Die unglaubliche wahre Geschichte von "Leave the World Behind"
Von Maike Karr
Im neuen Apokalypsen-Film von Netflix passieren alle möglichen unerklärlichen Dinge: Schiffe, Autos und Flugzeuge, über die man die Kontrolle verliert, ein Internet-Blackout, untypisches Tierverhalten und ein aus dem Nichts kommendes, ohrenbetäubendes Geräusch. Manche dieser Vorfälle hat es tatsächlich schon mal in der ein oder anderen Art IRL gegeben, auch wenn man es nicht glauben mag.
Das ist die wahre Geschichte von "Leave the World Behind".
Das Havana-Syndrom
Im Film: Amanda, Clay, G.H. & Co. werden seit dem Blackout immer wieder von einem ohrenbetäubenden Geräusch angegriffen, das ihnen jede Möglichkeit nimmt, sich zu bewegen – so viele Schmerzen haben sie. Nur schreien können sie. Dazu kommt: Die Attacken kommen wie aus dem Nichts.
In der Realität: Das Havana-Syndrom bezieht sich auf eine mysteriöse Serie von Gesundheitsproblemen, die erstmals 2016 von US-Diplomat:innen in Havanna, Kuba, gemeldet wurden. Die Betroffenen berichteten von Symptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit und Hörverlust. Ähnliche Vorfälle traten später an verschiedenen Orten, auch außerhalb Kubas, auf. Die genaue Ursache des Syndroms ist unbekannt. Man spekuliert jedoch, dass es sich dabei um Schall- oder Mikrowellenangriffe handeln könnte. Die Vorfälle haben zu diplomatischen Spannungen geführt und bleiben Gegenstand von Untersuchungen und Debatten.
Three Mile Island
Im Film: Ruth, G.H. und Amanda sind völlig ahnungslos und können sich weder die Flugzeugabstürze noch den Internet-Blackout erklären. Ruth und G. H. Scott erwähnen kurz die Möglichkeit, dass die Geschehnisse das Ergebnis einer nuklearen Katastrophe sind, wie es sich bei Three Mile Island beinahe zugetragen hätte. Zusammen mit Amanda spekulieren sie über die Möglichkeit eines Cyberangriffs, der in das Kernkraftwerk eingedrungen sein könnte, oder einfach über eine Explosion oder eine Kernschmelze im Kraftwerk.
In der Realität: Beim Three-Mile-Island-Zwischenfall kam es in einem Kernreaktor des Kernkraftwerks Three Mile Island in Pennsylvania zu einer teilweisen Kernschmelze, die in den Vereinigten Staaten fast irreparable Folgen hatte. Bei der partiellen Kernschmelze, die sich 1979 ereignete, wurde zwar niemand verletzt, doch das Ganze hätte auch viel schlimmer ausgehen können.
Der "Love You"-Virus
Im Film: G.H. versucht Amanda zu beruhigen, indem er darauf hinweist, dass der Vorfall wahrscheinlich total harmlose Ursachen hat – so wie der "Love You Bug".
In der Realität: Der "Love You"-Bug infizierte im Jahr 2000 Millionen von Computern mit Windows-Betriebssystemen, indem er eine E-Mail mit der Betreffzeile "ILOVEYOU" verbreitete. Die E-Mail enthielt auch einen scheinbar harmlosen Anhang mit dem Titel "LOVE-LETTER-FOR-YOU.TXT.vbs". Wenn er angeklickt wurde, verbreitete sich der Virus sofort auf alle Windows Outlook-Kontakte auf dem Computer. Der Virus legte Unternehmen lahm und verursachte Schäden in Milliardenhöhe.
Am Ende stellte sich heraus, dass hinter dem Virus zwei Jugendliche von den Philippinen gesteckt haben. Da das Internet im Jahr 2000 noch eine relativ neue Technologie war, gab es auf den Philippinen keine Gesetze, die die Erstellung der bösartigen Malware verboten hätten.
Öltanker-Aufprall
Im Film: Ganz zu Beginn besuchen Amanda und Clay zusammen mit ihren Kindern den Strand. Ihre Tochter Rose macht ein- dann zweimal auf den sich nähernden Öltanker aufmerksam, der scheinbar weder stoppt noch wendet. Beim dritten Blick auf das Schiff ist dieses bereits so nah, dass der Familie nur noch die Möglichkeit bleibt, ihre Beine in die Hand zu nehmen, um dem Koloss zu entkommen.
In der Realität: Laut "Al Jazeera" krachte im Jahr 2018 ein Öltanker vor der türkischen Küste in der Nähe von Istanbul in ein Haus am Meer. Dabei gab es keine Todesopfer oder Schwerletzten.
Tesla-Autopilot-Unfälle
Im Film: Zu einem gewissen Zeitpunkt halten Amanda und Clay es nicht mehr in dem von der Menschheit abgeschnittenen Haus aus. Sie wollen wissen, was im Rest der USA (vor allem in New York City) geschieht. Deshalb schnappen sie sich ihre Kinder und fahren mit ihnen in Richtung Big Apple. Doch sie kommen nicht weit, denn vor ihnen ist ein ewig langer Stau mit leeren Autos. Wie sich herausstellt, haben in diesen Autos nie Menschen gesessen. Die Tesla-Wagen haben sich von selbst zu der Stelle gefahren und sind aufeinander gekracht.
In der Realität: Automatisierte Teslas haben zwar keine gefährlichen Verkehrsbehinderungen auf großen amerikanischen Autobahnen verursacht, wie im Film zu sehen ist, aber jüngste Berichte haben auf die wachsende Zahl von Unfällen und Todesfällen im Zusammenhang mit der fortschrittlichen Fahrtechnologie hingewiesen. Der "Washington Post" zufolge gab es bis Juni 2023 insgesamt 736 Unfälle und 17 Todesopfer, die auf die Tesla-spezifischen Autopilot- und Full Self-Driving-Technologien zurückzuführen sind.
NASA-Cyberangriff
Im Film: G. H. versucht ein Satellitentelefon zu benutzen und stellt schockiert fest, dass es nicht funktioniert, obwohl es keinen offensichtlichen Grund dafür gibt. Dies führt ihn zu der Annahme, dass die Satelliten der Vereinigten Staaten kompromittiert, gehackt und möglicherweise ausgeschaltet wurden.
In der Realität: Obwohl so etwas in den Vereinigten Staaten noch nicht vorgekommen ist, erinnert das Szenario an den berüchtigten 15-jährigen Teenager James Jonathan, der sich 1999 in die Computer der NASA einhackte und sie drei Wochen lang lahm legte. Laut "ABC" infiltrierte der Teenager, der unter dem Benutzernamen "comrade" bekannt ist, während des Hacks auch das interne Kommunikationssystem des Pentagons.