"True Detective"-Staffel 4: Die wahre Geschichte dahinter
Von Maike Karr
Kennt ihr solch unerklärliche Vorfälle und Phänomene, bei denen euch ein Schauer über den Rücken läuft? Auf solchen basiert die vierte Staffel von "True Detective" und macht die ohnehin mysteriöse und düstere Krimiserie noch viel tragischer. Erfahrt hier, von welcher wahren Geschichte die neuen Folgen mit Oscarpreisträgerin Jodie Foster inspiriert wurden.
Worum geht's in Staffel 4 "True Detective"?
Als die Polarnacht in Ennis, Alaska, beginnt, verschwinden acht Männer, die die arktische Forschungsstation Tsalal betreiben, spurlos. Die Detectives Liz Danvers (Jodie Foster) und Evangeline Navarro (Kali Reis) sollen den Fall lösen. Dafür müssen sie nicht nur die gespenstischen Wahrheiten ergründen, die unter dem ewigen Eis begraben liegen, sondern sich auch der Dunkelheit stellen, die sie in sich tragen.
Erzählt "True Detective" eine wahre Geschichte?
"True Detective: Night Country" basiert zwar nicht direkt auf einer wahren Geschichte, aber es gibt zwei reale Ereignisse, die die Handlung des düsteren Dramas inspiriert haben. Showrunnerin Issa López sagte im November 2023 gegenüber "Vanity Fair", dass der Vorfall am Dyatlov-Pass und der Fall der Mary Celeste ihr bei der der Entwicklung der Serie besonders im Gedächtnis geblieben sind.
Der Mary Celeste-Vorfall
1872 wurde das amerikanische Segelschiff Mary Celeste mitten auf seiner Fahrtroute ohne seine gesamte Besatzung entdeckt. Der Fall gab den Behörden damals Rätsel auf, da es keinerlei Anzeichen dafür gab, wohin die Passagier:innen gegangen sein könnten, während die Ladung des Schiffes unversehrt blieb, was die Idee eines großen Diebstahls oder eines Piratenangriffs ausschloss.
Bis heute ist das Rätsel ungelöst, wobei die führenden Theorien von einem irrtümlichen Befehl des Kapitäns, das Schiff zu verlassen, ausgehen. Andere Erklärungen verweisen auf mögliche natürliche Ursachen für den Alarm, wie z. B. ein Unterwasserbeben oder ein Eisberg. Es ist sehr wahrscheinlich, dass die Insass:innen das Schiff mit einem Rettungsboot verlassen haben. Denn eines der Boote fehlte und die Leine, die es mit dem Hauptschiff verband, ist durchtrennt worden. Das lässt darauf schließen, dass die Besatzung einfach vom Schiff abgetrieben und auf See verloren gegangen sein könnte.
Ähnlich wie in "True Detective" ist hier also eine Gruppe von Menschen auf einmal spurlos verschwunden. López sagt gegenüber "Vanity Fair" auch, dass, so wie beim "echten" Fall, in der HBO-Serie "nicht alle Fragen am Ende geklärt werden."
Das Dyatlov-Pass-Unglück
Anfang Februar 1959 waren neun erfahrene sowjetische Wanderer:innen unter der Leitung von Igor Alekseyevich Dyatlov (deshalb der Name des Unglücks) auf dem Weg durch das nördliche Uralgebirge in Russland, als alle von ihnen tot aufgefunden werden. Was genau ist passiert? Als bis zum 20. Februar niemand aus der Gruppe Kontakt zur Außenwelt aufgenommen hatte, baten die Freund:innen und Familienangehörige der Wanderer:innen die Sowjetunion um eine Rettungsaktion. Auf dem Kholat Syakhl (russisch: "toter Berg") stieß man auf das Zelt der Dyatlov-Gruppe.
Ein Sucher berichtete, dass "das Zelt halb abgerissen und mit Schnee bedeckt war. Es war leer, und alle Habseligkeiten und Schuhe der Gruppe waren zurückgelassen worden." Später stellte man fest, dass das Zelt wahrscheinlich von innen aufgeschnitten worden war. Bei Temperaturen mit bis zu -19 Grad Celsius sind die neun Menschen barfuß durch den Schnee, bis zu einem über einen Kilometer entfernten Waldstück gelaufen, wie die Fußabdrücke beweisen.
Dort wurden die ersten beiden Leichen gefunden: ohne Schuhe, in Unterwäsche und neben den Überresten eines kleinen Feuers. Drei weitere Leichen wurden in der Nähe des Zeltes gefunden. Die Leichen der übrigen vier Wanderer:innen wurden erst zwei Monate später in einer nahe gelegenen Schlucht entdeckt, und sie boten das bisher seltsamste und grausamste Bild. Einer Leiche fehlten die Augen, die Zunge, die Lippen und die Wangen. Einer anderen Leiche fehlten die Augen und einer weiteren die Augenbrauen.
Die Todesursache? Die ersten Autopsieberichte deuteten darauf hin, dass sechs von ihnen (wenig überraschend) an Unterkühlung und drei an tödlichen Verletzungen gestorben waren.
Doch wie kamen diese zustande? Und warum haben diese neun Personen überhaupt ihr sicheres Zelt verlassen?
Mögliche Erklärungen für die 9 Leichen des "Dyatlov-Pass-Unglücks"
Sechs Jahrzehnte nach den Ereignissen leitete Russland eine neue Untersuchung des Vorfalls am Dyatlov-Pass ein. Im Jahr 2020 kam sie zu dem Schluss, dass eine Schneebrettlawine die makabre Tragödie verursacht hatte. Douglas Preston von "The New Yorker" glaubt an diese Theorie:
"Der attraktivste Aspekt von Kuryakovs Szenario ist, dass die Handlungen der Dyatlov Gruppe nicht mehr irrational erscheinen. Das Schneebrett, so Greene, hätte wahrscheinlich laute Knackgeräusche gemacht, als es über das Zelt fiel, sodass eine Lawine unmittelbar bevorzustehen schien. Kuryakov merkte an, dass die Skifahrer:innen zwar einen Fehler bei der Platzierung ihres Zeltes machten, aber alles, was sie danach taten, lehrbuchmäßig war: Sie führten eine Notfallevakuierung zu einem Gelände durch, das vor einer Lawine sicher war, sie suchten Schutz im Wald, sie machten ein Feuer, sie gruben eine Schneehöhle."
Und weiter: "Wären sie weniger erfahren gewesen, wären sie vielleicht in der Nähe ihres Zeltes geblieben, hätten es ausgegraben und überlebt. Aber Lawinen sind im Winter die mit Abstand größte Gefahr in den Bergen und je mehr Erfahrung man hat, desto mehr fürchtet man sie. Die Erfahrung der Skifahrer:innen wurde ihnen zum Verhängnis."
Doch "True Detective"-Showrunnerin López ist davon nicht überzeugt. "Eine Lawine erklärt meiner Meinung nach nicht viele der Details", so ihre Meinung. Was hat es zum Beispiel mit den herausgeschnittenen Körperteilen auf sich?
Es gibt aber auch noch sechs weitere Ursachen, die zu dem besonderen Verhalten der Wanderer:innen geführt haben könnten:
- Angriff durch Indigene
- Kernwaffentest
- Mord mit Geheimdienst-Hintergrund
- Luftelektrizität
- Panik durch Wettephänomene
- Drogen
Parallelen zu "True Detetive"
Beide Vorfälle weisen Gemeinsamkeiten mit der HBO-Serie auf und zeigen, dass sich diese von den Ereignissen hat inspirieren lassen. So fehlt sowohl in "True Detective" als auch in den wahren Geschichten eine Zunge, eine Gruppe von Menschen ist scheinbar spurlos verschwunden, es herrscht eine unglaubliche Kälte und Düsternis und die Indigenen spielen eine Rolle. Gruselig!
"True Detective"-Staffel 4 ist auf Sky zu sehen. Hier geht's zur Serie!