"WandaVision" vs. "Doctor Strange": Ist Marvel sexistisch?
"WandaVision“ steht kurz vor dem großen Staffelfinale. Für insgesamt neun Episoden, von denen die letzte am 5. März erscheint, standen Wanda Maximoff und ihre verrückte Welt im Zentrum des Marvel-Universums. Mittels Sitcom-Elementen wurde der Wunsch der Superheldin nach einem idyllischen Familienleben zum Leben erweckt. Sie hat sich mit ihrem Leid in eine Traumwelt geflüchtet, aber muss sich schlussendlich auch mit ihrem Trauma auseinandersetzen.
In Folge acht erfuhr man, dass sie ihre Kräfte nicht äußeren Gegebenheiten, sondern ihren eigenen Fähigkeiten zu verdanken hat. Sie hat jedoch nie gelernt, ihre Kräfte zu kontrollieren, sondern musste ihren eigenen Weg finden, um mit ihnen umzugehen.
Nachdem Wanda lange Zeit an der Seite der Avengers gekämpft hatte, konnte sie ihr ganzes Potential erst nach dem Tod von Vision entfalten. Damit hat sie große Ähnlichkeiten mit anderen übernatürlichen weiblichen Filmfiguren, die oft nicht fähig sind, ihre Kräfte zu erkunden, und erst eine emotionale Tragödie brauchen, um ihr wahres Ich zu erkennen.
Emotional vs. Nachdenklich
Scarlet Witch reproduziert eine Reihe von popkulturellen Klischees, die bei Frauen mit magischen Kräften immer wieder verwendet werden. Ihre Fähigkeiten werden als wild und instabil charakterisiert und die ganze Welt, in der sie sich aufhält, gleicht einem Märchen. Sie bildet damit einen starken Kontrast zu Doctor Strange, mit dem sie in Zukunft Seite an Seite kämpfen wird.
Der von Benedict Cumberbatch gespielte Marvel-Held ist ein versnobter Perfektionist, der in der Vergangenheit als Chirurg gearbeitet hat und sehr präzise mit seinen Kräften umgehen kann. Er hat eine lange Kampfausbildung hinter sich und aktiviert seine Fähigkeiten, indem er komplexe Formen in die Luft malt. Scarlet Witch hingegen stößt unkontrollierbare rote Energiewellen von sich oder manipuliert auf hinterhältige Weise die Gefühle von anderen.
Narrative
Der große Kontrast zwischen den beiden Figuren ist nicht zwangsweise sexistisch, aber zeigt, wie Männer und Frauen durch die Gesellschaft geprägt werden. Dabei spielen die Narrative, die dem ungleichen Duo zugrunde liegen, eine wichtige Rolle.
Hexen-Geschichten handeln oft von verstoßenen Frauen, die sich gegen die etablierte Ordnung auflehnen, wohingegen Doctor Stranges Narrativ daraus besteht, dass er ohne Widerrede zum unantastbaren Zaubermeister erklärt wird. Auch wenn gesagt wird, dass Scarlet Witch mächtiger als Doctor Strange ist, trifft diese Beschreibung nicht ganz zu. Sie hat zwar stärkere Kräfte als er, aber dadurch, dass sie keine Kontrolle über sie hat, verletzt Wanda auch Menschen, die sie beschützen sollte.
Blockbuster-tauglich
Beide Figuren weichen von der Comic-Vorlage ab, um einem Blockbuster-Publikum zu gefallen. Komplizierte Vorgeschichten werden vereinfacht und die zahlreichen Handlungsstränge in eine konsumierbare Adaption gepresst, die sowohl bei den einzelnen Filmen als auch im Marvel-Film-Universum funktionieren muss.
"WandaVision“ gelingt es, einer weiblichen Superheldin die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdient. Es ist zu hoffen, dass Scarlet Witch an der Seite von Doctor Strange in "Doctor Strange and the Multiverse of Madness“ nicht nur zu einer klischeehaften Nebenfigur wird, sondern ihre eigene Haltung gegenüber dem Chaos im Marvel-Universum durchsetzen kann.