Ab sofort im Kino: "The Fabelmans" von Steven Spielberg
Von Manuel Simbürger
Steven Spielberg gilt als einer der größten Geschichtenerzähler aller Zeiten, zeitlose Klassiker wie "E.T. – Der Außerirdische", "Jurassic Park", "Der weiße Hai", "Indiana Jones" oder "Schindlers Liste" zeugen mit größtem Eskapismus-Enthusiasmus davon. Da ist es eigentlich nur folgerichtig, dass der mittlerweile 75-Jährige eine Geschichte über das Geschichtenerzählen ... nun ja, eben erzählt.
Genauer: Über die unendliche Kraft und immer noch völlig greifbare Faszination des Mediums Films, der größten Kunstform des 21. Jahrhunderts, das es uns erlaubt, unserer Faszination freien Lauf zu lassen und uns dabei selbst kennenzulernen, ohne Angst und ohne Restriktionen namens Realität. Und natürlich auch eine Geschichte über das Kino, jener traumähnliche dunkle Ort der Sehnsucht und des Trostes mit dem hellen Licht am Ende. Der Ort des Außeralltäglichen.
Die besten Worte über das Wunder der Bewegtbilder findet aber der Meister selbst, der einmal sagte: "Wann immer ich einen Film ansehe, will ich Magie spüren. Film ist wie das Leben rund um uns – nur besser.“
Genau um diese Magie und den Ursprung des trotz des fortgeschrittenen Alters immer noch präsente kindliche Enthusiasmus beim Filme-Erschaffen geht es in Spielbergs neuestem Werk "The Fabelmans". Der Regisseur versteht den Film rund um einen kleinen Jungen und dessen Leidenschaft zum Film, die von seinem sozialen Umfeld belächelt wird, als Biopic, das sich aber das Recht und die Freiheit für dramaturgische Freiheiten und Ausschmückungen nimmt.
Klar ist aber, dass die Szene, in dem der Junge zwei aufeinanderprallende Spielzeugzüge mit einer Super-8-Kamera filmte, sich genau so zugetragen hat – denn dieser Moment sollte der (spielerische) Beginn der beispiellosen Karriere Spielbergs sein. Mit dieser Szene beginnt auch der Trailer zum Film:
Darum geht's in "The Fabelmans"
Der mutmachende Streifen greift weitgehend auf die Kindheit des Filmemachers zurück sowie auf die Geschichte seiner Eltern, die von Michelle Williams und Paul Dano gespielt werden. Der Film erzählt die Geschichte von Sam "Sammy" Fabelman, einem Jungen, der sich in das Kino verliebt, aber mit familiären Turbulenzen zu kämpfen hat, um seinen Traum zu verwirklichen.
"Beängstigende Erfahrung"
Für Spielberg hat sich die Suche nach der eigenen Familiengeschichte als "beängstigende Erfahrung" erwiesen, die manchmal "sehr, sehr schwer zu bewältigen" war. Das sagte der Regisseur während einer Pressekonferenz beim 47. Toronto International Film Festival (TIFF). Sein bisher persönlichstes Werk hatte am Vorabend unter tosendem Applaus in Toronto Weltpremiere gefeiert. Spielberg gab zu, dass er sich die Entstehung des Films viel einfacher vorgestellt hatte.
"Es wurde aber eine sehr beängstigende Erfahrung, weil ich versuchte, in einer halb-autobiografischen Art und Weise diese großen Erinnerungen zu rekonstruieren. Und zwar nicht nur meines eigenen Lebens, sondern auch des Lebens meiner drei Schwestern, meiner Mutter und meines Vaters, die nicht mehr unter uns weilen", sagte Spielberg. "Die Verantwortung, die sich daraus ergab, wurde immer größer."
"Mir wurde schnell klar, dass es keine Distanz zwischen mir und dieser Erfahrung gibt. Ich war nicht in der Lage, eine Kamera so zu platzieren, wie es Sammy gelingt, eine Kamera zwischen sich und die schrecklichen, realistischen Dinge zu platzieren, die ihm widerfahren", sagte Spielberg. "Ich konnte bisher immer eine Kamera zwischen mich und die Realität stellen, um mich selbst zu schützen. Das konnte ich bei dieser Geschichte nicht tun."