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"Star Trek: Picard": Trekkie-Nostalgie auf Nepenthe

Die siebente Episode von "Star Trek: Picard" mit dem Titel "Nepenthe" ist pure Nostalgie für Trekkies. Es gibt ein Wiedersehen mit William Riker (Jonathan Frakes) und Deanna Troi (Marina Sirtis), die schon seit "Star Trek: Nemesis" (2002) verheiratet sind. Allerdings rächt sich jetzt auch, dass sich die neue "Star Trek"-Serie am Anfang so viel Zeit für den Aufbau der Geschichte genommen hat. Denn in dieser Episode hat man zumindest anfangs das Gefühl, dass einige Aspekte der Handlung zu hastig und mit zu wenig Liebe zum Detail vorangetrieben werden. Das schadet vor allem den neuen Charakteren und lässt gelegentlich den Gedanken an "Lazy Writing" aufkommen.

Bevor wir uns mit den Details der Episode "Nepenthe" beschäftigen: SPOILER-ALARM! Wer die neue Folge von "Star Trek: Picard" noch nicht gesehen hat, sollte an dieser Stelle unverzüglich die Schutzschilde hochfahren.

 

Fangen wir diesmal mit den Schwächen an: Während der zentrale Handlungsstrang dieser Episode auf dem Planeten Nepenthe die "Next Generation"-Nostalgie der "Star Trek"-Fans recht gut bedient, wird die Handlung an anderer Stelle sehr nachlässig vorangetrieben. Vor allem die neuen Charaktere werden ein wenig stiefmütterlich behandelt.

 

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Agnes Jurati

Zum Einstieg in die Episode erfahren wir, was Dr. Agnes Jurati  (Alison Pill) dazu getrieben hat, ihren Mentor und Liebhaber Bruce Maddox zu ermorden. Diese Frage stand schon seit ihrer schrecklichen Tat wie ein riesengroßer Elefant im Raum: Welche Horror-Story hat die verschlagene Commodore Oh (Tamlyn Tomita) der naiven Dr. Jurati erzählt? Wie schockierend und überzeugend müsste diese Information sein, um Jurati unter Tränen zum Mord an Maddox zu treiben. Kopfkino!

Die Auflösung ist leider mehr als enttäuschend. Mit einer vulkanischen Gedankenverschmelzung demonstriert Commodore Oh der naiven Jurati emotional eindringlich, dass künstliche Lebensformen das Ende der Menschheit bedeuten würden. Jurati muss sich übergeben, so schockierend sind die Eindrücke, die ihr Oh übermittelt. Trotzdem scheint es unwahrscheinlich, dass eine Wissenschaftlerin wie Agnes Jurati, die von perfekten Androiden träumt, diese Vision nicht hinterfragt, bevor sie einen geliebten Menschen ermordet. Sorry, aber das hat uns nicht überzeugt.

Die Bilder und Emotionen, die Jurati gesehen und gefühlt hat, sind schließlich nur persönliche Vorstellungen aus dem Kopf der Vulkanierin (ist sie wirklich eine Vulkanierin?). Und die Frau ist wohlgemerkt eine Sympathisantin der extremistischen Bewegung der Zhat Vash. Oder kommt Oh aus der Zukunft? Uns war diese Auflösung jedenfalls viel zu halbherzig.

 

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Chris Rios

Ebenso halbherzig ist auch die Charakterentwicklung von Chris Rios (Santiago Cabrera). Bisher wurde der Mann immer als Badass-Pilot dargestellt, den nichts erschüttern kann. Wir erinnern uns an seinen ersten Auftritt, bei dem er sich nebenbei einen Metallsplitter aus der Schulter gezogen hat. Jetzt bekommt dieser knallharte Typ beinahe eine Panikattacke, weil sein Raumschiff, die "La Sirena", von einem Traktorstrahl der Romulaner festgehalten wird? Hysterisch kreischt er herum, dass Raffi etwas unternehmen soll. Als sie dann endlich frei sind, lässt er Elnor zurück. Rios zündet sich eine Zigarre an – Klischee lass nach! – und fliegt davon. Später kann er einen mysteriösen Verfolger nicht abschütteln und verdächtigt Raffi (Michelle Hurd), die er schon seit einer kleinen Ewigkeit kennt. Hingegen hegt er keinen Verdacht gegen Agnes, mit der er seit kurzem ein Tête-à-Tête hat. Die Charakterentwicklung ist in dieser Episode mehr als inkonsistent.

 

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Elnor und Hugh

Weiter geht es mit Elnor (Evan Evagora) und Hugh (Jonathan Del Arco). Der Ex-Borg (oder kurz: XB) wird von Narissa Rizzo (Peyton List), der Schwester von Narek, in die Mangel genommen. Um zu erfahren, wohin Picard und Soji entkommen sind, tötet sie vor seinen Augen mehrere XBs, um die sich Hugh auf dem Borg-Kubus kümmert. Ihn tötet sie nicht, weil er durch den Vertrag mit der Föderation geschützt ist? Wie unglaubwürdig ist das denn? Elnor, der unbesiegbare Kämpfer, der nur leider nie eingesetzt wird, schlendert dann viel zu spät einfach so um die Ecke. Wo war er vorher als Narissa die XBs gekillt hat? Später tötet dann Narissa doch noch Hugh, aber unabsichtlich. Jetzt beschließt Elnor auf dem Borg-Kubus zu bleiben und nicht wieder auf die La Sirena zu beamen. Wieso? Er hätte schon in der letzten Episode mit Picard gehen sollen. Ob er wohl noch eine Rolle in dieser Staffel spielen wird? Die Autoren der Serie scheinen für Elnor einfach keinen Plan zu haben. Und warum wird Hugh so billig verheizt? Sein beiläufiger Tod ist ein weiteres Zeichen für eine schlampige und zu hastige Plot-Entwicklung.

 

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William Riker und Deanna Troi

Aber kommen wir zu den positiven Aspekten dieser Episode. Die zuvor geäußerten Kritikpunkte haben sich hauptsächlich in den ersten 10 Minuten der Episode zugetragen. Offensichtlich hatten es die Autoren sehr eilig, um sich dann Zeit für das Wiedersehen mit Will Riker und Deanna Troi zu nehmen. Dieses Treffen auf dem Planeten Nepenthe, das den Großteil der Episode ausmacht, ist dann auch ganz gut gelungen.

Will und Deanna leben schon seit einiger Zeit zurückgezogen auf dem Planeten, dessen Natur offenbar über eine regenerative Wirkung verfügt. Hier niedergelassen hat sich das Ehepaar wegen einer seltenen Krankheit ihres Sohnes, der inzwischen leider verstorben ist. Doch wir lernen ihre 12-jährige Tochter Kestra (Lulu Wilson) kennen. Picard (Patrick Stewart) wird warmherzig willkommen geheißen, obwohl er mit seiner Flucht nach Nepenthe die Familie von Riker in Gefahr bringt. Die Charakterentwicklung von Picard ist jedoch wesentlich durchdachter als jene, der neuen Charaktere. Erstmals wird hier über die fragwürdigen Charakterzüge von Picard gesprochen. So spricht Riker an, dass Picard von Freunden nicht dieselbe Loyalität erwarten kann wie der Captain eines Raumschiffes von seinen Untergebenen.

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Auch Soji (Isa Briones) macht in dieser Episode eine interessante Entwicklung durch. Sie wird erstmals damit konfrontiert, ein Android zu sein. Das verunsichert die junge Frau natürlich. Hinzu kommt, dass sie durch die Lügen und Intrigen von Narek jedes Vertrauen in andere Menschen verloren hat. Verständlicherweise bleibt sie auch Picard gegenüber auf Distanz. Kestra nimmt hier eine wesentliche Rolle als emotionale Beraterin ein.

Am Ende der nostalgischen Episode werden Picard und Soji von der "La Sirena" auf Nepenthe abgeholt. Nun geht es weiter zum "Heimatplaneten" von Soji, den Kestra ganz nebenbei ausfindig gemacht hat (auch hier haben es sich die Serien-Autoren wieder recht einfach gemacht). Es ist daher anzunehmen, dass auch Narissa keine Probleme haben wird, den Planeten zu finden.