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Open Air Filmfestival dotdotdot: "Wir wollen, dass sich alle wohlfühlen"

Ein Jahr nach dem zehnjährigen Jubiläum steht das dotdotdot Open Air Kurzfilmfestival vor neuen Herausforderungen. Das Festival zeichnete sich stets durch seine Inklusion und familienfreundliche Atmosphäre aus, die zahlreiche Besucherinnen ins den Garten des Volkskundemuseums lockte. Im Rahmenprogramm wurden Performances angeboten, die auf Grund der Corona-Krise abgesagt und mit anderen Programmpunkten auf nächstes Jahr verschoben werden mussten. Wir haben mit Lisa Mai, der Leiterin des Festivals, über das adaptierte Programm und die Herausforderungen, die ein Festivalmonat im Jahr 2020 mit sich bringt, gesprochen.

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Was für Filme stehen bei dotdotdot im Vordergrund?

Also grundsätzlich interessieren wir uns für Kurzfilme, weil es für uns ein filmisches Format ist, bei dem man sich trauen kann, Risiken einzugehen. Es kommen unendlich viele Gestaltungsmöglichkeiten zur Anwendung, von avantgardistisch-experimentellen Formen bis hin zu klassisch-narrativen oder dokumentarischen Arbeiten ist alles dabei. Das Großartige ist, dass ganz schnell spannende Hybridformen entstehen können, weil man sich als Filmschaffender nicht auf Normen festlegen muss, da Kurzfilme nicht für eine Kinoauswertung produziert werden und dadurch nicht an klassische Auswertungskriterien gebunden sind. Wir interessieren uns für die Stimmen von Filmschaffenden und möchten sie durch ihre Filme ins Gespräch mit dem Publikum bringen.

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Einer der Schwerpunkte heuer ist „Puppet Masters“. Wie kam es dazu?

Bei „Puppet Masters“ war es so, dass wir im letzten Jahr viele interessante Puppentrickfilme gesehen haben und wir uns eingestehen mussten, dass wir ein richtiges Faible dafür haben, weil die Materialität einfach sehr spannend ist. Die Puppen bestehen aus unterschiedlichsten Materialien wie Draht, Wolle, Filz, Holz oder Plastilin. Die Filme sind meist mit Stopp-Trick-Animationen gefilmt und teilweise mit computergenerierten Hintergründen bearbeitet, aber grundsätzlich steht die Materialität im Vordergrund. Der zeitgenössische Puppentrickfilm ist überhaupt nicht als Kinderfernsehen abzustempeln. Natürlich setzt sich die Tradition des Märchenerzählens weiterhin fort, aber die Animationsfilmemacherinnen verwenden die Puppen genauso wie jede andere Sparte des Animationsfilms auch, um aktuelle Brennpunktthemen aufzugreifen. Niki Lindroth von Bahr zum Beispiel, die am Eröffnungsabend via Skype zugeschalten war, zeigt gesellschaftliche Leerstellen mittels dystopischen Musicals auf, in denen Tiere die Rolle von Menschen einnehmen.

Bei diesem Schwerpunkt haben wir uns auf die letzten 10 Jahre des Puppentrickfilms konzentriert, weil da in den letzten Jahren sehr viel passiert ist. Wir haben im Kuratorinnen-Team eine riesige Bewunderung für die Hingabe und Leidenschaft der Menschen, die Animationsfilm machen, weil es so unglaublich aufwendig ist und so unglaublich viel detaillierte Arbeit braucht. Es gibt viel zu wenig Finanzierungsmöglichkeiten für Animationsfilm. Man arbeitet an einem sechsminütigen Animationsfilm eineinhalb bis zwei Jahre, da muss man schon eine besondere Leidenschaft und Kreativität mitbringen.

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Ein weiterer Schwerpunkt ist „Dialog mit Ethnocineca“. Wie kam es zu dieser Kooperation?

Ethnocineca ist ein tolles Dokumentarfilmfestival in Wien und war heuer eines der ersten Festivalopfer der Corona-Pandemie. Das Festival hätte in üblicher Form in der ersten Mai-Woche stattfinden sollen, aber musste sehr kurzfristig in eine Online-Version umgewandelt werden. Man konnte einen Großteil des Programms nicht live vor Publikum zeigen, sondern musste eine Selektion treffen, bei der die Kurzfilmprogramme nicht berücksichtigt werden konnten. Wir haben mit dem Ethnocineca Filmfestival schon öfters gemeinsame Programme gestaltet und kuratiert, da war es ganz klar, dass wir einen Rahmen schaffen wollen, wo man diese unglaublich schönen Kurzfilmproduktionen auch im Kino sehen kann. Es gibt eine sehr schöne Selektion an Kurzfilmen, die zueinander im Wettbewerb stehen und für zwei dotierte Preise nominiert sind. Wir haben heuer das Glück, dass wir viele Spielabende zur Verfügung haben, dass wir wirklich mit frohem Herzen drei Abende dem Ethnocineca Programm widmen können.

Was waren die Überlegungen hinter dem Schwerpunkt „Panorama: Senses of Cinema“?

„Senses of Cinema“ ist ein Programmschwerpunkt der während dem Lockdown entstanden ist. Wir hatten einen ganz anderen Schwerpunkt mit mehreren Rahmenprogrammen erarbeitet, den wir auf Grund der aktuellen Lage auf nächstes Jahr verschieben mussten. Dann ist viel Programmplatz freigeworden, was eine irrsinnig tolle Chance war, sich noch einmal in ganz aktuelle Produktionen der letzten zwei Jahre einzuarbeiten. Es ist ein zehnteiliges Panorama entstanden, das wir erst im nachhinein „Senses of Cinema“ genannt haben. Das Thema hat sich erst beim Kuratieren ergeben, weil wir gemerkt haben, dass die Arbeiten die wir am spannendsten fanden, jene waren, bei denen das Kino in seiner Sinnlichkeit zur Geltung kommt.

 

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Wie hat die Corona-Krise das Festival beeinflusst? Wie habt ihr auf die neuen Rahmenbedingungen reagiert?

Wir mussten einige Programmpunkte streichen. Alle Feierlichkeiten wurden abgesagt, da man mit einer gewissen Anzahl an Publikum nur arbeiten kann, indem man Sitzplätze zur Verfügung stellt, was logistisch recht komplex ist. Wir hatten beim Eröffnungsabend ein doppelt so großes Team als üblich, damit wir die Besucherinnen ihren Sitzplätzen zuweisen können, weil das eine notwendige Sicherheitsmaßnahme ist, die jedoch im August wieder wegfällt, da ist dann wieder eine freie Platzwahl möglich. Wir wollen eine Infrastruktur schaffen, bei der sich alle wohlfühlen. Wir sind sehr bedacht darauf zu schauen, dass die Sessel nicht zu dicht beieinanderstehen und wir mehr als den einen Meter Mindestabstand einhalten. Unser Team ist mit FFP3 Masken ausgestattet, die das Team und die Besucherinnen schützen. Zur Eröffnung sind einige Besucherinnen mit Masken gekommen, das ist zwar keine Pflicht, aber wir begrüßen es sehr.

Was jetzt natürlich auch nicht funktioniert hätte, ist das Kinderfilmfestival. Es ist unvorstellbar, ein Kinderfilmfestival zu machen, bei dem man Kinder isoliert voneinander auf einzelne Picknick decken setzt - das funktioniert einfach nicht. Wir haben sehr früh beschlossen, dass wir das Kinderfilmfestival pausieren lassen, wenn wir es unter Einschränkungen machen müssen. Die Mittel die dadurch freigeworden sind haben wir in die Open Air Produktionen investiert, deshalb haben wir heuer 24 statt 16 Open Air Screenings.

Einen Schwerpunkt, bei dem wir mit viel Rahmenprogramm arbeiten wollten, weil es uns ein Anliegen war, die Filme zu kontextualisieren, haben wir komplett auf nächstes Jahr verschoben. Heuer sind die Schwerpunkte Filmprogramme und Gespräche mit den Filmschaffenden, die teilweise über Skype stattfinden werden. Natürlich kommen auch einige Filmschaffende aus den Nachbarländern nach Wien.

 

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Gibt es eine begrenzte Sitzplatzanzahl?

Ja es gibt eine begrenzte Sitzplatzanzahl, die hat sich erst durch das Experimentieren mit den Sesseln vor Ort ermitteln lassen. Die maximale Sitzplatzanzahl ist auf 180 festgelegt, wobei wir sie auch teilweise auf 150 reduzieren, um eine entspanntere Atmosphäre zu kreieren.

Das Festival findet heuer zwischen 5. Juli und 25. August statt. Wie kam es zu dieser langen Festivaldauer?

Dieser außergewöhnliche Spielrythmus hat sich durch unsere eigenen Bedürfnisse ergeben. Wir wollten die Atmosphäre eines Sommerkinos kreieren. Die Projektion und der Ton sind perfekt, aber es gibt eben noch den Wind, die Bäume und das Grillenzirpen, die Teil der Tonkulisse sind. Es ist ein haptisches Kinoerlebnis, bei dem man die Füße im Gras hat und gleichzeitig ein thematisch kuratiertes Festivalprogramm geboten bekommt. Diesen klassischen Festivalrythmus mit 25 Filmprogrammen in fünf Tagen finde ich völlig überfordernd. Es gibt viele Besucherinnen, die nicht die Routine haben, in kürzester Zeit einen Festivalkatalog zu kategorisieren, sondern einfach zum Vergnügen vorbeikommen. Es war von Anfang an klar, dass das Projekt an dem wir arbeiten, für die Besucherinnen zugeschnitten sein soll. Die längere Laufzeit ist ideal, um dem Publikum mehrere Besuche zu ermöglichen. Man kann einmal die Woche vorbeikommen und von jedem Programmschwerpunkt was ausprobieren. Wir haben viele langjährige Besucherinnen, die kommen wann sie Zeit haben, ohne dabei sich auf ein spezielles Programm zu konzentrieren.

 

Das dotdotdot Open Air Kurzfilmfestival findet von 5.7-25.8 im Winer Volkskundemuseum statt. Wir verlosen für das Programm Clowns&Ghosts am Sonntag den 26.7 um 21 Uhr 3x2 Tickets. Weitre Infos zum Festival gibt es hier.