"The Harder They Fall": Diese wahren Geschichten stecken dahinter
Von Franco Schedl
Derzeit treten Idris Elba, Jonathan Majors, Zazie Beetz und Regina King in einem Schwarzen Netflix-Westen auf und lassen vor allem ihre Waffen sprechen. Ist die Story zu "The Harder They Fall" reine Erfindung, oder basiert der Film etwa doch auf wahren Begebenheiten aus dem Leben von Cowboys und Gesetzlosen des 19. Jahrhunderts?
Rivalisierende Gangs
Der Outlaw Nat Love (Jonathan Majors) will Rache an jenem Mann nehmen, der einst seine Eltern getötet hat. Daher trommelt Nat seine alte Gang zusammen, aus der die talentierte Räuberin Stagecoach Mary (Zazie Beetz) und der Scharfschütze Bill Pickett (Edi Gathegi) besonders hervorstechen. Doch auch der Gegenspieler Rufus Buck (Idris Elba) verfügt über gute Leute, wie seine gefährliche Verbündete Trudy Smith (Regina King) oder Cherokee Bill (LaKeith Stanfield).
Jeymes Samuels Netflix-Film erzählt zwar eine fiktive Geschichte, doch nahezu jede Figur hat ein Vorbild aus dem wahren Leben aufzuweisen. Allerdings stimmt das zeitliche Timing nicht wirklich, da sie einzelnen Charaktere zu unterschiedlichen Epochen in Erscheinung getreten sind. Auch ansonsten gibt es Abweichungen zu den historisch belegbaren Fakten.
Nat Cole
Nat Cole war beispielsweise niemals ein Outlaw oder Bandit und kein Mitglied einer Gang, sondern ein Schwarzer Cowboy, der durch sein ungewöhnliches Leben und seine Schuss-Künste Aufsehen erregte, was er 1907 in einer Autobiografie schilderte.
"The Harder They Fall" verschweigt übrigens auch, dass Nat als Sklave geboren wurde, dem noch vor seiner Befreiung vom Vater das Lesen beigebracht wurde, was damals gegen das Gesetz verstieß.
Nähere Infos dazu finden sich im entsprechenden Wikipedia-Artikel
Rufus Buck
Im Film erscheint Buck als brutaler Gang-Führer, der nach jahrelangem Missbrauch durch seinen Vater einen kriminellen Weg eingeschlagen hat. Der wahre Buck war zwar von 1895-96 ebenfalls Anführer einer fünfköpfigen Gang, die Geschäfte überfiel und ein paar Menschen tötete, doch er hatte niemals Kontakt zu Nat und war zum Zeitpunkt seiner kurzen kriminellen Karriere noch ein 18-jähriger Teenager.
Daher verfügte er niemals über den Ruf eines gefürchteten Outlaws, wie uns das "The Harder They Fall" einreden möchte. Sein Tod erfolgte auch nicht durch die Hand eines Rächers, sondern er und seine Gang wurden im Juli 1896 von einem Richter zum Strang verurteilt.
Weitere Einzelheiten zu seiner Person finden sich auf der Seite der Oklahoma Historical Society.
Trudy Smith
Gertud "Trudy" Smith war im richtigen Leben eine Taschendiebin, doch sehr viel mehr ist über sie nicht bekannt, während der Netflix-Film eine Hintergrund-Geschichte erfindet. Dort wurde sie als Kind missbraucht, tötete ein Mädchen, das sich über ihre an Polio erkrankte Schwester lustig gemacht hatte, und musste danach bei ihren Großeltern leben. Als Taschendiebin tritt sie hingegen in der Film-Version gar nicht in Erscheinung.
Stagecoach Mary
Mary Fields aka. Stagecoach Mary war keine Gesetzlose, sondern stand in Wahrheit auf der anderen Seite, weil sie als erste afroamerikanische weibliche Postzustellerin Postkutschen-Überfälle durch ihren exzellenten Umgang mit Schusswaffen verhindern konnte. Da sie als besonders furchtlos bekannt war, macht es hingegen Sinn, wenn im Film die Männer darüber diskutieren, ihr Spitznamen wie "Wolf Lady" oder "Coyote Woman" zu verpassen.
Weitere Informationen zu der außergewöhnlichen Frau finden sich ebenfalls bei Wikipedia.
"The Harder They Fall" nimmt sich also etliche künstlerischen Freiheiten heraus, führt uns aber zugleich vor Augen, dass der Wilde Westen nicht nur eine Domäne der Weißen Männer gewesen ist, sondern im 19. Jahrhundert eine ganze Reihe von berühmten Schwarzen Cowboys und -girls in Erscheinung getreten sind. Geschichts-Unterricht in dieser Form lässt man sich gerne gefallen.
"The Harder They Fall" ist ab 4. November auf Netflix verfügbar.