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Netflix ändert seine Film-Strategie grundlegend

"The Witcher", "Stranger Things", "Bridgerton", "House of Cards" und einige mehr: Netflix hat sich mit Serien-Eigenproduktionen eine unvergleichliche Marke geschaffen, die die Streaminplattform – trotz aller Kritik an steigenden Preisen – zur klaren Nummer 1 unter den Streaminganbietern macht und Konkurrenten wie Prime Video, Disney+ und Apple TV+ weit hinter sich lässt. Mit Filmen aus dem Hause Netflix tut man sich allerdings schwieriger: Manche von ihnen sind zwar durchaus erfolgreich, die meisten aber sehr schnell wieder vergessen. Bei Kritiker:innen fallen sie meistens sowieso knallhart durch.

Vor kurzem hat sich zudem die oscarprämierte Regisseurin Kathryn Bigelow von Netflix getrennt, obwohl sie für die Plattform den Thriller "Aurora" hätte inszenieren sollen. Aus dem Projekt dürfte nun nichts mehr werden. Laut "The New York Times" sollen künstlerische Differenzen mit Netflix der Grund für die Trennung gewesen sein, im Detail: die neue Ausrichtung, die der Streaminganbieter bezüglich seiner Filme unter der Führung des neuen Chief of Content Dan Lin von nun an verfolgen will. 

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"More about the Audience, less about Auteurs"

Zukünftig möchte Netflix weniger Filme zukaufen, sondern mehr Original-Filme produzieren. Diese sollen unter dem Motto "More about the Audience, less about Auteurs" stehen, was so viel heißt wie: der individuelle Publikumsgeschmack wird stärker berücksichtigt werden, große Namen wie David Fincher, Tyler Perry oder eben Kathryn Bigelow (mitsamt deren Nischeninteressen) sind bei Projekten nun nicht mehr (alleine) ausschlaggebend. 

Um so viele Netflix-Abonnent:innen wie nur möglich abzuholen, möchte Lin die Genrevielfalt, aber auch die Qualität der Filme erhöhen. Die Krux dabei, die Lin von Netflix-Chefitäten aufgetragen wurde: Trotz steigender Qualität sollen aber die Kosten niedrig(er) gehalten werden. Man kennt es aus der eigenen Firma – bei Netflix rennt's also anscheinend nicht anders.

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Die ersten Schritte zur umfassenden Film-Strategie-Änderung hat Lin schon gesetzt: 15 von 150 Abteilungsmitarbeiter:innen wurden bereits entlassen, darunter befinden sich auch der Vizepräsident und zwei Regisseure. Das Zeichen ist klar: Lin möchte keinen (Film-)Stein bei Netflix auf den anderen lassen. 

"Less about Auteurs" bedeutet aber auch: Filmschaffende sollen zukünftig keine Vorauszahlungen mehr erhalten, sondern deren Gehalt soll vom letztendlichen Erfolg des Films abhängen: Je höher die Streamingquote des Films, desto mehr bekommen die Mitwirkenden (Cast und Crew) bezahlt. Hierzu soll es (freilich) bereits Kritik gegeben haben.

Zusammengefasst: Netflix sieht der Herausforderung entgegen, die Brücke zwischen Kommerz und individuellen Geschmäckern bauen zu können. Und mit niedrigeren Kosten höhere Qualität abzuliefern. Ob das alles gelingen wird?