"Splinter Cell": Netflix-Anime von "John Wick"-Autor Kolstad
Von Franco Schedl
Neflix setzt in Zukunft verstärkt auf Animations-Serien. Immerhin sind Anime-Versionen zu "Tomb Raider", "Kong: Skull Island", "Resident Evil", "Final Fantasy" und "Assassin's Creed" geplant.
Auch ein weiteres Anime-Projekt, das sehr ambitioniert klingt, gewinnt nun an Gestalt. Auf Grundlage des populären Ubisoft-Videospiels "Tom Clancy's Splinter Cell" wird sich "John Wick"-Drehbuchautor Derek Kolstad der Sache annehmen.
Wie ein Drehbuch entsteht
In einem "Collider"-Interview zu Kolstads letztem Film, dem Revenge-Movie "Nobody", in dem Bob Odenkirk zu einem zweiten "John Wick" wurde, hat sich der Autor auch zu "Splinter Cell" geäußert und zugleich Einblicke in seine Arbeitsweise gegeben.
Das Zustandekommen eines Drehbuchs klingt nach seinen Worten ziemlich chaotisch: "Ich habe all diese Post-It-Notizen über meine ganze Wohnung verstreut und dann liegt noch das Zeug herum, das ich lesen muss. Bevor es ans eigentliche Schreiben geht, gibt es Emails, Treatments, Telefongespräche, noch mehr Emails – und wenn es dann endlich mit dem Schreiben ernst wird, denkst du dir: 'Oh fuck, das ist also der Job, mit dem du dir deinen Lebensunterhalt verdienst?'"
Aktuelles Beispiel
Kolstad bringt auch noch ein ganz aktuelles Beispiel: Für sie soeben auf Disney+ gestartete Marvel-Serie "The Falcon and The Winter Soldier" hat er zwei Folgen geschrieben: "Da vergeht so viel Zeit mit Besprechungen über die Story, dass dir dann zuletzt nur eine Woche Zeit zum Vollenden des Skrips bleibt. Das macht zwar großen Spaß, ist aber auch verdammt harte Arbeit."
"Splinter Cell" mit perfekter Episoden-Länge
"Tom Clancy's Splinter Cell" wurde ursprünglich 2002 von Ubisoft veröffentlicht und lädt die Spieler dazu ein, als Agent Sam Fisher für den fiktiven amerikanischen Geheimdienst "Third Echelon" auf action-lastige Missionen zu gehen.
Zur Anime-Version "Splinter Cell" waren ursprünglich acht Folgen geplant, doch wie Kolstad verrät, werden es insgesamt wohl doch 16 werden, von denen jede eine Laufzeit zwischen 20 und 30 Minuten aufweisen soll. Für den Autor ist das exakt die richtige Länge: "Stell dir vor, es ist 23:40 und du möchtest unbedingt wissen, wie es weitergeht. Dann merkst du, dass die nächste Folge auch nur knapp 25 Minuten dauert, und bist sofort dabei."
Zwei Zeitebenen
Außerdem soll die Geschichte auf zwei verschiedenen Zeitebenen erzählt werden. Das klingt vielleicht komplizierter, als es tatsächlich ist, denn Kolstadt stellt fest: "Ich möchte es so einfach wie möglich halten. Als Autor bin ich zwar dialogfixiert, aber gerade bei einer Anime-Serie kann man auch sehr viel durch Bilder und Musik erreichen."
Zwei Jahre Vorbereitungszeit
Ungefähr zwei Jahre müssen wir uns aber noch gedulden, bis wir bei Netflix in den Genuss dieser Anime-Serie kommen. "18 bis 24 Monate sind das Minimum, um so etwas auf die Beine zu stellen. Mein Schreib-Job ist ungefähr in einem halben Jahr getan, doch ich muss dann weiterhin auf Abruf bereitstehen, falls jemand bei der Umsetzung herausfindet, dass etwas nicht funktioniert und eine Änderung erforderlich ist."
Dadurch erklärt sich auch der Umstand, dass die Drehbücher zu den "John Wick"-Teilen 4 und 5 nicht von mehr von Kolstad verfasst werden. Noch mehr Arbeit kann sich der vielbeschäftige Mann nun doch nicht mehr aufhalsen. Immerhin ist er auch mit der "John Wick"-Spinoff-Serie "The Continental" beschäftigt.