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Wahre Verbrechen: Darum ist True Crime bei Frauen so beliebt

Magazine über wahre Verbrechen, Krimi-Podcasts und Netflix-Dokus über SerienmörderInnen haben in den letzten Jahren einen regelrechten Boom erlebt. Es geht um schreckliche Vorkommnisse und teilweise exzessive Gewalt. Eigentlich Themen, denen man aus dem Weg gehen möchte, könnte man meinen.

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Warum ist True Crime also so beliebt? ExpertInnen liefern mögliche Gründe und erklären auch, warum sich insbesondere Frauen True Crime zuwenden.

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"True Crime ist ein weibliches Phänomen"

Sieht man sich die LeserInnenschaft einer der auflagenstärksten True-Crime-Zeitschriften in Deutschland an, "Stern Crime – wahre Verbrechen", so wird diese zu 81 Prozent von Frauen gelesen, wie die "Süddeutsche" berichtet. Und auch bei den Krimi-Podcasts verhält es sich ähnlich: Laut einer Studie von "Seven.One" sind stolze 93 Prozent der befragten True-Crime-HörerInnen weiblich. 58 Prozent der Befragten sind zwischen 20 und 29 Jahre alt. Die Studie kommt zu dem Ergebnis: "True Crime ist ein weibliches Phänomen".

Mögliche Gründe

Was sind die möglichen Gründe dafür? Psychotherapeutin Franca Cerutti vom Podcast "Psychologie to go!" erklärt gegenüber "Seven.One": "Die Faszination an True Crime, und warum insbesondere Frauen dieses Podcast-Genre lieben, ist noch nicht ausreichend erforscht. Man kann aber spekulieren, dass die Mischung aus Nervenkitzel, psychologischer Analyse und persönlichem Kontrollbedürfnis eine Rolle spielt." Sieht man sich die Zahlen des deutschen Bundeskriminalamtes an, so wird ersichtlich, dass Frauen im Vergleich zu Männern wesentlich mehr Angst haben, Opfer eines Verbrechens zu werden.

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Frauen haben mehr Angst, Opfer eines Verbrechens zu werden

Diese Angst ist nicht unbegründet, denn überwiegend trifft Gewalt Frauen, während beispielsweise im Jahr 2022 in Österreich die TäterInnen überwiegend männlich waren (90 Prozent!). Cerutti vermutet, dass sich Frauen durch das Konsumieren von True-Crime-Formaten möglicherweise besser gewappnet fühlen: "Podcasts könnten wie moderne Märchen fungieren, die unterhaltsam auf Gefahren hinweisen und für prekäre Situationen sensibilisieren", erklärt die Expertin. 

True Crime kann Lernkomponente haben

Coltan Scrivner ist Verhaltensforscher am Recreational Fear Lab in der Aarhus Universität in Dänemark und kann Ceruttis Vermutung bestätigen. Laut Scrivner können True-Crime-Formate dazu beitragen, sich vorbereiteter zu fühlen, wie "Daily Mail" berichtet. "Wahre Verbrechen können eine Lernkomponente haben, oder zumindest eine vermeintliche Lernkomponente. Wir haben das Gefühl, dass wir in solchen Situationen besser vorbereitet sind. Wenn es also zu einer gefährlichen Situation kommt, fühlt man sich ein wenig besser vorbereitet und weiß, was man tun oder lassen sollte", so der Experte. 

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True Crime: Liegt Grund für Faszination in Genen?

Scrivner ist der Meinung, dass es einen primitiven Grund gibt, weshalb Menschen von wahren Verbrechen so fasziniert sein können. Er schätzt, dass die Neugier gefährlichen Personen gegenüber wahrscheinlich vor etwa 300.000 Jahren entstanden ist, denn als die Menschen begannen, Sprache einzusetzen, wurde proaktive Aggression anstelle von reaktiver Aggression vorangetrieben.

"Dies stellt für Menschen ein Problem dar, denn bei proaktiver Aggression ist es schwer zu erkennen, wer einem Schaden zufügen will", sagt der Verhaltensforscher. "Das setzt unseren Verstand unter Selektionsdruck, damit er lernt, nach Informationen zu potenziell gefährlichen Personen zu suchen." An dieser Stelle knüpft die (vermeintliche) Lernkomponente von True-Crime-Formaten an. 

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Studie bestätigt möglichen Lernfaktor

Eine amerikanische Studie, die im Journal "Social Psychological and Personality Science" erschien, ergab, dass 65 Prozent der weiblichen Befragten Kriminalbücher bevorzugten, die Informationen zum Motiv des/der Mörders/Mörderin beinhalteten. Im Allgemeinen fühlten sich Frauen mehr als Männer zu Büchern hingezogen, die Tipps enthalten, wie man sich gegen AngreiferInnen verteidigen kann. Das ForscherInnenteam schließt daraus, dass die Möglichkeit, aus diesen Geschichten Verteidigungstaktiken zu lernen, ein Faktor ist, der Frauen mehr als Männer zu True-Crime-Büchern hinzieht.

44 Prozent haben "Lieblings-Serienmörder/in"

Eine aktuelle Umfrage kommt zu ähnlichen Ergebnissen. Von "Onepoll" wurden 2.000 True-Crime-Fans befragt. Die Auswertung ergab, dass 76 Prozent der Befragten meinen, der Konsum von Inhalten über wahre Verbrechen würde ihnen dabei helfen, ähnliche Situationen, die ihnen passieren könnten, zu vermeiden. Weitere Ergebnisse: 44 Prozent gaben zu, eine/n "Lieblings-Serienmörder/in" zu haben und 67 Prozent würden sich gerne mit einem/einer solchen mal unterhalten.

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Die Gründe im Überblick:

  • (Vermeintliche) Lernkomponente
  • Befriedigung der Lust am Abenteuer (laut "Seven.One"-Studie)
  • Morbide Neugier könnte in Genen liegen
  • Gewisse Hinwendung zu VerbrecherInnen

Die Gründe, warum True-Crime-Formate so beliebt sind, stellen also eine Mischung aus verschiedenen Dingen dar. Bei Frauen steht die (vermeintliche) Lernkomponente ganz oben, dicht gefolgt von dem Stillen der Neugier sowie einem gewissen Nervenkitzel, den man sich in den Alltag holt. Die Lernkomponente ist jedenfalls ein Kriterium, welches dafür spricht, dass True-Crime-Formate durchaus auch einen positiven Einfluss auf die KonsumentInnen haben können.