Oscars 2020: Die Gewinner im Überblick
Von Oezguer Anil
2019 war ein Filmjahr der Extraklasse. Meckerte man 2018 noch über zu wenig originelle Ideen und einer Flaute bei amerikanischen Independent Produktionen, ging einem bei der Liste der heuer nominierten Filme das Herz auf. Quentin Tarantino meldete sich mit einem hochkarätig besetzten Hangout-Movie zurück, Todd Philipps schrieb mit „Joker“ Filmgeschichte, Sam Mendes zeigte mit "1917", dass Geschichte auch cool sein kann und Bong Joon Ho schuf mit „Parasite“ einen modernen Klassiker. Ein Jahr für Cineasten!
Trotz einer florierenden Filmszene mit ausgezeichneten Regisseuren, war „Parasite“ der erste südkoreanische Film, der für einen Oscar nominiert war. Der virtuose Genremix von Bong Joon Ho erhielt in Cannes die Goldene Palme und konnte weltweit Millionen von Zusehern begeistern. Der Kritikerliebling erhielt neben dem Oscar für den besten Film auch Auszeichnungen für das beste Drehbuch, den besten internationalen Film und die beste Regie. Ein phänomenaler Erfolg, der in die Geschichtsbücher eingeht. Das erste Mal in der Geschichte der Oscars erhält ein nicht englischsprachiger Film den Preis für den besten Film. Absolut verdient!
Der Preis für den besten Hauptdarsteller ging wie erwartet an Joaquin Phoenix als Joker. Damit ist er zusammen mit Heath Ledger der zweite Darsteller, der für die Figur des wahnsinnigen Antagonisten mit einem Oscar ausgezeichnet wurde. Trotz monumentalem Einspielergebnis und Gerüchten über eine Fortsetzung, gibt es von Phoenix noch keine Zusage für einen zweiten Teil von „Joker“. Der Preis für die beste Hauptdarstellerin ging an Renée Zellweger für "Judy". Im Biopic verkörpert sie Judy Garland, die als Kind ihren Durchbruch mit "Der Zauberer von Oz" feierte.
Brad Pitt erhielt für seine Performance als Stuntman im Hollywood Ende der 60er den Preis als bester Nebendarsteller. Damit hat der 56 jährige Starschauspieler bereits zwei Oscars in seinem Schrank stehen. 2012 erhielt er einen als Produzent für „Twelve Years a Slave“. Als beste Hauptdarstellerin wurde Laura Dern für ihre Rolle als Scheidungsanwältin in "Marriage Story" ausgezeichnet. Sie überzeugte vor allem durch den geschickten Umgang mit ihrem Kostüm und den verschachtelten Dialogen von Noah Baumbach.
Als bester Kameramann wurde Roger Deakins für seine Arbeit in „1917“ ausgezeichnet. Der Brite wurde bereits 15 Mal für die goldene Trophäe nominiert und erhielt sie nun zum zweiten Mal. Im erste Weltkriegsdrama überzeugte er mit dynamischen Kamerafahrten, die perfekt ineinandergriffen und so den Eindruck erweckten, der ganze Film sei in nur einer einzigen Aufnahme gedreht worden. Die Kombination aus imposanten Kamerabewegungen und realitätsgetreuem Szenenbild machen „1917“ zu einem der visuell ambitioniertesten Kriegsfilme aller Zeiten.
In der Drehbuchkategorie gab es gleich zwei große Überraschungen. Mit „Parasite“ ging der Preis für das original Drehbuch an einen fremdsprachigen Film – eine Seltenheit. Der Preis für das beste adaptierte Drehbuch ging erstaunlicherweise an „Jojo Rabbit“- eine geschmacklose Satire über den zweiten Weltkrieg. Martin Scorseses „The Irishman“ hätte diesen Preis mehr als nur verdient.
Eine fulminante Oscar-Nacht liegt hinter uns. Selten tritt tatsächlich der Fall ein, dass der beste Film die Anerkennung erhält, die er auch verdient. "Parasite" katapultiert Regisseur Bong Joon Ho endgültig in den Regieolymp. Der große Verlierer des Abends ist leider Martin Scorseses "The Irishman". Ein absolut gelungener Film, der zumindest in den technischen Kategorien eine Auszeichnung verdient hätte.
Hier ein Überblick über die Gewinner:
BESTER FILM
Gewinner: Parasite
Nominiert:
BESTE REGIE
Gewinner: Parasite – Bong Joon Ho
Nominiert:
The Irishman – Martin Scorsese
Joker – Todd Phillips
1917 – Sam Mendes
Once Upon a Time in Hollywood – Quentin Tarantino
Parasite – Bong Joon Ho
BESTES ORIGINAL DREHBUCH
Gewinner: Parasite
Nominiert:
Knives Out
Marriage Story
1917
Once Upon a Time in Hollywood
Parasite
BESTES ADAPTIERTES DREHBUCH
Gewinner: Jojo Rabbit
Nominiert:
The Irishman
Jojo Rabbit
Joker
Little Women
The Two Popes
BESTE SCHAUSPIELERIN
Gewinnerin: Renee Zellweger – Judy
Nominiert:
Cynthia Erivo - Harriet
Scarlett Johansson – Marriage Story
Siorse Ronan – Little Women
Charlize Theron – Bombshell
Renee Zellweger – Judy
BESTER SCHAUSPIELER
Gewinner: Joaquin Phoenix - Joker
Nominiert:
Antonio Banderas – Leid und Herrlichkeit
Leonardo DiCaprio – Once Upon A Time …
Adam Driver – Marriage Story
Joaquin Phoenix - Joker
Jonathan Pryce – Die zwei Päpste
BESTE SCHAUSPIELERIN IN EINER NEBENROLLE
Gewinnerin: Laura Dern – Marriage Story
Nominiert:
Kathy Bates – Richard Jewell
Laura Dern – Marriage Story
Scarlett Johansson – Jojo Rabbit
Florence Pugh – Little Women
Margot Robbie – Bombshell
BESTER SCHAUSPIELER IN EINER NEBENROLLE
Gewinner: Brad Pitt - Once Upon A Time in Hollywood
Nominiert:
Tom Hanks - Der wunderbare Mr. Rogers
Anthony Hopkins – Die zwei Päpste
Al Pacino – The Irishman
Joe Pesci – The Irishman
Brad Pitt - Once Upon A Time in Hollywood
BESTER FREMDSPRACHIGER FILM
Gewinner: Parsite
Nominiert:
Corpus Christi (Polen)
Honeyland (Nordmazedonien)
Les Miserables (Frankreich)
Leid und Herrlichkeit (Spanien)
Parasite (Südkorea)
BESTER ANIMATIONSFILM
Gewinner: Toy Story 4
Nominiert:
Drachenzähmen leicht gemacht 3
Ich habe meinen Körper verloren
Klaus
Missing Link
Toy Story 4
BESTE KAMERA
Gewinner: 1917(Roger Deakins)
Nominiert:
The Irishman
Joker
Der Leuchtturm
1917
Once Upon a Time in Hollywood
VISUAL EFFECTS
Gewinner: 1917
Nominiert:
Avengers: Endgame
The Irishman
The Lion King
1917
Star Wars: The Rise of Skywalker
BESTE ORIGINAL FILMMUSIK
Gewinner: Joker
Nominiert:
Joker
Little Women
Marriage Story
1917
Star Wars: The Rise of Skywalker
BESTE DOKUMENTATION
Gewinner: American Factory
Nominiert:
American Factory
The Cave
Am Rande der Demokratie
Für Sama
Land des Honigs
Die gesamte Gewinnerliste mit allen 24 Kategorien ist auf der Homepage der Academy of Motion Picture Arts and Sciences zu finden.