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"Star Trek Discovery": Drama im Weltraum mit Michael Burnham

Sternenflotten-Commander Michael Burnham meldet sich nach einer längeren Pause bei Netflix zurück – leider nicht auf der Brücke der USS Discovery. Denn von ihrem Raumschiff ist sie nach der Reise durch ein Wurmloch in die ferne Zukunft des Jahres 3188 getrennt worden. Damit spielt die dritte Staffel von "Star Trek: Discovery", von den Fans wegen der oft schnulzigen Seifenoper-Elementen auch liebevoll "Disco" genannt, so weit in der Zukunft wie kein Film und keine Serie des populären "Star Trek"-Franchise zuvor. Erzählerisch ergeben sich daraus aus Sicht von Franchise-Chef Alex Kurtzman ganz entscheidende Vorteile: 

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Bei Netflix gibt es seit Freitag wieder wöchentlich eine neue Staffel der bei Fans recht umstrittenen "Star Trek"-Serie: die einen lieben und die anderen hassen sie. Auch unser Resümee war nach der zweiten Staffel nicht von Begeisterung geprägt: 

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Aber "Star Trek: Discovery" hat eindeutig seine Fan-Community gefunden, denn die Serie wurde von CBS All-Access bereits um eine vierte Staffel verlängert. Zudem war "Disco" im Jahr 2017 auch der Ausgangspunkt für ein "Star Trek"-Revival im Serienformat. Bei den Kinofilmen ist das Tempo nach "Star Trek: Beyond" (2016) ja deutlich unter Warp gefallen. Hingegen bringt CBS All-Access eine neue "Star Trek"-Serie nach der anderen heraus: "Star Trek: Picard" und "Star Trek: Lower Decks" sowie Pläne für die Serie "Star Trek: Strange New Worlds" rund um die USS Enterprise unter dem Kommando von Captain Pike würde es ohne den Erfolg von "Disco" wohl nicht geben. 

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Serien-Review: "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil 1", Staffel 3, Episode 1

Kommen wir zu neuen Staffel von "Star Trek: Discovery". Am Ende der zweiten Staffel bleibt Michael Burnham und ihrer Crew nur eine Option, um das Leben in der gesamten Galaxie zu retten: Die USS Discovery folgt ihrer unumstrittenen Heldin und eigentlichen Anführerin Michael Burnham durch ein künstliches Wurmloch in die ferne Zukunft. Natürlich ohne Rückfahrticket! Genau an dieser Stelle schließt die erste Episode "Ein Zeichen der Hoffnung, Teil 1" an (OT: “That Hope is You, Part 1”).

Doch bevor wir loslegen: SPOILER-ALARM! Wer die erste Folge von Staffel 3 noch nicht gesehen hat und auch nichts vom Inhalt wissen will, sollte an dieser Stelle unverzüglich die Spoiler-Schilde hochfahren. 

 

Willkommen in einer Zukunft ohne Föderation

Michael Burnham ((Sonequa Martin-Green) fällt im Jahr 3188 auf einem recht trostlosen Planeten vom Himmel und bringt dabei auch gleich das Raumschiff von Cleveland Booker (David Ajala), kurz Book, zum Absturz. Von ihm erfährt sie, dass es die Föderation schon seit über 100 Jahren nicht mehr gibt. Bei einem katastrophalen Ereignis, das als "Der Brand" (im Original: "The Burn") bekannt ist, wurde die gesamte Sternenflotte vernichtet. Aus unbekannter Ursache sind damals fast alle Dilithium-Vorkommen in der Galaxie gleichzeitig explodiert. Da Dilithium in jedem Warp-Schiff als Antrieb dient, wurde die Sternenflotte zerstört. Seither gibt es nur noch Raumschiffe, die unter Warp-Geschwindigkeit fliegen können. Die Föderation ist in voneinander isolierte Teile zerfallen und schließlich weitgehend verschwunden, von wenigen Resten abgesehen.

Burnham ist schockiert, hat aber andere Sorgen. Sie muss mit der USS Discovery Kontakt aufnehmen. Dazu braucht sie den Schmuggler Book, der sich selbst als Kurier bezeichnet. Da auch er Hilfe braucht, um sein Raumschiff und seine Fracht wieder klar zu machen, begeben sich beide zu einem Handelsstützpunkt in der Nähe, der von Andorianern und Orionern betrieben wird. Burnhams Phaser und Trikorder gelten dort als Antiquitäten. 

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Natürlich wird sie dort von Book verraten. Wieso ist eigentlich nicht ganz klar, wenn man die weitere Handlung bedenkt. Aber dazu später. Unter Drogen gesetzt verrät sie den Leitern der Handelsstation, das sie eine Zeitreisende ist. Doch Andorianer und der Orioner sind nur an Booker und seiner Fracht interessiert. Nach einer recht unglaubwürdigen Action-Einlage gelingt beiden die Flucht. Dabei stellt sich Booker als intergalaktischer Wildhüter heraus, der bedrohte Tierarten vor skrupellosen Händlern rettet und sie in eine sichere Schutzzone bringt. 

Burnham bringt er schließlich auch zu einem sicheren Hafen: Auf einer alten Raumstation der Föderation hält ein Nachfahre eines Sternenflotten-Offiziers immer noch die Stellung. Für ihn ist Michael Burnham ein Zeichen der Hoffnung für eine Wiedergeburt der Föderation. Doch sie kann nicht einmal ihr eigenes Raumschiff finden. Trotzdem vereidigt sie den Mann als Offizier und beginnt mit ihm die große Suche nach der USS Discovery und den Resten der alten Föderation. 

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Kaum Star-Trek-Feeling

Das Imperium, nein ... die Föderation ist also gefallen. Wir befinden uns in einer Galaxie der Gesetzlosen, ein Space-Western also. Man könnte nun meinen, dass dies ja schon immer der Gedanke von "Star Trek" war. Aber der Wilde Westen im Weltall ist eher "Star Wars", wie auch mit "The Mandalorian" eindrucksvoll bewiesen wurde. "Star Trek" ist vielmehr das Vordringen der Zivilisation in diesen Wilden Westen, also die Eroberung des Unbekannten. Außerdem stand im Mittelpunkt von "Star Trek" immer ein Team-Geschichte: eine Raumschiff-Crew, die gemeinsam den Gefahren bei der Erforschung des Weltalls trotzt.

Doch "Star Trek: Discovery" startet – wie sollte es anders sein – auch in die dritte Staffel mit einer One-Woman-Show. Michael Burnham ist nicht wie Captain Kirk oder Captain Picard und schon gar nicht so wie Mr. Spock. Sie ist vielmehr der Luke Skywalker des neuen "Star Trek". Sie kann alles, schafft alles und weiß auch binnen Sekunden wie man mit Technologie und Waffen umgeht, die vollkommen anders sind als in ihrer Zeit.

Mit Book hat sie nun auch ihren Han Solo gefunden. Er wird anfangs ganz im Stil des offensichtlichen Vorbilds als hartgesottener Outlaw porträtiert, der mit allen Wassern gewaschen ist. Nur um später sein gutes Herz zu zeigen. Anscheinend fällt Franchise-Chef Kurtzman nichts Besseres ein als bei "Star Wars" abzukupfern. 

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Solide Sci-Fi-Optik, aber wenig Originalität

"Star Trek: Discovery" zeigt auch visuell wenig Originalität, die über eine solide zeitgemäße Sci-Fi-Optik hinausgeht. Ja, die Serie bietet eindrucksvolle Spezialeffekte von außerirdischen Lebewesen und Landschaften. Aber schon bei der holografischen Steuerung der Raumschiffe wird es ziemlich generisch. Eine solche Lichtshow ist schlicht zeitgemäßer Standard, einfach digital zu produzieren. In "Disco" sieht es vielleicht einen Tick besser aus. Originell ist es nicht. Manche Szene sind sogar schlechter animiert als andere: So wirken etwa die Außerirdischen in der Handelsstation, insbesondere die Szenen mit dem Andorianer und dem Orioner, wie die animierten Sequenzen in einem Videogame. Hingegen ist das Weltraumtierchen, das Book befördert, wieder ganz gut in Szene gesetzt. 

Jedenfalls gibt die Serie ihr Bestes, um mit eindrucksvollem visuellen World-Building und spektakulären Actionszenen davon abzulenken, dass kaum mehr eigene originelle Ideen und echter Wiedererkennungswert vorhanden ist. "Disco" könnte auch ein optisch aufgemotztes "Killjoys" oder jede andere Sci-Fi-Fantasy-Serie sein. 

Dieser Mangel an Originalität setzt sich leider auch bei der Handlung fort, die ohne Einsatz schnulziger Emotionalität nicht auskommt. Nichts gegen Kitsch und Emotion. Aber "Disco" demonstriert schon im Staffelauftakt einmal mehr, dass die Serien-Macher lieber vorgefertigte Drama-Elemente von der Stange einsetzen, um beim Zuseher Emotionen auszulösen, statt sich auf die Charaktere und die Story zu verlassen. Spektakuläre Show- und pathetische Drama-Effekte gehen vor konsistenter Charakter- und Plot-Entwicklung. Alles muss schnell gehen und gut aussschauen. Das war schon bisher so und wird in Staffel 3 leider fortgesetzt. Wer das bisher mochte, wird "Disco" auch weiterhin mögen. Alle anderen sind ohnedies schon lange aus der Serie ausgestiegen.