"Victim/ Suspect": Wenn aus Opfern ungewollt Täterinnen werden
Von Maike Karr
In 160 Fällen dokumentiert die Journalistin Rae de Leon, wie in den USA Vergewaltigungsopfer zu Täterinnen gemacht werden. Das Justizsystem dient dem Schutz von Männern und Vergewaltigern. Das Schlimme daran? Den Frauen wird nicht nur nicht geglaubt, sondern nach ihrer polizeilichen Aussage werden sie von den Behörden, die sie beschützen sollten, mundtot gemacht und sogar angeklagt.
Hier ist der Trailer zur Netflix-Doku "Victim/ Suspect":
Worum geht's in "Victim/ Suspect"?
Die Journalistin Rae de Leon deckt bei ihrer ersten Ermittlung auf eigene Faust, für die sie quer durch die USA reist, ein schockierendes Muster auf: Junge Frauen, die Opfer eines sexuellen Übergriffs werden und dies der Polizei melden, werden der Falschaussage beschuldigt, verhaftet oder landen sogar im Gefängnis. Auf der Suche nach Gerechtigkeit fallen sie dem System zum Opfer, von dem sie sich Schutz erhofften.
Das Schockierende an der Netflix-Doku? Dass man im Grunde es schon wusste – oder man konnte es sich zumindest denken –, wie schlecht mit Opfern von sexueller Gewalt umgegangen wird. "Victim/ Suspect" führt es uns nur direkt vor Augen. Vielleicht auch notwendig.
"Victim/ Suspect" ist gleichermaßen bedrückend wie bedeutend. Wir dürfen nicht die Augen vor solchen tragischen und schmerzhaften Realitäten verschließen. Die Netflix-Doku verdeutlicht, wie patriarchalisch das Justizsystem in den USA ist. Hierzulande sieht es zwar besser aus, aber die Grundprobleme sind dann doch die gleichen. Gesetze wie "Im Zweifel für den Angeklagten" beschützen in Aussage-gegen-Aussage-Prozessen den (potenziellen) Vergewaltiger. Aus diesem Grund ist es nach wie vor wichtig, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.
Wann und wo kann man "Victim/ Suspect" streamen?
Der Dokumentar-Krimi erscheint am 23. Mai auf Netflix.