Rollen in Hollywood: Nur 36 Prozent der Hauptfiguren sind weiblich
Von Maike Karr
Wie sieht es mit der Gleichberechtigung von Mann und Frau in Hollywood aus? Nicht besonders gut. Das belegen Studien, Lageberichte und Recherchen zum Gender Pay Gap und der Verteilung von Awards. Die MeToo-Bewegung ist dabei nur die Spitze des Eisberges. Ein weiterer Punkt, den man in der Filmindustrie betrachten muss, ist die Repräsentation von weiblich gelesenen Personen und ihrer Darstellung in Film und Fernsehen. Zu der Rollenverteilung in Hollywood hat die Universität Berkeley einen Lagebericht herausgebracht, den wir euch hier vorstellen wollen.
Nur 36 Prozent aller Hauptfiguren sind weiblich
In Filmen mit den höchsten Einnahmen haben laut "Stacker" Frauen weniger Zeilen, Präsenz und Hauptrollen. Nur 35 Prozent der Schauspielerinnen erhalten Sprechrollen, nur 31 Prozent aller Spielfilme sind von Frauen geführte Geschichten oder werden von weiblichen Protagonisten geleitet. Nur 36 Prozent aller Hauptfiguren sind weiblich – und die Liste ist noch länger. Das Problem hört nicht bei der Tatsache auf, dass Schauspielerinnen in Rollen zahlenmäßig unterlegen sind, sondern enthüllt eine größere besorgniserregende Wahrheit: Frauengeschichten werden nicht erzählt und ihre Stimmen werden nicht gehört.
In Blockbustern sind Frauen unterrepräsentiert
Mainstream-Filme und große Franchises wie Marvel Cinematic Universe, "Mission Impossible", "Star Wars", "Harry Potter" und "James Bond" verkörpern all jene Faktoren. Es gibt den typischen unabhängigen und starken männlichen Protagonisten, der die Geschichte anführt und als Problemlöser und Held fungiert, während die weibliche Figur oft der „Sidekick“ ist, der bereit ist, den männlichen Protagonisten bei Bedarf zu unterstützen. Das haben wir erst kürzlich in der neuen Netflix-Serie "The Night Agent" kritisiert.
Übrigens trägt diese Dynamik auch zum Gender Pay Gap in Hollywood bei, denn da Frauen erheblich weniger in Blockbustern, also finanziell erfolgreichen Filmen, auftreten, verdienen sie auch weniger Geld. Blockbuster haben also nicht nur Auswirkungen auf die Sicht von Frauen, sondern auch auf deren Verdienst.
Nur 46 Prozent der weiblichen Figuren arbeiten
Wenn Frauen anwesend sind, werden ihre Rollen jedoch nicht nur auf eine bestimmte Weise typisiert, sondern auch bestimmte Eigenschaften vermieden. So werden Frauen nicht so oft in einer Arbeitsrolle dargestellt wie Männer. Nur 46 Prozent aller weiblichen Charaktere arbeiten, im Gegensatz zu 62 Prozent der männlichen Charaktere. Der Mangel an berufstätigen Frauen trägt erheblich dazu bei, ein spezifisches Bild der fügsamen, unterstützenden Rolle einer Frau in einer größeren Gesellschaft zu prägen.
Somit wird also das konservative Rollenbild einer Frau weitergetragen und verstärkt, sodass dieses bei den ZuschauerInnen – wohl eher unbewusst – länger in den Köpfen bleibt. Auch Hollywood muss mit seinen Drehbüchern dazu beitragen, dass sich die Sicht auf weiblich gelesene Personen in der Gesellschaft ändert.