"Griselda" auf Netflix: Die wahre Geschichte von Griselda Blanco
Von Maike Karr
Die Netflix-Serie "Griselda" erzählt vom Aufstieg und dem Leben der Drogenbaronin Griselda Blanco und behandelt damit eine wahre Geschichte, die noch viele weitere Schattenseiten birgt.
Wir verraten euch, wie viel brutaler die Kolumbianerin in Realität gewesen ist. Macht euch bereit für die Geschichte einer Frau, die selbst Pablo Escobar das Fürchten lehrte.
Das Leben von Griselda Blanco
Griselda Blanco, geboren 1943 in Medellin, Kolumbien, erlebte eine von Gewalt geprägte Kindheit, da sie unter schwierigen Verhältnissen aufwuchs und von ihrer Mutter misshandelt wurde. Diese Umstände führten dazu, dass sie einen Großteil ihrer Jugend auf der Straße verbrachte, wo sie früh in kriminelle Aktivitäten wie Prostitution und Diebstahl verwickelt wurde.
In den 1970er-Jahren wanderte Blanco mit ihrem ersten Ehemann in die USA aus. Dort avancierte sie rasch zu einer Schlüsselfigur im Drogenhandel. Ihre kriminellen Machenschaften erreichten ihren Höhepunkt, als sie massiv Kokain aus Medellín in die USA schmuggelte. Zu dieser Zeit hatte sie rund 1.500 Mitarbeitende unter sich.
In Miami entwickelte sie sich zur gefürchteten Kokainkönigin, indem sie ihre Konkurrent:innen ausschaltete und die Drogenhandelsszene dominierte. 1984 floh sie erneut, diesmal nach Kalifornien, um der Verfolgung durch die amerikanische Polizei zu entkommen. Ihr Vermögen wurde auf über eine Milliarde Dollar geschätzt.
Bis heute bewundert man sie dafür, dass sie sich als Frau in einer von Männern dominierten Welt durchsetzen konnte. Griselda Blanco gilt neben Pablo Escobar als die treibende Person hinter dem internationalen Drogenhandel.
Ist die Brutalität in der Netflix-Serie authentisch?
Nein, denn Kokainkönigin war sogar noch viel gewalttätiger als es in "Griselda" den Anschein hat. So setzte sie als Anführerin der gefürchteten "Cocaine Cowboys" äußerst gewalttätige Methoden ein, um ihre Machtposition zu sichern und Konkurrent:innen auszuschalten. Es wird angenommen, dass sie persönlich für eine beträchtliche Anzahl von Morden verantwortlich ist, mit Schätzungen auf mehr als 200 Todesopfern allein in den USA.
Schon in ihrer Jugend zeigte Griselda eine beunruhigende Neigung zur Gewalt. Ihr erster bekannter Mord ereignete sich, als sie als Jugendliche einen elfjährigen Jungen entführte und tötete, nachdem das geforderte Lösegeld nicht gezahlt wurde. Dieser frühe Akt der Grausamkeit legte den Grundstein für ihren rücksichtslosen Aufstieg im Verbrechen.
Abgesehen davon erfand Griselda Blanco eine Mordvariante, die später zur berühmt-berüchtigten Methode der Mafia und der Kartelle wurde: Drive-by-Shootings waren auch damals schon gang und gäbe, doch als einer ihrer Auftragskiller mit dem Auto im Stau stecken blieb und so von der Polizei gefasst wurde, setzte Blanco fortan auf Motorräder als Transportmittel.
Hat Griselda Blanco wirklich ihren Ehemann getötet?
Ja, tatsächlich hat sie nicht nur einen, sondern soll alle drei ihrer Ehemänner getötet haben. Deshalb trug sie auch den Spitznamen "schwarze Witwe". So starben ihre drei Ehemänner:
Ehemann: Griselda Blanco soll den Mord an ihrem ersten Mann und Vater ihrer drei ältesten Söhne, Carlos Trujillo, in den frühen 70er-Jahren wegen eines Geschäftsstreits angeordnet haben. Er wurde vergiftet.
Ehemann: Dieser gilt als einer der bekanntesten Fälle. Nachdem Griselda Blanco entdeckt hatte, dass Alberto Brava gegen sie arbeitete und Millionen Dollar aus ihrem gemeinsamen Geschäft abgezweigt hatte, traf das Paar sich auf einem Parkplatz. In einem wütenden Ausbruch zog Blanco eine Pistole aus ihrem Stiefel und erschoss Alberto Bravo, als er sich über ihren Titel "Die Patin" lustig machte. Selbst schwer verletzt, entkam sie mit dem Auto, während sechs Leibwächter tot auf dem Parkplatz zurückblieben (ebendiese Verletzung sehen wir in der Anfangsszene der Netflix-Serie.).
Ehemann: Aufgrund einer Kokain-induzierten Paranoia litt die Ehe von Griselda Blanco und Dario Sepulveda, dem Vater ihres jüngsten Sohnes Michael Corleone (benannt nach "dem Paten"). Als Sepulveda 1983 zusammen mit Michael nach Kolumbien ging, setzte "die Patin" einen Killer auf ihren Mann an. Bei dem Mord an Sepulveda war sein Sohn übrigens Zeuge – und das im Alter von fünf Jahren. Durch den Mord entging Griselda Blanco einem Sorgerechtsstreit und erhielt so sofort ihren Sohn wieder.
Wurde "die Patin" je für ihre Verbrechen festgenommen bzw. verurteilt?
Ja, Griselda Blanco wurde mehrmals festgenommen und vor Gericht gestellt. In den 1970er-Jahren wurde sie in den USA angeklagt, entzog sich jedoch einer Verurteilung durch eine Flucht nach Kolumbien. In den 80er-Jahren wurde sie erneut verhaftet und nach Florida ausgeliefert. 1998 bekannte sie sich schuldig, in Drogenhandel verwickelt gewesen zu sein und wurde zu einer langen Haftstrafe verurteilt. Nach 19 Jahren im Gefängnis wurde sie 2004 freigelassen, woraufhin sie nach Kolumbien zurückkehrte.
Der Tod von Griselda Blanco
Wie transportierte Blanco ihre Drogen?
Griselda Blanco machte sich die "Waffen einer Frau" zunutze, um Tonnen an Kokain von Kolumbien nach Miami zu schmuggeln: Wie man in der Serie sieht, setzte sie mittellose, junge Frauen von der Straße und Prostituierte, wie sie selbst auch mal eine war, als Drogenkuriere ein. Die "Patin" begann, maßgeschneiderte BHs und Gürtel mit versteckten Taschen für das Kokain zu entwerfen. In Medellín gründete sie ein Geschäft für Dessous, in dem die Drogenschmuggelunterwäsche nach Maß hergestellt wurde. In Korsett und BH konnte ein Mädchen etwa vier Kilogramm transportieren.
Griselda Blanco und Pablo Escobar
Auch wenn die meisten Pablo Escobar für den unangefochtenen Drogenboss halten, war Griselda Blanco tatsächlich vor ihm da und sogar seine Lehrmeisterin. Zu Beginn seiner Karriere war er einer ihrer 1.500 Mitarbeitenden. Mit der Zeit merkte sie, dass Escobar eine viel zu große Konkurrenz und damit Gefahr für sie wurde, weshalb sie einen Anschlag auf ihn verübte. Als dieser schiefging, eskalierte der Konflikt. Ihre Beziehung endete in Feindschaft, was zu gewaltsamen Auseinandersetzungen zwischen ihren jeweiligen Drogenkartellen führte.
Welche Art von Beziehung die beiden hatten, fasste Pablo Escobar mit folgenden Worte selbst zusammen: "Der einzige Mann, vor dem ich jemals Angst hatte, war eine Frau namens Griselda Blanco."
Die sechsteilige erste Staffel von "Griselda" kann man sich auf Netflix ansehen.
Quellen: "WELT", "Stern", "People", "Mord auf Ex"