"Oppenheimer": Warum ist Nolans neuer Film teils in Schwarz-Weiß?
Von Maike Karr
Christopher Nolans lang ersehnter Film "Oppenheimer" ist ein absolut besonderer Film und das nicht nur, weil er eine Dauer von drei Stunden hat. Was das Biopic auch von den meisten Filmen abhebt, ist, der Wechsel von Farb- zu Schwarz-Weiß-Film im Film selbst.
Das ist tatsächlich nicht das erste Mal, dass Christopher Nolan in einem seiner Werke diese Technik anwendet. Bereits in "Memento" aus dem Jahr 2000 hat der Star-Regisseur mit Farbe herumexperimentiert. Darin kennzeichneten die Farbsequenzen die rückwärtige Erzählung und die Schwarz-Weiß-Szenen die chronologische Erzählung.
Doch was für eine Bedeutung haben die Schwarz-Weiß-Szenen in Christopher Nolans neuestem Blockbuster?
Theorie zu Schwarz-Weiß-Szenen
Es gibt viele Theorien darüber, wie und warum genau der Film so aufgeteilt ist. Viele glauben, dass die Farbsequenzen vor der Detonation der Bombe spielen und die Schwarz-Weiß-Szenen danach. Soll hier visuell festgehalten werden, welch gravierende Auswirkungen die Erschaffung der Atombombe auf die Welt hat – ein neues Kapitel wird eingeleitet? Diese Theorie ist insofern logisch, als die Zuschauer:innen nach der Explosion der Bombe lange Zeit nur die Gerichtsszenen mit Robert Downey Jr. (Lewis Strauss) sehen, die stets in Schwarz-Weiß gehalten sind.
Doch je länger der Film läuft, desto stärker fallen Unstimmigkeiten bei dieser Theorie auf, denn Oppenheimers Treffen mit Albert Einstein erfolgt zum Beispiel nach dem Bau der Atombombe und ist in Farbe getaucht.
Schwarz-Weiß-Szenen stellen objektive Sicht dar
Im Interview mit "The Associated Press" sagte Christopher Nolan: "Ich wusste, dass wir in dem Film zwei Zeitlinien verfolgen. Die eine ist in Farbe, und das ist Oppenheimers subjektive Erfahrung. Das ist der größte Teil des Films. Die andere ist eine schwarz-weiße Zeitlinie. Es ist eine objektivere Sicht auf seine Geschichte aus der Sicht einer anderen Figur."
Der farbige Teil von "Oppenheimer" erzählt die Geschehnisse aus J. Robert Oppenheimers Sicht, was auch daran erkennbar ist, dass dieser bei der Anhörung ein Statement über seine eigene Vergangenheit vorliest. In diese tauchen wir dann zusammen mit ihm ein. Aber auch das Leben nach der Anhörung ist in Schwarz-Weiß zu sehen.
Diesen "farbigen" Teil des Drehbuchs hat Christopher Nolan in der ersten Person geschrieben, wie er gegenüber dem Filmmagazin "Total Film" (via "Games Radar") erklärt. Das hat er bisher "noch nie gemacht". Er weiß auch nicht, ob das schon mal jemand gemacht hat. So wurde der subjektive Faktor von Oppenheimers Szenen verstärkt hervorgehoben.
Der schwarz-weiße-Teil spielt sich während der Anhörung von J. Robert Oppenheimer zu seiner Sicherheitsfreigabe und beim öffentlichen Verfahren zur Wahl von Lewis Strauss als Minister ab.
Wann und wo kann man "Oppenheimer" anschauen?
Ab dem 20. Juli läuft Christopher Nolans Biopic im Kino. Hier geht's zum Kinoprogramm!