
"Köln 75": Diese wahre Geschichte steckt hinter The Köln Concert
Von Franco Schedl
Im Film "Köln 75" erleben wir Mala Emde als rebellische junge Konzertveranstalterin Vera Brandes, die alles aufs Spiel setzt, um 1975 im Kölner Opernhaus den Jazzpianisten Keith Jarrett (gespielt von John Magaro) auf die Bühne zu holen. Obwohl der Auftritt unter keinem guten Stern steht und bis zuletzt zu scheitern droht, bringt es Vera fertig, dass ein legendäres Konzert stattfinden kann. Hat sich alles tatsächlich so abgespielt? Wir verraten euch, welche wahre Geschichte hinter dem Film steckt.
Ein Köln-Konzert der besonderen Art
Am 24. Januar 1975 in der Kölner Oper improvisiert Keith Jarrett allein am Flügel, einem, wie man später erfahren wird, lädierten Stutzflügel von Bösendorfer, nicht ein Bösendorfer Imperial 290, auf den der gefeierte Jazzmusiker sonst besteht. Die Aufnahmen von diesem Abend werden von ECM unter dem Titel "The Köln Concert" als Doppelalbum veröffentlicht und avancieren zum Verkaufshit: Mehr als vier Millionen Exemplare gehen über die Ladentheken.
Wer ist Vera Brandes?
Tatsächlich wäre es beinahe nicht zu dem Konzert gekommen, um das sich mittlerweile Legenden ranken. Nur der Überredungskunst der damals 18-jährigen Promoterin Vera Brandes war es zu verdanken, dass es stattfinden konnte, dass sich Keith Jarrett an einen Stutzflügel setzte, dessen Defekte ihn zwangen, seine Improvisation ganz anders aufzuziehen.
Die 1956 geborene Brandes hatte bereits mit 16 erstmals eine Tour organisiert, für den britischen Jazzmusiker Ronnie Scott. 1974 hatte sie die Reihe New Jazz in Cologne gestartet, in der bereits die Gruppe Oregon, Dave Liebmans Lookout Farm, die Gruppe Pork Pie um Charlie Mariano und Jasper van’t Hof und das Quartett von Gary Burton aufgetreten waren, als es ihr gelang, Keith Jarrett nach Köln zu holen.
So kam der Film "Köln 75" zustande
Nachdem das Management von Keith Jarrett abgewunken hatte, die damaligen Ereignisse in einem Film umzusetzen, knüpfte Regisseur und Drehbuchautor Ido Fluk den Kontakt zu Vera Brandes und ließ sich von ihr in mehreren Skype-Gesprächen acht Stunden lang alles genau erzählen, was in den frühen Siebzigerjahren geschehen war. Diese Gespräche bildeten dann auch die Grundlage für das Drehbuch, das der New Yorker verfasste. Die Dreharbeiten fanden schließlich in erster Linie tatsächlich in Köln und Umgebung statt, die Szenen in der Oper wurden aber im polnischen Lodz gefilmt.
Vera Brandes historische Leistung wird endlich gewürdigt
Fluk erzählt in einem Interview, das in den Presseunterlagen zu finden ist, über seine Intentionen: "Wir fanden Vera Brandes an einem Strand in Griechenland. Ihre ersten Worte waren: Warum habt ihr so lange gebraucht? Seit Jahren hatte sie darauf gewartet, dass jemand ihre Geschichte erzählt. Die ersten Gespräche mit Vera bestätigten mich in meiner Annahme, dass diese Geschichte einen wunderbaren Film ergeben könnte. Ich wollte Vera gerecht werden, wollte das Schlaglicht auf sie richten, sie und ihre maßgebliche Rolle an diesem historischen Konzert. Ich halte das für wichtig. Wenn man sich historische Betrachtungen des Konzerts am 24. Januar 1975 in der Kölner Oper durchliest, nimmt sie nicht den Raum ein, der ihr gebührt für ihre Leistung. Wir haben es als unsere Mission betrachtet, die historischen Aufzeichnungen zurechtzurücken."
Vera Brandes selbst fügt hinzu: "Ich wusste: Das ist nicht das wahre Leben, keine Dokumentation, sondern ein Spielfilm, der zwangsläufig dramatisiert und verdichtet. Es ist ein künstlerischer Akt, und ob das tatsächlich alles haarklein so war, spielt überhaupt keine Rolle. Es kommt nicht auf die Details an."
"Köln 75" läuft derzeit in unseren Kinos. Hier geht's direkt zu den Spielzeiten!