
"Maria": Wieviel Warhrheit steckt im Callas-Film mit Jolie?
Von Franco Schedl
Regisseur Pablo Larrain ("Spencer", "Jackie") zeichnet in "Maria" mit einer grandiosen Angelina Jolie ein bewegendes Leinwandporträt der Callas zwischen den Erinnerungen an ihre große Vergangenheit und dem unstillbaren Wunsch nach einem letzten Auftritt. Doch wieviel Wahrheit steckt in dem Werk, und weshalb wählte Larraín einen eher ungewöhnlichen Erzählansatz?
Ein befreiendes Ende?
Weshalb entschied sich Regisseur Pablo Larrain in seinem Biopic dafür, die Hauptfigur als vom Tod gezeichnete Frau zu zeigen, die nur noch wenige Tage zu leben hat? Er sagt dazu in einem Statement in den Presseunterlagen: "Maria Callas sang ihr ganzes Leben lang für Publikum, also für andere. Ihr Privatleben war immer eng mit ihren Beziehungen verknüpft. Sie hat stets versucht, jemandem zu gefallen, sei es in einer Beziehung, gegenüber einem Familienmitglied oder einem Freund. In diesem Film beschließt sie nun am Ende ihres Lebens, es für sich selbst zu tun. Sie wird versuchen, für sich selbst zu singen. Es ist also ein Film über eine Frau, die ihre eigene Stimme finden und ihre Identität verstehen will. Sie feiert ihr Leben."
Verlust der Stimme
Callas’ hohe Ansprüche waren umstritten und forderten bald ihren Tribut. Ihre Stimme wurde immer weniger zuverlässig, obwohl Maria noch in ihren 30ern war, eine Zeit, in der ein Sopran normalerweise in der Blütezeit ist. Die Gründe dafür, weshalb sie ihre Stimme mehr und mehr verloren hat, sind bis heute unklar. Viele schrieben es ihrem Gewichtsverlust zu, der zu dieser Zeit besonders kritisch beäugt wurde. Absagen häuften sich, da der Star zu krank wurde, um aufzutreten, was den heftigen Gegenwind noch verstärkte. Stand sie aber auf einer Opernbühne, lieferte sie bis zu ihrem offiziellen Ruhestand in den 1960er Jahren immer wieder großartige Auftritte ab.
Mit 41 Jahren trat Callas am 5. Juli 1965 zum letzten Mal als Opernsängerin auf, in der Rolle der "Tosca" im Londoner Covent Garden, aber ihre Zeit im Rampenlicht war noch nicht vorbei. Nachdem sie sich 1959 von ihrem Mann getrennt hatte, begann sie eine glühende Liebesaffäre mit dem Schifffahrtsmagnaten Aristoteles Onassis, die die Öffentlichkeit ebenso faszinierte wie ihr Status als Mode-Ikone. Sie ging weiterhin auf Konzerttourneen, spielte 1969 in Pier Paolo Pasolinis Film "Medea" und leitete Meisterklassen an der New Yorker Juilliard School, bevor sie Mitte der 1970er Jahre nach Paris zog und aus dem Blickfeld verschwand.
Die Todesursache
Maria Callas starb am 16. September 1977 im Alter von 53 Jahren an einem plötzlichen Herzinfarkt. Callas wird in der Welt der Oper als bahnbrechende Künstlerin und unvergleichliche Erscheinung in Erinnerung behalten, obwohl andere sie als tragische Figur dargestellt haben, eine Frau, deren eigenes Leben die Kunstform widerspiegelte, die sie liebte. Einige haben sogar die Behauptung aufgestellt, sie sei an Liebeskummer gestorben, nachdem Onassis 1968 die ehemalige First Lady der USA, Jacqueline Kennedy, geheiratet hatte. Dabei war die Oper immer ihre wahre Liebe. Folgerichtig stellt Pablo Larrain im Film die Sterbeszene so dar, als hätte die Sängerin noch einmal zu ihrer alten Größe zurückgefunden und sozusagen durch eine Todesarie ihr Herz zum Versagen gebracht.
Ein Butler als Zeitzeuge
In Maria wird die Calls von einem Chauffeur (Pierfrancesco Favino) und einer Haushälterin (Alba Rohrwacher) umsorgt. Auch diese Figuren sind keine Erfindungen, wie Angelina Jolie in einem Interview anmerkt, das in den Presseunterlagen zu finden ist: "Das Interessante ist, dass wir alle echte Menschen gespielt haben und dass es sich um echte Beziehungen handelte. Ferruccio, der Butler, den Pierfrancesco spielt, lebt noch, und er hat nie Geschichten über Maria an die Presse verkauft. Er teilte einige Gedanken und Geschichten mit uns, wollte aber nicht zum Drehort kommen."
"Maria" ist derzeit in unseren Kinos zu sehen. Hier geht's direkt zu den Spielzeiten!