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61. Viennale: Das Filmprogramm im Überblick

Unter dem drückenden Eindruck der Krisen in Israel und der Ukraine hat Dienstagabend die Viennale das Programmpaket ihrer heurigen Ausgabe präsentiert, die ab 19. Oktober wieder für knapp zwei Wochen Wien mit dem Filmschaffen aus aller Welt versorgt. "Es ist ein Festival für die Stadt", unterstrich Direktorin Eva Sangiorgi den lokalen Impact des Filmreigens: "Ein Festival ist ein Ritual und zieht auch Menschen an, die unter dem Jahr nicht die Zeit finden, ins Kino zu gehen."

Wiens Kulturstadträtin Veronica Kaup-Hasler (SPÖ) zeigte sich betroffen von den jüngsten Entwicklungen weltweit: "Das ist schon ein fast utopisch anmutender Ort: eine Stadt, in der wir ohne Gefahr sein können, Festivals eröffnen und in Vorfreude auf Filme, die wir sehen werden." Aber gerade in Zeiten wie diesen komme einem Festival wie der Viennale eine besondere Rolle zu: "Kunst kann vermutlich nicht die Welt verändern, aber sie kann multiperspektivisch auf Menschen und Visionen schauen. Und sie kann Mut machen. [...] Das ist die Aufgabe der Viennale: Den Blick auf die Welt öffnen."

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Eröffnungsfilm aus Ungarn

Schon der offizielle Eröffnungsfilm ist ein dezidiert politisches Werk. Hier hat Eva Sangiorgi erstmals unter ihrer Ägide nicht das Werk einer Regisseurin programmiert, sondern die Arbeit "Magyarázat Mindenre" (Explanation for Everything) von Gábor Reisz, in dem eine verpatzte Maturaprüfung sich zum Panoptikum Ungarns unter Viktor Orban auswächst. Humorvoller geht es zum Festivalabschluss am 31. Oktober zu, wenn in der traditionellen Gala Quentin Dupieux' surreale Komödie "Yannick" angesetzt ist, in der die titelgebende Figur während einer Theateraufführung ihrem Unmut freien Lauf lässt.

Zwischen diesen beiden Werken wird für die Cineastinnen und Cineasten der Bundeshauptstadt in fünf Festivalkinos unter anderem ein Bogen geschlagen über erfolgreiche Werke, die zuletzt auf den großen Festivals ihre Premiere feierten. Dazu zählen etwa Yorgos Lanthimos' feministische Frankenstein-Paraphrase "Poor Things" als aktueller Venedig-Gewinner oder das Gerichtsdrama "Anatomie d'une Chute" von Justine Triet, das heuer in Cannes mit der Goldenen Palme gewürdigt wurde. Aber auch die österreichische Koproduktion "Animal" von Sofia Exarchou, Wim Wenders' Anselm-Kiefer-Hommage "Das Rauschen der Zeit" oder sein berührendes Drama "Perfect Days", Philippe Garrels "Le Grand Chariot" und nicht zuletzt Agnieszka Hollands Fluchtdrama "Zielona Granica" sind nun auch in Wien zu erleben.

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Heimische Filme

Überraschend stark vertreten ist daneben auch das österreichische Filmschaffen. Dazu gehört etwa "Adentro mío estoy Bailando" von Leandro Koch und Paloma Schachmann, Martha Mechows Experimentalfilm "Die ängstliche Verkehrsteilnehmerin", Sudabeh Mortezais Drama "Europa" oder Jessica Hausners Dystopie "Club Zero". Und Adrian Goigingers mit Spannung erwartete Zusammenarbeit mit Voodoo Jürgens unter dem Titel "Rickerl" ist ebenso programmiert wie Timm Krögers österreichische Koproduktion "Die Theorie von allem", die nach ihrer Venedig-Premiere nun auf der Viennale zu sehen ist.

Die traditionelle Retrospektive gemeinsam mit dem Österreichischen Filmmuseum ist Raúl Ruiz gewidmet und dauert auch über die Viennale hinaus, konkret bis zum 10. Jänner 2024. 40 Arbeiten des Regisseurs, Künstlers und Autors sind dabei zu erleben - und am 26. Oktober auch Frankreichs dann 80-jährige Filmdiva Catherine Deneuve, die als Gast der Filmmuseum-Retrospektive zur Viennale in Wien Kurzstation machen wird. Länger im Festivaleinsatz ist die Viennale-Zentrale in der Kunsthalle, die ein Comeback feiert und wieder Gesprächsrunden, Fachveranstaltungen und Musikevents - etwa abermals mit Lars Eidinger als DJ am 21. Oktober - vereint.

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Die Sonderschiene "Kinematografie" vereint unter dem Titel "Widerstand, Erinnerung, Neuerfindung" 25 Filme des chilenischen Kinos aus den vergangenen 50 Jahren, während die mit dem Filmarchiv organisierte Kinematografie-Sektion "Keine Angst" sich dem österreichischen Kino der 80er Jahre widmet. Die "Monografie" schließlich ist heuer den beiden Filmschaffenden Nicolas Klotz und Elisabeth Perceval gewidmet, deren Œuvre in neun Programmen erfahrbar gemacht wird. Alles in allem also ein breiter Strauß, der Kinofreundinnen und -freunden die Flucht aus der herben Realität in den dunklen Kinosaal ermöglicht.

Das gesamte Programm findet Ihr hier!