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Roland Düringer im Interview: "Ich werde nie mehr Filme machen!"

Am 31. Oktober 2023 wird er 60 Jahre alt, obwohl man das nicht glaubt, wenn man Roland Düringer  gegenübersteht. Mit Franco Schedl von film.at hat er sich in der Nähe des "Kabarett Niedermair" in einem traditionellen Café zu einem Interview getroffen, dessen ersten Teil ihr hier nachlesen könnt

Im zweiten Teil des Interviews geht es unter anderem darum, welche Stationen seines Lebens für ihn am wichtigsten waren, warum er seinen runden Geburtstag auf der Kabarettbühne verbringen wird und weshalb ihm die Lust an Filmdrehs wohl für immer vergangen ist. Auch große und letzte Fragen werden beantwortet: Gibt es so etwas wie Altersweisheit, was hält er von einem selbstbestimmten Ende und wie steht er zu einem Ehrengrab?

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Ein Lebensweg als Straßenbahnstationen

Gehen wir's doch einmal chronologisch an, weil es ja ein Geburtstags-Interview ist. Wenn Du deinen Lebensweg als Wiener Straßenbahnlinie darstellen müsstest – wie wäre da der Streckenverlauf und was wären die wichtigsten Stationen?

Das erste einschneidende Erlebnis war etwa mit zehn Jahren, als ich angefangen habe, im 10. Bezirk mit dem Fahrrad um den Waldmüllerpark zu fahren. Da habe ich mir eine Kunstwelt erschaffen, denn in meiner Vorstellung war ich eigentlich mit einem Motorrad in einer Stadt unterwegs. Nebenbei sei erwähnt, dass mein Vater Garderobier im Burgtheater war und für mich ein Theaterbetrieb etwas ganz Normales gewesen ist  – der Arbeitsplatz von meinem Vater eben.

Dann kam Herwig Seeböck in den 70ern ans Burgtheater. Er war ein Freak, hat dort überhaupt nicht hingepasst und war obendrein Motorradfahrer. Mein Vater war sein Garderobier, und so ist der Kontakt zustande gekommen. Irgendwann hat mich der Herwig sein Motorrad probieren lassen und ich hab in der Folge sehr viel Zeit mit ihm auf Motorrad-Rennstrecken verbracht. Später hat er einen Schauspielkurs veranstaltet, ich hab da mit etwa 19 Jahren mitgemacht; ein gewisser Alfred Dorfer war im selben Kurs und dann hat's das Schlabarett gegeben.

Beim Bundesheer haben wir unser erstes Stück erarbeitet und das erste Mal gespielt haben wir im Kabarett Niedermair. Ab dann bin ich bis 1994 im Ensemble vom Schlabarett gewesen, "Muttag" kam ins Kino und später ist aus einem Stück von uns mit dem Titel "Mahlzeit" das "MA 2412" geworden.

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Das war ja überhaupt ein unglaublicher Run in dieser Zeit: "Muttertag", "Kaisermühlen Blues", "MA 2412".

Naja, das hat schon ein bisschen gedauert. "Muttertag" wurde ja bereits 1993 gedreht, aber der Run auf meine Person hat erst so Ende der 90er angefangen mit "Hinterholz 8" im Kino. Und dann rennt eh alles von selber. Zugleich ist die Gefahr sehr groß, dass man übersieht, was der Erfolg mit einem macht, dass man immer mehr will, Prioritäten in seinem Leben setzt und glaubt, gewisse Dinge sind wichtig, dabei sind sie das gar nicht – dieser ganze öffentliche Rummel, das ganze Tamtam, das Gschisti-Gschasti und die Blinke- Blinke-Welt. Und dann hab ich mir gedacht, ich spiel ja noch gern auf der Bühne, nur das ganze Rundherum brauch ich nicht und hab mich ein bisschen zurückgezogen und ganz andere Dinge gemacht.

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War das schon die Phase, wo Du bewusst den Rückzug von der Konsumgesellschaft angetreten hast?

Das war zwar etwas später, hat aber schon langsam angefangen. Es hat eigentlich damit begonnen, dass ich über das eigene Sein nachgedacht habe und darüber, wer man eigentlich ist. Wenn dich jeder in diesem Land kennt, stehen dir alle Türen offen, aber nicht, weil sie dich so gerne haben, sondern weil man mit dir Geld verdienen kann.

Da stellt sich doch die Frage: Was ist, wenn das dann nicht mehr klappt, weil du das nicht mehr kannst, krank bist oder die Leute genug davon haben? Wer bist du dann eigentlich? Darüber hab ich mir also Gedanken gemacht und bin dann bis heute meinen Weg gegangen, indem ich genau das mache, was ich machen will und der äußeren Erscheinung nicht mehr so viel Wert und Wichtigkeit gebe.

Aber so richtig gehen lässt Du Dich ja auch nicht im Erscheinungsbild. Du schaust ja eh sehr vorzeigbar aus.

Nein, ich meine nicht, dass ich mich verwahrlosen lasse, sondern dass mir alles, was sich die andern über mich so denken, ganz einfach nicht wichtig ist. Wenn einer meint: "Das ist ein Trottel!", dann sagt er das halt, aber mir ist das wurscht. Weil ich meine Sachen einfach so mache, wie sie mir guttun. Das geht natürlich nicht immer. Manchmal muss man auch Kompromisse eingehen in gewissen Dingen – aber in der Regel klappt das schon. Ich tu heute das auf der Bühne, was ich gerne mache; das war schon vor fünf Jahren so und wird hoffentlich auch in zehn Jahren noch so sein.

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Was bietet der "Regenerationsabend 2.0."?

Derzeit heißt dieses Gerne-Machen ja wohl "Regenerationsabend 2.0." Die wievielte Version dieses Programms ist denn das? Ich glaube, Du bist damit 1999 erstmals aufgetreten?

"Regenerationsabend" war nie ein Programm, das ich irgendwie geschrieben oder ausgearbeitet hätte, sondern ich bin irgendwann aus einer Notsituation heraus auf einer Bühne gestanden und hab Geschichten erzählt, weil mir der Kollege ausgefallen ist. Das hat recht gut funktioniert damals – wohl schon im Jahr '91. Darum hab ich das immer wieder zwischendurch gemacht; ohne große Ankündigung einen "Regenerationsabend" anzubieten. Das hat eine Art Eigendynamik entwickelt und ich hab's zehn Jahre lang durchgezogen.

Alle Geschichten, die ich da erzähle, sind ganz einfach Geschichten von mir daheim, was mir passiert ist. Irgendwann wussten die Leute, welche Geschichten ich erzähle und haben sie regelrecht bestellt. Ich frage, was sie von mir wissen wollen und sie äußern ihre Wünsche. Nach dem einen Jahrzehnt war's mir dann fad und ich hab aufgehört.

Ein bisschen wie ein mittelalterlicher Sänger, von dem man sich dann auch dies und jenes wünscht.

20 Jahre hab ich das nicht gemacht und durch die Ereignisse der letzten Jahre habe ich mir gedacht: Okay, jetzt geh ich wieder auf die Bühne. Eine Art Neustart, nachdem alles zu war. Was ich mir nicht antun wollte: Noch einmal den Aufwand treiben, ein Programm zu schreiben und dann dreht das irgendjemand aus irgendwelchen Gründen wieder ab. Darum hab ich einfach plakatieren lassen: "Regenerationsabend 2.0", ohne genau zu wissen, was ich machen werde. Ich geh einfach wieder da rauf und erzähle noch einmal Geschichten.

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Ein bisschen wie ein mittelalterlicher Sänger, von dem man sich dann auch dies und jenes wünscht.

20 Jahre hab ich das nicht gemacht und durch die Ereignisse der letzten Jahre habe ich mir gedacht: Okay, jetzt geh ich wieder auf die Bühne. Eine Art Neustart, nachdem alles zu war. Was ich mir nicht antun wollte: Noch einmal den Aufwand treiben, ein Programm zu schreiben und dann dreht das irgendjemand aus irgendwelchen Gründen wieder ab. Darum hab ich einfach plakatieren lassen: "Regenerationsabend 2.0", ohne genau zu wissen, was ich machen werde. Ich geh einfach wieder da rauf und erzähle noch einmal Geschichten.

Aber so, dass jeden Abend andere zu hören sind?

Nicht ganz. Zuerst haben ja die Leute die Erwartungshaltung gehabt, dass ich genau dieselben Geschichten von früher wieder erzähle und genau das hab ich nicht getan. Es funktioniert wieder sehr gut; so ähnlich, wie's damals war, weil jetzt das Gleiche passiert: Es spricht sich herum, was ich da mache und sie wollen wieder bestimmte Sachen hören. Es hat etwas sehr Persönliches: Ich glaube, man spürt, dass da nicht einfach einer etwas einstudiert hat auf "Ich bin jetzt lustig", sondern, was passiert, passiert; und wenn ich mit jemandem aus dem Publikum tratsche, dann spreche ich halt zehn Minuten mit ihm. Und ich kann das gottseidank.

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Bist Du nach so einem Bühnenauftritt tatsächlich regeneriert und fühlst Dich um Jahre jünger?

Um Jahre nicht, aber anstrengend ist es für mich nicht. Ich hätte es eigentlich nur als Überbrückung geplant gehabt, aber jetzt sind so viele Anfragen da, dass ich auf Monate ausgebucht bin.

Deinen runden Geburtstag wirst Du ja wirklich auf der Bühne verbringen. Laut Tournee-Plan trittst Du am 31. Oktober im oberösterreichischen Aigen-Schlägl im Böhmerwald auf. War das Dein besonderer Wunsch?

Ja, klar hab ich das so gewählt.

Damit Du dann im Wald abtauchen kannst?

Nein, aber damit nicht die Gefahr besteht, dass mich irgendwer mit irgendwas überraschen kann.

Deutet das dann auch gleich auf die kommende "Weber & Breitfuß"-Folge "Im Wald" hin?

Die wurde schon gedreht; eine zweite ebenfalls, die dann eher ein Politikthriller ist. Wann sie gesendet werden, weiß ich aber nicht. Im Lauf von 2024 wohl.

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"Nie wieder ein Film mit dem Herrn Düringer"

Dann lassen wir die imaginäre Straßenbahnlinie vorerst mal in Aigen-Schlägl enden. Oder hast Du noch Ergänzungen?

Worin ich mir ziemlich sicher bin, ist, dass der Herr Düringer nie wieder einen Film machen wird!

Wirklich?

Ja, das hat seine Zeit gehabt in meinem Leben, aber es ist vorbei. Unter den Vorzeichen, wie das momentan alles passiert, macht das keinen Spaß mehr. Wir haben ja wirklich eine Gaudi gehabt, obwohl es auch schwer war, das durchzusetzen. "Hinterholz 8" wurde nie gefördert von öffentlicher Seite, sondern abgelehnt, muss man dazusagen.

Irgendwie hat's der österreichische Film damals verabsäumt, zu erkennen, was es für eine Chance gewesen wäre, dass man Filme fürs Publikum macht. Wo sich Leute mit einer österreichischen Produktion unterhalten. Was jetzt nicht heißt, dass es unbedingt lustig sein muss, aber dass sie merken: das ist ein Film für uns.

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Hat es so etwas wie den österreichischen Kabarettfilm nie wirklich gegeben?

Dieses Wort war eine mediale Erfindung, und man hat "Kabarettfilm" nur deshalb gewählt, um das Ergebnis klein zu machen.

Ich hab das immer eher so verstanden, dass es ein Qualitätssiegel war, weil da die ganzen heimischen Kabarettstars mitwirken.

Nein, so war das nicht. Wir vom Schlabarett haben das gemacht, aber es haben auch viele andere Schauspieler mitgewirkt. Jetzt ist eher die Ansage, dass man Filme für Festivals herstellt, mit denen man sich ein eigenes Publikum züchtet und wo sich alle beweihräuchern, wie toll sie sind. Auch thematisch stimmt es für mich nicht mehr – mit dem, was mich heute interessiert, brauchst du erst gar kein Drehbuch mehr einzureichen. Einen Film selbst auf die Beine zu stellen ist auch eine Knochenarbeit: du musst dich mit so vielen Gesichtern auseinandersetzen, mit denen du dich nicht auseinandersetzen willst.

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Alterswehwechen und Altersweisheit

Weil Du gerade Knochenarbeit gesagt hast: Tut Dir jetzt etwas weh, was Dir vor 30 Jahren noch nicht weh getan hat – oder auch heute früh noch nicht?

Natürlich, das ist einfach das Alter, die Beweglichkeit wird weniger, du bist nicht mehr so leistungsfähig, die Hüfte fängt an zu schmerzen. Aber das ist ein normaler Prozess – da braucht man nicht sudern, das ist eben so. Aber ich kann mich nicht beklagen für 60: Ich geh Motorradfahren, ich geh Mountainbiken. Wenn ich mir manche anschau mit 40, wie die beinander sind, hab ich's gar nicht so falsch gemacht.

Gibt es so etwas wie Altersweisheit für Dich?

Das gibt es dann, wenn du vom Charakter her so gebaut bist, dass du die Bereitschaft hast, ständig dazuzulernen. Dann hast du durch die vielen Lektionen, die dir das Leben erteilt, ein Archiv, auf das du zurückgreifen kannst und wenn dich wer was fragt, kannst du dann Auskunft geben: Das ist so, weil ich es damals so erlebt habe. Wenn man dagegen 50 Jahre denselben Schas lebt, ist man genauso deppert wie vor 50 Jahren.

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Ein Ehrengrab für Düringer?

Werden wir noch etwas morbide, weil wir ja in Wien sind. Die absolute Endstation der vorhin genannten Straßenbahnlinie ist dann irgendwann zwangsläufig der Zentralfriedhof oder ein anderer. Hat man Dir schon einmal ein Ehrengrab angeboten – so für alle Fälle?

Nein, ich glaub nicht, dass man dem Herrn Düringer irgendetwas derartiges anbieten würde.

Denkst Du nicht, dass sogar der Bürgermeister eigenhändig eines schaufeln würde, wenn Du Deinen Bedarf anmeldest?

Also wenn er das machen würde, tät's mich fast jucken, dass ich ihn rein stoße! Das bitte nicht persönlich nehmen, aber das brauch ich alles gar nicht. Aber was das Thema Tod betrifft ist es wichtig, dass man sich zwar nicht aussuchen kann, wo man auf die Welt kommt, aber man sollte drüber nachdenken, wo man die Welt verlassen möchte und wie.

Also völlig selbstbestimmt?

Genau, so wie ein amerikanischer Ureinwohner sagt: Heute ist ein guter Tag und das ist ein guter Platz zu sterben.

Würde Dich ein Grab auf dem Friedhof der Namenlosen reizen?

Der Friedhof ist mir eigentlich scheißegal, weil da bin ich eh nicht mehr. Mich können sie auch zerstückeln und an die Schweine verfüttern. Wichtig ist nur, mit welchem Bewusstsein man dann die Welt verlassen wird; vor allem, wenn man sieht, wie das heute abgehandelt wird, wie's in Spitälern und Pflegheimen zugeht. Meine Mutter ist jetzt 88, ich erlebe das live und kann nur sagen: DAS musst du vermeiden.

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Geboren 1963 in Wien: "Der Jackpot des Universums"

Möchtest Du noch irgendetwas unbedingt erreichen? Eine bestimmte Rolle spielen, den Großglockner besteigen, das Sieben-Tage-Rennen gewinnen?

Da muss ich bei allem Nein sagen. Was man erreichen sollte: Dass man an jedem Tag, egal was er auch bringt, trotzdem zufrieden ist.

Hast Du als Benzinbruder derzeit eine Lieblings-Benzinsorte?

Nicht wirklich, aber sie mischen mittlerweile viel Biosprit dazu, was den Endeffekt hat, dass sich bei den alten Motorrädern die Vergaser dauernd verkleben. Aber wurscht, irgendwann werden wir eh mit ganz was anderem fahren.

Könntest Du eine Benzinsorte auch am Geschmack erkennen?

Nein, aber was ich schon erkennen kann ist, welche von ihnen Zweitaktöl drinnen haben, denn da riecht jedes ein bisschen anders.

Bleiben wir beim Geschmack. Um nochmal auf die Halloween-Frage vom Anfang zurückzukommen: Gab's für Dich im Leben mehr Süßes oder Saures?

Süßes, nur Süßes natürlich! Entschuldige, wenn man 1963 in Wien auf die Welt kommt, in diesem Land mit all diesen Möglichkeiten, das ist der Jackpot des Universums. Das hat's nur einmal gegeben auf der Welt und das wird's auch nie wieder geben. Ärgerlich ist nur, dass wir, also meine Generation – und da nehm ich mich nicht aus – , es versaut haben, weil wir nicht erkannten, was wir mit dem feinen Leben anrichten: alles wird besser, schneller, die Urlaubsziele immer weiter. Und wie ich vor 25 Jahren angefangen habe, allein zu schreiben, in meinen Programmen und im öffentlichen Diskurs, haben sie alle gesagt: "Das ist ein Volltrottel. Ist er jetzt ein Ökofuzzi, ein Grüner?" Wenn sich solche Pharisäer, die über mich geschimpft haben, jetzt mit den Kindern solidarisieren, die sich auf der Straße festkleben, sag ich dagegen: "Ihr seid's um 25 Jahre zu spät dran, eas Oaschlecher".

Stopp! "Oaschlecher" – was für ein perfektes Schlusswort. Das lassen wir jetzt so stehen!

Ja gerne.

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Bleiben wir beim Geschmack. Um nochmal auf die Halloween-Frage vom Anfang zurückzukommen: Gab's für Dich im Leben mehr Süßes oder Saures?

Süßes, nur Süßes natürlich! Entschuldige, wenn man 1963 in Wien auf die Welt kommt, in diesem Land mit all diesen Möglichkeiten, das ist der Jackpot des Universums. Das hat's nur einmal gegeben auf der Welt und das wird's auch nie wieder geben. Ärgerlich ist nur, dass wir, also meine Generation – und da nehm ich mich nicht aus – , es versaut haben, weil wir nicht erkannten, was wir mit dem feinen Leben anrichten: alles wird besser, schneller, die Urlaubsziele immer weiter.

Und wie ich vor 25 Jahren angefangen habe, allein zu schreiben, in meinen Programmen und im öffentlichen Diskurs, haben sie alle gesagt: "Das ist ein Volltrottel. Ist er jetzt ein Ökofuzzi, ein Grüner?" Wenn sich solche Pharisäer, die über mich geschimpft haben, jetzt mit den Kindern solidarisieren, die sich auf der Straße festkleben, sag ich dagegen: "Ihr seid's um 25 Jahre zu spät dran, eas Oaschlecher".

Stopp! "Oaschlecher" – was für ein perfektes Schlusswort. Das lassen wir jetzt so stehen!

Ja gerne.