"Griechenland": Publikumsliebling Thomas Stipsits im Interview
Von Franco Schedl
Wenn Thomas Stipsits in einem neuen Kinofilm mitspielt, freuen sich die Fans. Mit dem perfekten Sommerfilm "Griechenland" steht ihm als Wiener Hotelerben ein tragikomischer Selbstfindungstrip auf eine kleine Mittelmeerinsel bevor. Mit dabei sind zum Beispiel auch Erwin Steinhauer, Margarethe Tiesel, Andreas Vitásek oder Katharina Straßer.
Franco Schedl von film.at und July Kühberger von Kronehit haben den Schauspieler, Kabarettisten und Autor für ihren Podcast "Streamteam" zu einem Interview gebeten (Anm.: Das Gespräch fand vor Stipsis‘ öffentlicher Bekanntgabe seiner Scheidung statt). Seine besten Antworten könnt ihr hier nachlesen:
Geht's Dir gut?
Thomas Stipsits: Ja, ich bin erholt aus Griechenland zurückgekommen. Langsam aber sicher hat mich der Alltag wieder. Zwei Wochen war ich dort und ich mag gerade diese besondere Zeit im Winter, wo außer meinen griechischen Freunde und Freundinnen niemand auf der Insel ist.
Sprichst du von Deinem Wohnsitz auf der griechischen Insel Karpathos?
Genau, ich bin dort schon seit 20 Jahren und seit sechs Jahren habe ich ein Häuschen an der Westküste. Sehr vorteilhaft, weil man immer den Sonnenuntergang sehen kann. Man hört ja oft von Leuten, dass sie im Urlaub Zeit brauchen, sich auf die Umgebung einzustellen. Das fällt bei mir zum Glück weg: Wenn ich in Athen am Flughafen ankomme, bin ich schon sehr relaxed und auf der Insel dann sowieso.
Wohlfühlen in Griechenland
Aber die Dreharbeiten in Griechenland hast Du schon als Arbeit empfunden, oder?
Das ist eigentlich alles sehr entspannt gelaufen. Dieser Dreh auf Kimolos war toll: Die kleine Insel hat uns regelrecht umarmt. Gerade die Zusammenarbeit mit Erwin und Mona [Erwin Steinhauer und Mona Seefried spielen die Eltern von Stipsits Filmfigur; Anm.] war eine besonders schöne Erfahrung. Die beiden haben dir das Gefühl gegeben, dass du auf Augenhöhe mit ihnen bist. Der Erwin ist natürlich auch eine Persönlichkeit, von der man sehr viel lernen kann, aber in Griechenland habe ich ihn auch auf eine andere Art kennengelernt. Wir waren in einem kleinen, traditionellen Lokal essen und ich hatte den Eindruck, dass er sich richtig wohlgefühlt hat.
Kabarettist und Drehbuchautor
Du hast diesmal auch selber das Drehbuch geschrieben – gemeinsam mit Iris Moizi und Regisseurin Eva Spreitzhofer. War das eine gute Erfahrung?
Ja, mir hat das große Freude bereitet. Die Grundidee kam von mir, aber da es mein allererstes Drehbuch für einen Spielfilm gewesen ist, war's gut, dass Iris und Eva dabei waren, damit das Ganze einen dramaturgischen Bogen erhält. Außerdem komme ich ja vom Kabarett und gerade wir Leute neigen dazu, auf einem Witz manchmal etwas länger herumzureiten. Das geht zwar auf der Bühne, aber im Film könnte das ermüdend werden. Darum bin ich meinen beiden Helferinnen sehr dankbar. Ich hab sie dann auch nach Karpathos eingeladen, um sich eine griechische Insel anzuschauen. Da haben sie dann gemerkt, dass es so ein von mir geschildertes Griechenland tatsächlich noch gibt. Ich hätte auch gern auf "meiner" Insel gedreht, aber wir haben uns dann für die Inseln Milos und Kimolos entschieden, weil es produktionstechnisch einfach besser war.
Der letzte Kuss war vor der Kamera
Du bist ja mit Katharina Straßer verheiratet, ihr habt gemeinsam zwei Kinder, und sie ist auch immer wieder beruflich an deiner Seite. Wie ist es, mit der eigenen Ehefrau vor der Kamera zu stehen?
Es ist wahnsinnig toll, mit ihr zu arbeiten. Ich muss dazusagen: Die Kathi und ich sind schon seit einem Jahr nicht mehr zusammen und haben diesen Film auch zu einem Zeitpunkt gedreht, an dem wir bereits getrennt waren – und es hat super funktioniert. Wir verstehen uns nach wie vor wunderbar und wir tauschen uns noch immer intensiv über künstlerische Dinge aus.
Oh, das wussten wir nicht ...
Wir haben es auch nicht an die große Glocke gehängt, aber wir waren uns auch einig: Wenn sich die Frage im Zusammenhang mit diesem Film ergibt, dann werden wir es erzählen.
War es dann nicht seltsam, Sex- oder intime Szenen mit der Ex-Ehefrau vor der Kamera zu haben?
Nein, überhaupt nicht. Dadurch, dass wir so toll miteinander auskommen und uns eigentlich fast mehr sehen als vorher, war das eine schöne Erfahrung. Unser letzter Kuss, den wir uns gegeben haben, wurde ja von der Kamera festgehalten – das ist der Kuss in diesem Film. Das war alles andere als seltsam, sondern es hat sich für beide richtig gut angefühlt.
Spaß bei den Dreharbeiten
Erscheinen dir Andreas Vitásek und Margarethe Tiesel eigentlich als besonders sinnlich veranlagt? Immerhin wurden sie ja für die Rollen des sexuell sehr freizügigen Pärchens Werner und Ge(i)li besetzt.
Ganz ehrlich, das weiß ich nicht. Aber die Margarethe ist eine wunderbare Schauspielerin und ich hab mich wahnsinnig gefreut, dass sie das gemacht hat. Den Andi kenn ich auch schon ewig und die beiden ergeben eine wunderbare Kombination. Wir hatten auch viel Spaß – besonders in der ersten Szene, in der sie den Johannes auf dem Dorfplatz abfangen und die Margarethe mich auf besondere Weise anfassen muss. Der Andi hat immer gesagt: "Du lachst schon wieder!" und ich hab geantwortet: "Tut mir leid, ich kann nicht anders.“ Ich weiß gar nicht, wie oft wir das drehen mussten!
War das vielleicht Absicht und Du hast so oft gelacht, damit sie noch öfter hinfassen musste?
Ja, vielleicht ... Na, das bleibt mein Geheimnis! (lacht)
Lernen, "Nein" zu sagen
Wie würdest Du die Filmfigur des Johannes charakterisieren? Gibt es da vielleicht Parallelen zu Dir selber?
Diese Figur hat sehr viel mit mir zu tun – oder sagen wir lieber: hatte, weil ich ja doch in einem Veränderungsprozess bin. Ich bin halt auch jemand, der sehr schwer "Nein" sagen kann und der versucht, es allen recht zu machen, was natürlich unmöglich ist. Ich habe mich früher echt gekränkt, wenn es mal schlechte Kritiken gab. Mittlerweile habe ich das aber doch besser in den Griff bekommen und sage mir: Es gibt so viele Menschen, denen man Freude bereitet, mit dem, was man tut – an die sollte man denken.