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"The Zone of Interest": Die wahre Geschichte von Rudolf Höß

Welcher Mensch würde mit gutem Gewissen 1,1 Millionen Menschen skrupellos vergasen lassen und nebenan ein idyllisches Familienleben führen? Rudolf Höß, der Leiter vom KZ Auschwitz. Was mit ihm und seiner Familie nach dem Zweiten Weltkrieg geschah und wie viel Wahrheit in "The Zone of Interest" steckt, erfahrt ihr hier. So beantworten wir euch auch die Frage, ob sich Familie Höß an den Besitztümern der Toten bereichert hat. 

Das ist die wahre Geschichte des Oscar-Kandidaten:

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Wer war Rudolf Höß? 

Rudolf Höß war ein deutscher SS-Obersturmbannführer während des Zweiten Weltkriegs. 1940 baute er als überzeugter Nationalsozialist im Auftrag Heinrich Himmlers das Konzentrationslager Auschwitz auf und diente bis 1943 als dessen Leitung. Er organisierte den Massenmord in den Gaskammern und hat damit den Tod von mehr als 1,1 Millionen Menschen in Auschwitz zu verantworten. Die Toten waren hauptsächlich Jud:innen, aber auch andere Gruppen wie Roma, Sinti und politische Gefangene. Nach dem Krieg wurde Höß gefangen genommen, vor Gericht gestellt und wegen Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit verurteilt und hingerichtet

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So wurde Rudolf Höß gefangen, verurteilt und hingerichtet 

Im Juli 1944 verließ die Familie Auschwitz, Höß war bereits zuvor von seinem Posten entbunden worden, für kurze Zeit wurde er Lagerkommandant in Ravensbrück an der Havel im heutigen deutschen Bundesland Brandenburg. Bei Kriegsende im Mai 1945 trennte sich die Familie und floh nach Flensburg, einer der wenigen Orte im Deutschen Reich, das noch nicht von den Alliierten besetzt war. 

Unter dem Namen "Franz Lang" tauchte Rudolf Höß, der mittlerweile zu einer der meistgesuchten Kriegsverbrecher:innen geworden war, unter. Nachdem seine Frau und sein ältester Sohn verhaftet und wochenlang von den Nazi-Jägern verhört wurden, wurde Rudolf Höß am 11. März 1946 nahe der dänischen Grenze verhaftet

Beim Nürnberger Prozess sagte er als Zeuge der Verteidigung des NS-Kriegsverbrechers Ernst Kaltenbrunner aus, anschließend wurde er nach Polen ausgeliefert, wo er am 16. April 1947 auf dem Gelände des KZ Auschwitz vor seiner ehemaligen Residenz mit Blick auf das Laber durch den Galgen hingerichtet wurde. Ziemlich symbolisch!

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Wer war Hedwig Höß, die "Königin von Auschwitz"? 

Mit 21 Jahren heiratet Hedwig Hensel am 17. August 1929 den sieben Jahre älteren Rudolf Höß. Die beiden kannten sich vom Bund der Artamanen, einer rechtsextremen Gruppierung, die später Teil der Hitlerjugend wurde. 

Als "gute Ehefrau" sah sie ihre Aufgabe darin, ihrem Mann viele Kinder zu schenken und sich um diese zu kümmern. So kamen über die Jahre fünf Kinder zur Welt: Klaus, Heidetraut, Ingebrigitt, Hans-Jürgen und Annegret. 

Das Leben in der Villa direkt neben dem KZ Auschwitz

Die Familie bezog die kurz vor Kriegsbeginn fertiggestellte Dienstvilla eines polnischen Offiziers, ein Idyll im Schatten der Hölle, direkt neben den Wachtürmen und Zäunen am nordöstlichen Rand des Stammlagers Auschwitz. Familie Höß lebte also wirklich so nah am KZ Auschwitz dran, wie es in "The Zone of Interest" den Eindruck macht

So wie in dem Holocaustdrama wurde Hedwig Höß auch in echt die "Königin von Auschwitz" genannt und ihr Garten war ihr ganzer Stolz. Dort wurde die Asche der Toten als Dünger verwendet. Ziemlich menschenverachtend, oder?

Für den Haushalt wählte das Paar bevorzugt Zeugen Jehovas. Etwa 15 bis 20 weitere Häftlinge leisteten Zwangsarbeit – als Gärtner:innen, Köch:innen, Fahrer:innen, Friseur:innen, Schneider:innen und Kinderfrauen. Wenn die sich nicht benahmen, wurden sie von der SS erschossen.  

Einen makabren Beigeschmack hat der Fakt, dass die Kinder der Familie Höß sich als KZ-Gefangene verkleideten und Gefangene spielten. 

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Wusste Hedwig Höß von den Vergasungen im KZ Auschwitz? 

In "The Zone of Interest" verdrängt Familie Höß die Umgebung, in der sie sich befinden, sie ist sich derer aber auch vollkommen bewusst. Wenn sie es nicht gewusst hat, hat sie es zumindest geahnt. Doch die Familienmitglieder sprechen nie über ihren Nachbarn, das KZ Auschwitz. Sie legen den Mantel des Schweigens darüber

So scheint es sich auch in echt zugetragen zu haben. Dem Gerichtspsychologen Gustave Gilbert erzählte Höß in Nürnberg, seine Frau habe sehr wohl geahnt, was er tat. Eines Tages soll Hedwig Höß gehört haben, wie sich ihr Mann über die Vorgänge im Lager unterhielt. Fortan verweigerte sie angeblich den Beischlaf.

Doch nicht nur das Gespräch konnte ihr Aufschluss darüber geben, welche Verbrechen im KZ Auschwitz begangen wurden. Ihr Mann erklärte 1946 bei den Nürnberger Prozessen, "der faule und Übelkeit erregende Gestank", der von der ununterbrochenen Verbrennung getöteter Menschen ausging, habe die ganze Gegend durchdrungen.

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Trug Familie Höß wirklich die Klamotten von vergasten Auschwitz-Insass:innen? 

In "The Zone of Interest" sieht man, wie Hedwig Höß den Pelzmantel einer im KZ gestorbenen Person anprobiert. Sich an dem Hab und Gut von Gefangenen (und Toten) des Konzentrationslagers zu bereichern, war bei Familie Höß und anderen Funktionärsfamilien gang und gäbe. 

Die Häuser des Wachpersonals waren mit feinen Möbeln, Kunstwerken und anderem Diebesgut der Gefangenen ausgestattet worden. "Die Kinder der Familie und die Ehefrau trugen Kleider von Menschen, die ihr Mann und Vater vergast hatte", wie die Historikerin Anna-Raphaela Schmitz vom Institut für Zeitgeschichte laut dem Berchtesgadener Anzeiger im März 2019 sagte.

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Was geschah mit Hedwig Höß nach dem Kriegsende? 

Bis zu den Frankfurter Auschwitz Prozessen 1964, dem ersten großen deutschen Verfahren zur Aufarbeitung der Shoah, lebte sie ein ruhiges Leben, die Öffentlichkeit ließ die "Königin von Auschwitz" in Ruhe. In den Medien wurde sie, trotz ihrer erst 57 Jahre, als gebeugte, alte Frau beschrieben, die sich nicht an die Taten in dem Konzentrationslager erinnerte

Danach lebte sie in der Nähe ihrer Tochter Heidetraut in Stuttgart. Klaus lebte zunächst dort, war aber auf der Flucht vor dem Fluch des Namens nach Australien ausgewandert, wo er 1986 alkoholkrank verstarb. Hans-Jürgen, der jüngere Bruder, brach früh jeden Kontakt zur Familie ab, wurde ein Zeuge Jehovas. Von ihm fehlt jede Spur. 

Regelmäßig reiste Hedwig Höß in die USA, da dort Tochter Ingebrigitt, nun Brigitte, mit ihrem spanischen Mann lebte. Bei den damals noch nötigen Einreiseformalitäten verschwieg Hedwig regelmäßig ihre dunkle Vergangenheit. Sie schien die Anonymität Amerikas gemocht zu haben, denn oft blieb sie lange, betreut ihre beiden Enkelkinder.

Im Herbst 1989 besuchte Hedwig Höß wieder ihre Tochter in Arlington. Dort verstarb sie im Gästezimmer von Brigitte. Danach wurde ihr auf dem örtlichen Friedhof ein Grab zuteil, auf dem nur "Mutti" stand. 

"The Zone of Interest" läuft zurzeit im Kino. Hier geht's zu den Spielzeiten!

Quellen: "SWR", "NDR", "RND"