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Star Trek Discovery: Zeitkristalle und die Tücken der Logik

In "Tal der Schatten" (Originaltitel: "Through the Valley of Shadows") wird Captain Pike mit seiner tragischen Zukunft konfrontiert, die für uns freilich in der Vergangenheit liegt. Es sind noch zwei Episoden bis zum Staffelfinale. Dann heißt es auch Abschied nehmen von Captain Pike, denn Darsteller Anson Mount hat wie berichtet nur einen einjährigen Vertrag unterzeichnet. Das ist mehr als bedauerlich, denn Pike war eine der wenigen gelungenen Charaktere in "Star Trek: Discovery", die zumindest einen Hauch von "Original-Star-Trek-Feeling" aufkommen ließen.

Nach der letzten Episode hat natürlich die Suche nach der künstlichen Intelligenz "Control" die oberste Priorität. Doch dann taucht auch wieder ein rotes Signal, das vierte von sieben, beim Planeten Boreth auf. Während Captain Pike versucht, auf dem klingonischen Planeten einen Zeitkristall zu bekommen, untersuchen Burnham und Spock das Verschwinden eines Raumschiffes der Sektion 31.

 

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Doch bevor es weiter geht: SPOILER-ALARM! Wer die Episode "Tal der Schatten" noch nicht gesehen hat, sollte unverzüglich die Schutzschilde hochfahren.

 

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Captain Pike und der Zahn der Zeit

Wie wir inzwischen wissen, hat Burnhams Mutter den Zeitreiseanzug des Roten Engels mit Hilfe eines Zeitkristalls entwickelt, der den Klingonen gestohlen wurde. Die Absurdität eines Zeitkristalls in einer Science-Fiction-Serie wie "Star Trek", die eben keine Fantasy-Serie ist, sondern versucht die fantastischen Elemente einigermaßen auf ein plausibles wissenschaftliches Fundament zu stellen, lassen wir einfach einmal links liegen.

Wohl nicht ganz zufällig erscheint das vierte Signalen über dem Planeten Boreth. Dort befindet sich genau jenes klingonische Kloster, in das das Ash Tyler (alias Voq) seinen namenlosen Sohn mit L’Rell in der dritten Episode "Lichtpunkt" in Sicherheit gebracht hat. Diesmal erfahren wir, dass sich auf dem Planeten Boreth auch eine Zeitkristall-Mine befindet. Inzwischen wurde der Abbau der Zeitkristalle eingestellt. Die Mönche des Klosters beschützen die gefährlichen Kristalle vor Missbrauch. Nicht einmal L’Rell, die Kanzlerin des Klingonischen Imperiums, hat dort viel zu sagen. Aber sie schafft es, eine Audienz bei den Mönchen zu bekommen. Da sich Ash und L’Rell sofort über ihren Sohn in die Haare geraten, entscheidet Captain Pike, dass er selbst das Kloster besucht. Er will von den Mönchen einen Zeitkristall, um damit die künstliche Intelligenz "Control" aufzuhalten und Burnhams Mutter zu retten.

So weit so gut.

Auf dem Planeten erwartet Pike ein mysteriöses Szenario. Der Führer des Ordens warnt Pike: Wenn er einen Zeitkristall mitnehmen will, muss er sich seinem Schicksal stellen. Das schreckt einen Mann wie Captain Pike natürlich nicht ab. In einem Horrorszenario sieht er seine Zukunft, die Trekkies schon längst bekannt ist. Trotzdem nimmt er den Stein an sich und kehrt auf die USS Discovery zurück.

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Der Ordensführer ist übrigens der Sohn von Ash und L’Rell. Offenbar verläuft die Zeit in dem Kloster auf Boreth anders als im Rest des Universums. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft existieren hier gleichzeitig. Klingt schön, ist aber irgendwie vollkommen absurd. Wenn der Sohn von Ash binnen weniger Wochen oder Monate zu einem alten Mann geworden ist, warum altert dann Pike nicht schneller? Und vor allem: Wieso sollten die kriegerischen Klingonen die Entwicklung einer Zeitwaffe im Krieg gegen die Föderation aufgeben, wenn sie im Besitz einer so wertvollen Ressource wie die Zeitkristalle von Boreth sind? Noch dazu war L’Rell damals noch gar nicht Kanzlerin des Reiches. Sie ist nur mit Hilfe der Föderation an die Macht gelangt. Mit Zwang und der Drohung den Heimatplaneten der Klingonen zu zerstören. Wer glaubt daran, dass kein klingonisches Haus darauf kommen würde, die Zeit zurückzudrehen, wenn es die Option gäbe?

 

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Burnham und die Tücken der Logik

Unabhängig von ihrer Plausibilität hält die Geschichte rund um Captain Pike immerhin einige spannende Überraschungen bereit. Das kann man von der allzu vorhersehbaren zweiten Story nicht sagen: Burnham und Spock begeben sich auf die Suche nach einem verdächtigen Sektion-31-Raumschiff. Dabei verfolgen sie natürlich das Ziel Leland bzw. die KI namens "Control" aufzuspüren. Leland ist ja mit einem Sektion-31-Schiff und 54 Prozent der Daten von der alten Sphäre verschwunden.

Es ist zwar nicht wirklich erklärbar, wieso die nicht gerade offen agierende Sektion 31 die Daten für die Identifizierung des eigenen Schiffes an Burnham weitergeben sollte. Noch weniger erklärbar ist, dass es ihr ohne Weiteres erlaubt wird nach dem Schiff zu suchen. Üblicherweise hält die Sektion 31 ihre Sachen in den eigenen Reihen. Einmal mehr wird der Weltraum in dieser Episode so behandelt, als ob jeder Punkt so einfach erreicht werden könnte, wie der Laden um die nächste Ecke. Aber über all das kann man ja noch hinwegsehen.

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Wirklich platt, um nicht zu sagen lächerlich, ist dann aber die hier dargestellte Naivität von zwei Vulkaniern, die sich als Meister der Logik rühmen. Burnham und Spock finden das Schiff. Die gesamte Besatzung ist tot. Die Systeme des Schiffes abgeschaltet. Nur ein einziges Besatzungsmitglied hat überlebt.

Die Schilderungen des Überlebenden lassen darauf schließen, dass die KI das Schiff übernommen und alle getötet hat. Für jeden Zuseher ist von Anfang an klar, dass der Überlebende ebenso wie Leland von Control übernommen wurde. Nur die zwei Meister der Logik sind völlig ahnungslos, obwohl sie von der Fähigkeit der KI wissen, Menschen mittels Nano-Sonden zu übernehmen. Erst im letzten Moment geht ihnen ein Licht auf.

Schon klar, dass es wieder einmal um die überraschende Wendung und den Action-Showdown ging. Aber gerade weil die Wendung keineswegs überraschend war, ging sie diesmal ganz besonders auf Kosten der Glaubwürdigkeit der Charaktere. Einzig die visuell wieder einwandfreie umgesetzte Action tröstet ein wenig über die platte Story hinweg. Doch auf Dauer kann die Professionalität bei der visuellen Umsetzung nicht von den vielen Lücken in der Handlung ablenken.

Fazit: Gegen Ende der zweiten Staffel schließt "Star Trek: Discovery" unter Showrunner Alex Kurtzman wieder an den oberflächlichen und nur auf den nächsten Twist schielenden Erzählstil an.

Das ist schade, weil am Anfang der zweiten Staffel (ab der sechsten Folge hat wieder Kurtzman als Showrunner übernommen) einige Absurditäten der ersten Staffel ausgebügelt wurden. Doch unter Kurztman ist von "Star Trek: Discovery" eher eine visuell ansprechende, aber ansonsten mittelmäßige Fantasy-Serie zu erwarten.