"Keine Zeit zu sterben": Postcoronaler Blockbuster als Gradmesser
Dass sich James Bond so viel Zeit zum Sterben lassen würde, konnte Anfang 2020 niemand ahnen, als der Start des 25. Bond-Films "Keine Zeit zu sterben" verschoben wurde – anfangs auf April. Im März 2020 gaben MGM und Eon Productions dann angesichts der Corona-Pandemie eine Startverschiebung auf November bekannt – und es folgten weitere.
Am 30. September ist es aber soweit. Dann soll der erste pandemieverschobene Megablockbuster auch der erste sein, der das Aufbruchsignal gibt.
Die große Weltpremiere wird bereits am 28. September in London gefeiert, bevor das Abenteuer zwei Tage später, am 30. September, in die österreichischen Kinos kommt. Gut Ding will eben Weile haben, haben sich die Produzenten doch dezidiert für eine Kinoauswertung und gegen einen Streamingstart entschieden, zumal Netflix & Co wohl nicht bereit waren, die kolportierten 600 Mio. US-Dollar dafür zu bieten.
Nun kommt also der reguläre Leinwandstart - und das knapp sechs Jahre nach dem bis dato letzten Bond-Abenteuer "Spectre". Immerhin wird der Bond-Fan für die lange Wartezeit mit einem langen Film belohnt, kommt "Keine Zeit zu sterben" doch auf 163 Minuten Laufzeit und ist damit der längste Bond aller Zeiten. So schließt sich gewissermaßen der Kreis, ist Craigs "Ein Quantum Trost" mit 106 Minuten doch der kürzeste der gesamten Reihe.
Schließlich verabschiedet sich der britische Schauspieler mit seinem fünften Bond-Einsatz nun endgültig von der Reihe - voraussichtlich. Bereits 2015 hatte er mit dem berühmten Interviewsager, sich lieber die Pulsadern aufzuschlitzen als nochmals Bond zu spielen, für Unruhe unter den Fans gesorgt. Eine Gage von kolportierten 58 Mio. Euro ließen den heute 53-Jährigen dann aber von derlei blutrünstigen Aktionen absehen. Beim Einstand 2006 mit "Casino Royale" waren es noch läppische 2,7 Mio. Euro gewesen.
Derlei Gehaltssprünge weit jenseits des Inflationsausgleichs verwundern allerdings nicht, blickt man auf die Einspielergebnisse der bisherigen vier Craig-Einsätze. Jeder davon spielte deutlich mehr als 500 Mio. Dollar an den weltweiten Kinokassen ein, wobei "Skyfall" (2012) mit 1,1 Mrd. Dollar die Liste anführt.
Insofern blickt die Filmbranche mit Argusaugen darauf, wie sich "True Detective"-Regisseur Cary Fukunaga bei seinem ersten Einsatz im Regiesessel der erfolgreichen Kinoreihe schlägt. Wiederholungstäter im wahrsten Sinne ist hingegen Österreichs Hollywoodexport Christoph Waltz, der als Bonds Stiefbruder und Erzbösewicht Ernst Stavro Blofeld nach seinem Auftritt in "Spectre" zurückkehrt. Bonds Hauptgegner ist diesesmal allerdings der mysteriöse, mit Zukunftstechnologien ausgerüstete Schurke Safin, gespielt vom Freddie-Mercury-Alter-Ego Rami Malek.
Schließlich steckt dieser hinter der Entführung des Topwissenschafters Valdo Obruchev (David Dencik), zu deren Aufklärung Bonds alter CIA-Kumpel Felix Leiter (Jeffrey Wright) 007 aus dem Vorruhestand zurückgeholt hat. Und alleine muss Bond das Ganze auch nicht bewältigen, hat er doch die Hilfe der neuen Doppel-Null Nomi (Lashana Lynch) und von CIA-Agentin Paloma (Ana de Armas).
Eine weitere Frau im Dunstkreis von Bond, für die sich "Keine Zeit zu sterben" bereits ausgezahlt hat, ist Popqueen Billie Eilish, die für den bereits im Februar 2020 veröffentlichten Titelsong "No Time To Die" heuer einen Grammy gewann. Das nennt man eine Vorlage, der James Bond nun erstmal gerecht werden muss.