"Putin"-Trailer: Deepfake-Biopic mit Präsident in Windelhose
Von Franco Schedl
Der Mann in einer Windelhose sitzt auf dem Boden eines Krankenzimmers in seinen eigenen Exkrementen. In diesem Fall ist aber sein Kopf der wichtigere Körperteil, denn er sieht aus wie russische Präsident Wladimir Putin, und soll es, dank Deepfake, auch wirklich sein.
Der polnische Regisseurs Patryk Vega aka. Besaleel versucht mit seinem Biopic, das den lapidaren Titel "Putin" trägt, den Mythos des Diktators zu entzaubern, indem er einen gesundheitlich angeschlagenen aber dafür umso gefährlicheren Präsidenten zeigt. Doch seht selber, welche Wirkung diese eindringliche Eröffnungsszene im Trailer bei euch hervorruft:
Gestörte Psyche mit Deep-Fake-Gesicht
"Der Film schildert Putins Leben, angefangen im Alter von zehn Jahren, als er von seinem Stiefvater misshandelt wurde, über den Tschetschenienkrieg, die Terroranschläge in Dubrowka-Theater und Beslan bis hin zum Krieg in der Ukraine und Ereignissen wie dem Massaker von Butscha“, erklärte Vega in einer Presseaussendung. Das Werk will dem westlichen Publikum einen Schlüssel zum Verständnis der "gestörten Psyche" des russischen Staatsoberhauptes liefern, und die "Kultur des Ostens" sollte in die "Sprache des Westens" übersetzt werden.
Um die auftretende Hauptfigur so lebensecht wir möglich wirken zu lassen, hat das Filmteam fast über ein Jahr hinweg ein eigenes Deepfake-Programm entwickelt. Der echte Putin hat sich verständlicherweise niemals vor Vegas Kamera blicken lassen.
Freilichtaufführung mit Symbolwert
Kurz bevor sich der Tag des Angriffs auf die Ukraine zum zweiten Mal jährte, fand – mit beängstigendem Symbolwert - eine öffentliche Vorführung des Films statt. Inmitten der zerbombten ukrainischen Stadt Borodyanka nahe Kiew wurde eine Leinwand aufgebaut und "Putin" erlebte eine Freilichtaufführung. Die zahlreichen Zuschauer:innen entpuppen sich bei näherer Betrachtung als Schaufensterpuppen, die Verletzungen und blutige Verbände aufweisen und so ukrainische Kriegsopfer symbolisieren.
Dass Vegas Herangehensweise an die Thematik eine gezielte und wichtige Provokation darstellt, wird auch aus emotionalen Reaktionen von ukrainischen Passant:innen deutlich, denen man auf der Straße den Trailer gezeigt hat. Von diesen Szenen ist auch ein Featurette verfügbar:
Filmstart in Ländern mit starker ukrainischer Community
Außerdem wurde der Film auch Veteranen und Soldaten vorgeführt, die an der Kiewer Front kämpften. Der Regisseur kommentiert das folgendermaßen: "Diese Menschen haben uns für einen Moment in ihr Leben gelassen und uns von ihren intimsten Erfahrungen aus dem brutalen Krieg erzählt." Der größte ukrainische Verleiher plant, den Film, abgesehen vom Heimatland, auch in Ländern zu vertreiben, in denen die ukrainische Community besonders zahlreich vertreten ist.
Vega zählt zu den populärsten polnischen Regisseuren unserer Zeit, der 2005 durch den Actiontriller "Pitbull" erstmals Aufmerksamkeit erregte. Auf Netflix erschien zum Beispiel der Serienkiller-Thriller "Plagi Breslau – Die Seuchen Breslaus".
Wann ist "Putin" zu sehen?
Ein Kinostart für "Putin" ist noch heuer vorgesehen. Ob der Film auch in die österreichischen Kinos kommt, steht derzeit nicht fest.