Oscars 2024: 4 Regeln für mehr Diversität in Hollywood
Von Maike Karr
*** Update vom 08. Mai 2023: US-Schauspieler Richard Dreyfuss ("Der weiße Hai", "American Graffiti") hat die neuen Inklusionsvorgaben bei den Oscars mit scharfen Worten kritisiert. "Sie bringen mich zum Kotzen", sagte der 75-Jährige am Wochenende in der Sendung "Firing Line With Margaret Hoover". Niemand sollte ihm als Künstler vorschreiben, sich der neuesten und aktuellsten Vorstellung von Moral beugen zu müssen, sagte Dreyfuss weiter. "Man muss das Leben Leben sein lassen."
Dreyfuss sprach auch über die Besetzung von nicht-weißen Figuren mit weißen Schauspielern. Der Brite Laurence Olivier habe 1965 als letzter weißer Schauspieler den Feldherren Othello gespielt, wobei sein Gesicht schwarz geschminkt war. "Wird mir gesagt, dass ich nie die Chance haben werde, einen Schwarzen zu spielen?", fragte Dreyfuss. "Wissen wir nicht, dass Kunst Kunst ist? Das ist so herablassend", führte der Schauspieler weiter aus.
Wenn sich weiße Menschen schminken, um schwarze Menschen stereotyp darzustellen, spricht man von "Blackfacing". Die Praxis ist umstritten und wird als rassistisch kritisiert. ***
Immer wieder wird bei Preisverleihungen in Hollywood, insbesondere bei den Oscars, mangelnde Diversität kritisiert. Es gewinnen zwar immer öfter BIPoC-Personen oder Personen der LGBTQIA+-Community. Nichtsdestotrotz sind sie meist die allerersten ihrer Gruppe, denen diese Ehre zuteil wurde. So war Ke Huy Quan erst die zweite Person mit asiatischen Wurzeln, die in der Kategorie "bester Nebendarsteller" mit einem Oscar ausgezeichnet wurde (2023). Michelle Yeoh ist überhaupt die allererste Asiatin, die einen Academy Award erhalten hat (ebenfalls 2023).
Abgesehen davon, ist immer wieder auffallend, dass in den geschlechtsneutralen Kategorien, wie zum Beispiel "beste Regie" und "bester Film", in 90 Prozent der Fälle lediglich Männer oder von Männern produzierte Filme nominiert werden.
Gegen den letzten Punkt möchte die Academy nun vorgehen, indem sie Diversitäts-Standards für Filme, die als "bester Film" in Betracht gezogen werden wollen, als Bedingung stellen, wie man auf der Seite der Oscars nachlesen kann.
Oscars 2024: Das sind die neuen Regeln für den "Besten Film"
In Hollywood müssen Filme, die für die Sparte "beste Film" in Betracht gezogen werden wollen, bezüglich der Diversität in ihrer Produktion gewisse Standards erfüllen. Die Oscars haben vier Kriterien verkündet, von denen mindestens zwei erfüllt werden müssen.
- Standard A: Diversität auf der Leinwand
- Standard B: Diversität in der Crew
- Standard C: Zugang zur Filmindustrie und Möglichkeiten
- Standard D: Vielfalt beim Marketing
Bei diesen Punkten geht es vor allem darum, dass bestimmte Gruppen in der Filmindustrie unterrepräsentiert sind und das durch diese Standards nachgeholt werden soll. Zu diesen sogenannten "unterrepräsentierten Gruppen" gehören Frauen, Menschen der BIPoC-Community, Personen der LGBTQIA+-Community und Menschen mit einer geistigen oder körperlichen Behinderung.
Standard A: Diversität auf der Leinwand
Eine der drei Sub-Kategorien muss für Standard A erfüllt sein:
- Haupt- oder wichtige NebendarstellerInnen stammen aus unterrepräsentierten Rassen oder ethnischen Gruppen.
- Mindestens 30 % aller DarstellerInnen in Neben- und kleineren Rollen gehören mindestens zwei unterrepräsentierten Gruppen an.
- Die Haupthandlung(en), das Thema, oder die Erzählung des Films konzentriert sich auf eine unterrepräsentierte Gruppe(n).
"Everything Everywhere all at Once" hätte zum Beispiel in Kategorie A gepasst, da drei der vier HauptdarstellerInnen asiatische Wurzeln haben und sich die Handlung demzufolge um diese Personen-Gruppe dreht.
Standard B: Diversität bei der kreativen Führung
Ein Film kann diesen Standard erreichen, wenn er die Kriterien in mindestens einem der folgenden Bereiche erfüllt:
- Diversität in Führungsposition
- Mindestens sechs Crew-Mitglieder stammen aus unterrepräsentierten Rassen oder ethnischen Gruppen.
- Diversität bei 30% der Film-Crew bei mindestens zwei unterrepräsentierten Gruppen
Standard C: Diversität beim Zugang zur Filmindustrie
Mindestens eine der Sub-Kategorie muss für Standard C erfüllt sein
- bezahlte Lehrstellen und Praktika
- Ausbildungsmöglichkeiten und Kompetenzentwicklung für die Crew
Standard D: Vielfalt beim Marketing
Bei Standard D gibt es nur ein Kriterium, das erfüllt sein muss: Die Repräsentation in Entwicklung, Marketing, Werbung und Vertrieb eines Films. Dafür muss das Studio und/oder die Filmgesellschaft mehrere leitende Angestellte, die mindestens zwei unterrepräsentierten Gruppen angehören, in ihren Kreativ- und Entwicklungs-, Marketing-, Werbe- und/oder Vertriebsteams haben. Mindestens eine Person muss einer unterrepräsentierten rassischen oder ethnischen Gruppe angehören.