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Intimitäts-KoordinatorInnen: Diese neue Berufsgruppe regelt Hollywoods Sexszenen

Sexszenen waren noch nie einfach zu drehen, doch heute sind Themen wie Einvernehmlichkeit und Gleichberechtigung wichtiger denn je – spätestens seit der Entstehung der #MeToo-Bewegung nimmt auch Hollywood das Thema ernster. Um den DarstellerInnen während der Erarbeitung von intimen Szenen ein sicheres Umfeld zu bieten, ist die Berufssparte der IntimitätskoordinatorInnen entstanden. Obwohl es das Berufsbild in der Theaterbranche schon seit mehreren Jahren gibt, steckt die Filmbranche bezüglich der Ausarbeitung von Industriestandards noch in den Kinderschuhen.

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Klare Grenzen

Das Aufgabenfeld von Intimitätskoordinatorinnen deckt ein breites Spektrum ab. Während ihr Hauptaufgabenbereich in der Arbeit am Set und an der Umsetzung der intimen Szenen liegt, werden sie nicht selten bereits in der Vorbereitung von Projekten ins Team eingespannt. Sie klären die genauen Abläufe mit den DarstellerInnen ab und setzen schon vor Drehbeginn die individuellen Grenzen fest, in denen sich die Szene bewegen wird. Die Kommunikation zwischen Crew und DarstellerInnen spielt dabei eine zentrale Rolle und soll Produktionen dabei helfen, RegisseurInnen zu entlasten, damit sie sich rein auf die kreative Umsetzung konzentrieren können.

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Entlastung für die Produktion

Das erste Mal wurde ein/e IntimitätskoordinatorIn in der zweiten Staffel der HBO-Serie "The Deuce“ im Jahr 2018 eingesetzt. Liz Feldman, Showrunnerin von “Dead to Me”, erzählte im "Hollywoodreporter" über ihre Erfahrungen mit IntimitätskoordinatorInnen: "Man schreibt eine Szene in ein Drehbuch und denkt: 'Oh, das wird großartig. Das wird total sexy.' Und dann ist man am Set und stellt fest: 'Ich verlange von diesen Menschen, die sich gerade erst kennengelernt haben, immer und immer wieder intim zu werden, und das vor einer gesamten Crew.' Als Showrunnerin fühlt man sich dann wie eine Art Zuhälterin, da hilft es, jemanden am Set zu haben, der/die den Druck rausnimmt.“

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Ausbildung für AnwärterInnen

Doch neben all den positiven Erfahrungen mit IntimitätskoordinatorInnen gibt es auch Schwierigkeiten bei der Zusammenarbeit. "Die größte Bedrohung für dieses Berufsfeld sind Menschen, die vielleicht die besten Absichten haben, aber versuchen, ohne die richtige Ausbildung in der Branche Fuß zu fassen. Leute können gegenüber neuen Rollenverteilungen am Set skeptisch reagieren, und wenn man jemanden einsetzet, der/die nicht die ausreichende Erfahrung oder das richtige Temperament mitbringt, dann ist das ein Garant für nur noch mehr Probleme“, sagt Alicia Rodis, die ehemals als Stuntkoordinatorin arbeitete und die Urheberin dieser neuen Berufssparte ist. In Großbritannien bietet sie unter anderem eine Ausbildung für IntimitätskoordinatorInnen an.

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Im Jänner 2020 erarbeitete die amerikanische FilmschauspielerInnen-Gewerkschaft Richtlinien, um Klarheit in der Branche zu schaffen. Ob sich das Berufsfeld in den nächsten Jahren als ein unverzichtbarer Teil der Filmbranche etablieren wird, ist noch unklar, jedoch scheint man dadurch sexuellen Übergriffen und nicht einvernehmlichen Sex-Szenen auf Filmsets besser entgegenwirken zu können.