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Vikings: Wikinger, die im Kreise rudern

"Baldur" ist der bisherige Tiefpunkt von "Vikings". Der Abstieg hatte schon in der vierten Staffel begonnen, aber selbst nach dem Tod der Hauptfigur Ragnar Lodbrok machte die Geschichte rund um seine Söhne in der ersten Staffelhälfte noch Spaß. Aber in der zweiten Hälfte der fünften Staffel hat "Vikings" rapide abgebaut. Die Handlung dreht sich die meiste Zeit im Kreis, die hervorragend aufgebauten Charaktere werden ruiniert und immer uninteressanter. Inzwischen ist die Frage berechtigt, ob es nicht besser wäre, diesen einst so faszinierenden Charakteren schon am Ende dieser Staffel den Todesstoß zu versetzen. Wozu noch eine abschließende sechste Staffel, wenn es so weitergeht wie in dieser und den letzten Episoden. Lieber ein Ende mit Schrecken als ein Schrecken ohne Ende!

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SPOILER-ALARM! Wer die neue Folge von "Vikings" noch nicht gesehen hat, sollte hier nicht weiterlesen.

 

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Hvitserk beim Saunakönig

Wo anfangen? Beim Saunakönig Olaf. Bei ihm trifft Hvitserk am Beginn ein und macht sich gleich einmal zur Lachnummer. Ein Zwergwikinger, offenbar die rechte Hand von Olaf, fordert ihn auf sich nackt auszuziehen, um zu König Olaf weitergelassen zu werden. Hvitserk tut es mit Gelassenheit, die wohl knallhart wirken soll, aber eben eher lächerlich rüberkommt. Der fette König Olaf residiert offenbar die meiste Zeit in einer Sauna. Hvitserk vergleicht ihn mit einem rundlichen Buddah (damit kann man zumindest sagen, dass die Buddah-Episode irgendwo hingeführt hat), aber er schaut eher aus wie ein gealterter Rutger Hauer mit Bierbauch. Und wieso schauen die Wikinger in Vikings eigentlich jetzt bei rituellen Festen immer wie exotische Südländer aus? Egal. Hvitserk will, dass Olaf mit ihm nach Kattegat zieht, um Ivar vom Thron zu stoßen. Wirklich gute Gründe, warum Olaf ihm dabei mit seiner Armee zur Hand gehen sollte, bringt Hvitserk nicht vor. Kein Wunder also, dass Olaf den Ragnarsohn in die Folterkammer wirft, die – richtig – eine Sauna ist. Weniger nachvollziehbar ist, warum es sich Olaf am Schluss doch noch anders überlegt und nun mit Hvitserk nach Kattegat ziehen will, um Ivar zu stürzen.

 

Ivar schlägt um sich

In Kattegat verbrennen die Sturmtruppen von Ivar inzwischen – wenig überraschend – die Geliebte von Hvitserk bei lebendigem Leibe. Aber nicht nur sie, sondern auch ihren Vater und die Hälfte des Dorfes. Nachdem die Figur seiner Göttlichkeit am Hauptplatz geschändet wurde, greift Ivar hart durch. Immerhin der Charakter von Ivar bleibt konsequent (überzeichnet). Nur ist einfach nicht nachvollziehbar, woher die loyalen Sturmtruppen von Ivar kommen sollen. Selbst Ragnar musste seinerzeit die Männer und Frauen seines Dorfes immer wieder überzeugen, ihm zu folgen. Das Abbild einer autoritären, ja sogar totalitären, Herrschaft wie im 20. Jahrhundert ist weder historisch noch in der etablierten Welt der Serie glaubwürdig.

Besser ist hingegen die Geschichte rund um den Sohn von Ivar: Baldur, benannt nach dem nordischen Gott, kommt wie Ivar (obwohl nicht sein leiblicher Sohn) deformiert zur Welt. Während Freydis darin erfreut ein Zeichen der Göttlichkeit sieht, reagiert Ivar genauso wie sein Vater damals bei seiner Geburt. Er will das Kind im Wald töten, um ihm ein Leben in Qualen zu ersparen. Damit würde Ivar immerhin einen letzten Hauch von Selbstlosigkeit zeigen, wenn er nicht auch noch seinen Eigennutz im Sinne hätte. Baldur würde seine Untertanen und ihn selber immer daran erinnern, was er wirklich ist: ein verletzlicher Mensch, kein unverwundbarer Gott. Ivar lässt das Baby schreiend im Wald zurück. Wir werden sehen, ob es von Freydis gerettet wird wie Ivar einst von seiner Mutter.

 

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England den Dänen

In Wessex zieht Ubbe als Anführer der Armee von König Alfred gegen die drei Dänenkönige, die an der Küste gelandet sind. Doch er will nicht mit ihnen kämpfen, sondern verhandeln. Eigentlich nicht ganz der Auftrag, den er von Alfred bekommen hat. Er bietet jedem Dänenkönig ein Stück Land in Wessex an. Ob das im Sinne von König Alfred ist? Heute würde man wohl von Kompetenzüberschreitung sprechen. Abgesehen davon hat es Alfred politisch nur knapp überlebt, den Söhnen von Ragnar ihr versprochenes Land zu überlassen. Diese Wendung ist also einmal mehr völlig an den Haaren herbeigezogen. Zwei der drei Könige gehen auf das Angebot ein, den dritten fordert Ubbe zum Zweikampf heraus. Wer gewinnt, werden wir in der nächsten Episode sehen.

In York heiratet Björn die Schildmaid Gunnhild, was wohl – auch wenn beide das Gegenteil versprechen – für böses Blut zwischen ihm und Harald sorgen wird.

 

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Gebrochene Lagertha und kranke Judith

Noch viel absurder ist die Entwicklung von Lagertha. Sie lebt. Judith findet sie völlig verstört und gebrochen bei einer alten Frau. Das steht völlig im Widerspruch zu ihrem bisher in der Serie dargestellten Charakter. Was Lagertha im Laufe der Serie schon alles mitgemacht hat. Warum sollte sie gerade nach dieser für sie relativ unbedeutenden Schlacht aufgeben? Wegen dem Tod von Heahmund? Wohl kaum. Die verwirrte Lagertha spricht ständig vom Alter. Nur dass in dieser Serie die Zeit an den Frauen beinahe spurlos vorübergeht. Lagertha, Judith, Torvi. Während die Männer merklich altern, sterben die Frauen früh oder bleiben ewig jung und schön.

Apropos sterben: Judith hat Brustkrebs, eine in der Moderne verbreitete Krankheit, aber im Mittelalter wohl eher nicht die häufigste Todesursache von Frauen. Diese Entwicklung ist nur eines von vielen Beispielen (Sauna, Totalitarismus, etc.), dass Serien-Autor Michael Hirst offenbar jegliches Gefühl für die authentische Darstellung der Zeit abhandengekommen ist, in der "Vikings" spielt.

Und was tut sich bei Floki in Island? Nichts, worüber es wert wäre zu berichten. Er trennt sich von den Menschen, die ihm gefolgt sind, und wird wieder zum Einsiedler auf der Suche nach den Göttern. Möge er den Weg nach Walhalla oder ins Totenreich von Hel rasch finden und diesem vollkommen substanzlosen Handlungsstrang endlich ein Ende bereiten.

 

Noch zwei Episoden. Die fünfte Staffel von "Vikings" neigt sich dem Ende zu. Nach dieser Halbstaffel ist die Vorfreude auf die nächste Staffel (zumindest bei mir) kaum noch vorhanden. So viel ist jetzt schon sicher.