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"The Last Duel": Das ist die wahre Geschichte dahinter

Ridley Scotts Historien-Epos "The Last Duel" mit Matt Damon und Adam Driver erzählt von einem Aufsehen erregenden Duell, doch wie ist es um den Wahrheits-Gehalt dieser Geschichte bestellt? Entsprechen die dargestellten Ereignisse einem historisch belegbaren Fall oder sind sie reine Erfindung?


 

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Duell von 1386

Tatsächlich geht alles auf wahre Vorfälle zurück, die allerdings kleine Änderungen für die große Leinwand erfahren haben. Jean de Carrouges (Matt Damon) trat gegen seinen früheren Freund und jetzigen Rivalen Jacques Le Gris (Adam Driver) zum letzten in Frankreich gerichtlich angeordneten Zweikampf an, der sich am 29. Dezember 1386 zugetragen hat.

Carrouges wollte die Ehre seiner Frau Marguerite (Jodie Comer) retten, da Le Gris von ihr der Vergewaltigung beschuldigt wurde. Nachlesen kann man das alles in Eric Jeagers Sachbuch "The Last Duel: A True Story of Trial by Combat in Medieval France".

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Die Sicht der Frau

Scott wechselt in seinem Film dreimal die Perspektive und lässt jede der drei Hauptfiguren die tragische Geschichte neu erzählen. Auch Margaret kommt hier also ausführlich zu Wort, doch die historisch überlieferten Zeugnisse konzentriert sich – dem Geist der Zeit entsprechend – ganz auf die beiden Männer.

"The Last Duel" legt hingegen Wert auf ein ausgewogenes Porträt der Frau: Wir erleben sie als gelangweilte und vernachlässigte Gattin, die einen starken Kinderwunsch verspürt und die Ehe mit ihrem Mann als sexuell unbefriedigend empfindet.

Obendrein wäre sie viel fähiger als Carrouges, das Anwesen zu führen. Daher zieht sie auch ihren Vorteil aus seiner Abwesenheit, nachdem er zu einem Feldzug nach Schottland aufgebrochen ist.

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Der Prozess

Die originale Gerichtsverhandlung hat sich über mehrere Monate hingezogen, während im Film bloß die relativ kurze Einvernahme der drei Beteiligten erfolgt. Außerdem verschweigt Scott ein anderes Detail: Im Zuge der Ermittlungen wurden ein paar untergeordnete Personen, wie etwa Dienerinnen, der Folter unterzogen.

Außerdem wurde einem von Le Gris' Lehnsleuten wegen Vergewaltigung der Prozess gemacht, was auf den Beschuldigten selbst kein gutes Licht geworfen hat.

Auch die Befragung Marguerites zu ihrem Sexualleben und ihrer möglichen Schwangerschaft von Le Gris ist nicht authentisch, denn zur damaligen Zeit ging man davon aus, dass durch eine Vergewaltigung gar kein Kind entstehen konnte.

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SPOILER-WARNUNG: Der folgende Abschnitt enthält einige wichtige Details zur Handlung und sollte erst gelesen werden, sobald man den Film kennt.

Das Duell

Als es dann zum Zweikampf kommt, weicht auch dieser leicht vom geschichtlich verbürgten Duell ab. So muss beispielsweise Carrouges zur Axt greifen, nachdem seine Lanze von Le Gris zerbrochen wurde. Die Berichte sprechen davon, dass beide ihre Streitäxte gegeneinander erhoben haben, während bei Scott der andere Kämpfer niemals diese Waffe verwendet.

Auch die Todesart weicht von der Realität ab: In Wirklichkeit hat Carrouges seinen Kontrahenten durch einen Messerstich in die Kehle getötet, während hier in einer noch grausameren Variante Le Gris die Klinge in den Mund gebohrt wird. Historisch verbürgt sind dann allerdings wieder Le Gris' letzte Worte: "Im Namen Gottes! Möge meine Seele verdammt sein, wenn ich lüge: Ich bin unschuldig an diesem Verbrechen."

Die meisten von Ridley Scott vorgenommenen Änderungen sind also sehr gering und dienen bloß dazu, die Filmhandlung dramatischer erscheinen zu lassen – und das ist ja als Regisseur sein gutes Recht, wofür ihn bestimmt niemand zum Zweikampf herausfordern wird.

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