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Vor der Linse: Warum werden Teenager von Älteren gespielt?

In unserer neuen Rubrik "Vor der Linse" werfen wir einen Blick auf die brennenden Fragen der Filmwelt – verständlich erklärt! "Vor der Linse" erscheint an jedem Mittwoch zur Monatsmitte.

Egal ob die erste Liebe, Streit mit den Eltern, ein Umzug oder das Ende der Schulzeit - Jugendliche und ihre Probleme stehen im Zentrum etlicher Filme und Serien. Das Coming-of-Age-Genre konzentriert sich auf die großen und kleinen Dramen junger Menschen, die ihren Platz in der Gesellschaft suchen und dadurch ihre emotionalen Grenzen ausloten. 

Bei den meisten Filmen über Teenager:innen erkennt man jedoch schon auf den ersten Blick, dass die scheinbaren Jugendlichen von deutlich älteren Personen gespielt werden. Während man bei der Geschichte besonders genau darauf achtet, dass sie realistisch und glaubwürdig ist, hat man inzwischen akzeptiert, dass 17-Jährige aussehen, als wären sie Ende Zwanzig. 

Warum werden Teenager:innen von älteren Schauspieler:innen gespielt? 

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Ü-30

Einer der bekanntesten Filme über Schüler:innen ist der 1978 erschienene “Grease”. Darin spielen John Travolta und Olivia Newton-John ein verliebtes Paar, das kurz vor dem Schulabschluss steht und alles dafür tut, um ihre Liebe zu retten. Die im Film gezeigten Figuren sind in etwa 17 und 18 Jahre alt, doch wer die Schauspieler:innen sieht, weiß, dass sie die Schule schon lange hinter sich haben. 

John Travolta war bei den Dreharbeiten 23, Olivia Newton John 29 und während niemand in Travoltas Gang der T-Birds unter 27 war, stach der 31-jährige Michael Tucci in der Rolle des vermeintlich 18 jährigen Sonny LaTierri besonders hervor. (Titelbild oben) 

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Rechtliche Gründe

Einer der Hauptgründe warum ältere Schauspieler:innen für jüngere Rollen engagiert werden, sind gesetzliche Bestimmungen. Sowohl in den USA als auch in Europa gibt es strenge Vorgaben bezüglich Dreharbeiten mit Kindern und Jugendlichen. Sie brauchen eine Sondergenehmigung, um überhaupt an einem Film mitwirken zu können und dürfen pro Tag nur eine bestimmte Anzahl an Stunden auf dem Set stehen. Es ist nicht unüblich, dass Dreharbeiten zehn oder zwölf Stunden dauern können, weshalb es ein Mehraufwand für Produktionen ist, noch nicht volljährige Darsteller:innen zu engagieren. 

Auch Nachtdrehs sind Teil jedes Films und eine weitere Hürde für die Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Es gibt zwar einige rechtliche Argumente, weshalb man es bevorzugen könnte, mit volljährigen Darsteller:innen zu arbeiten, aber das kann keine Entschuldigung für skurrile Besetzungsentscheidungen sein. 

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Kaum Vorerfahrung

Ein weiteres großes Kriterium für die Besetzung ist die Vorerfahrung der Darsteller:innen. Vor der Kamera eine Figur zu verkörpern, bedarf gewisser schauspielerischer Fähigkeiten, die man sich entweder während eines Schauspielstudiums oder in der Arbeit an Projekten aneignen kann. Minderjährige Darsteller:innen haben jedoch meist noch keine schauspielerische Ausbildung und auch wenig Set-Erfahrung. 

Dreharbeiten sind kompliziert und aufwendig, weshalb es für die Produktion ein großer Vorteil ist, mit Darsteller:innen zusammenzuarbeiten, die gewisse Abläufe bereits gewohnt sind. 

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Zahn der Zeit

Bei Serien spielt zusätzlich der Faktor Zeit eine wichtige Rolle. Eine Serie mit mehreren Staffeln wird über viele Jahre hinweg gedreht. Bei Erwachsenen Menschen ist der Alterungsprozess deutlich weniger sichtbar als bei Kindern und Jugendlichen. Das wird vor allem im Beispiel von "Stranger Things" deutlich. 

Während in der Serie nur drei Jahre vergehen, sind in der Realität fünf Jahre vergangen und diese Zeit sieht man den Darsteller:innen an. 

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Die Tatsache, dass Jugendliche von Schauspieler:innen gespielt werden, die über 20 sind, ist inzwischen derart normalisiert worden, sodass es kaum noch negative Reaktionen vom Publikum gibt. Das Aussehen der Figuren hat jedoch einen großen Einfluss auf das Publikum und dient auch als eine Projektionsfläche für Jugendliche. Es ist natürlich wichtig, minderjährige Darsteller:innen zu schützen und mit einem Dreh nicht zu überfordern, doch etwas mehr Sensibilität beim Casting würde zahlreichen Filmen und Serien dabei helfen, realistischer auszusehen.