of Inisherin" nur mit dem Wissen, dass sich zwei Freunde trennen würden und ließ sich im Laufe der Arbeit von seiner Kreativität überraschen, ohne zu wissen, wohin die Geschichte führen würde. 

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Film vs Serie

Der Kinofilm ist jedoch nicht die einzige filmische Erzählung, die ein Drehbuch braucht. Wir haben Drehbuchautorin Malina Nnendi Nwabuonwor, die Drehbücher für Disney, Netflix und co. schreibt (u.a. "Sam – ein Sachse"), zu den Unterschieden zwischen dem Schreiben für Film und Serie befragt. 

"Bei einer Serie baut man oft ein viel größeres Universum und hat mehr Laufzeit. Ein Film muss es schaffen, innerhalb eines begrenzten Zeitrahmens präzise zu erzählen. Streaming-Aufträge und besonders Serien werden oft in rasantem Tempo gemacht, man muss unter extrem hohem Druck arbeiten, weil oft schon weitere Staffeln beauftragt werden. Kino durchläuft andere Finanzierungsstufen, deswegen braucht man dafür oft einen längeren Atem."

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Was ist ein Writers Room?

Ein beliebtes Mittel für die Drehbuchentwicklung bei Serien ist der sogenannte Writers Room. Statt eines/einer Autor:in arbeiten hier mehrere Autor:innen gemeinsam an der Entwicklung der Geschichte und teilen sich oft die Episoden untereinander auf.

"Ich bin ein großer Fan vom kollaborativen Prozess in Writers Rooms. Verschiedenste Menschen kommen zusammen und arbeiten an einer gemeinsamen Vision. Erstaunlich, wie sich dann ganz oft ein kollektives Denken bildet und man ganz organisch an einer Geschichte bastelt. Besonders bei einer Serie ist der Arbeitsaufwand ansonsten auch einfach schwer zu bewältigen. Ein weiterer Aspekt ist für mich die Vielschichtigkeit, die eine Erzählung durch die Einbindung verschiedener Perspektiven erhält", so Nwabuonwor im film.at-Interview.

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Wann ist ein Drehbuch fertig?

Es gibt keine Richtlinien dafür, wie lange die Arbeit an einem Drehbuch dauert. Manche Projekte werden in wenigen Wochen entwickelt, andere brauchen Jahre, bis sie abgeschlossen sind. Ab einem gewissen Zeitpunkt gibt der/die Drehbuchautor:in das Drehbuch in die Hände von Regisseur:innen und Produzent:innen ab, die die Geschichte schließlich mit Schauspieler:innen umsetzen. 

Dazu Nwabuonwor: "Ich persönlich würde gern bis zum vollendeten Produkt dabei bleiben, also auch am Set als Autorin zur Verfügung stehen, um somit die Vision aus dem Stoffentwicklungsprozess noch nahtloser mit in die Herstellung zu tragen. Leider gibt es dafür im deutschsprachigen Raum oft noch nicht die finanziellen Ressourcen beziehungsweise die Tradition dazu, so wie es zum Beispiel im amerikanischen Raum gehandhabt wird. Zentral für den Beruf ist jedoch gute Kommunikation. Film ist schließlich Teamarbeit und unterschiedlichste Rädchen müssen ineinandergreifen."