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"Better Call Saul" und Co: Die größten Golden-Globes-Snubs

Am 10. Jänner fanden in Beverly Hills die 80. Verleihung der Golden Globes statt – nach einjähriger Pause (aufgrund von zahlreichen Skandalen, u.a. Rassismus- und Bestechungs-Vorwürfen) wieder live im TV und mit überraschend vielen Stargästen: So gaben sich u.a. Jamie Lee Curtis, Margot Robbie, Brad Pitt, Michelle Williams, Austin Butler, Steven Spielberg, Jennifer Coolidge u.v.m die Ehre. 

Das Interesse hätte – zumindest bei der großen Masse – aber trotzdem höher sein können: Wie "The Hollywood Reporter" berichtet, schrammte die TV-Verleihung knapp an der schlechtesten Golden-Globes-Quote aller Zeiten vorbei. Im Vergleich zu 2021 verzeichnete man ein Quoten-Minus von 10 Prozent.

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Werden viele Genies bei Preisverleihungen übersehen?

Das liegt wahrscheinlich daran, dass Preisverleihungen im Allgemeinen immer weniger vom Publikum ernst genommen werden (auch die Oscars haben seit Jahren mit Quotenproblemen zu kämpfen). Die Siege seien nichts mehr als eine Frage der Beliebtheit und des Images, wird gerne behauptet, zudem werde weit am Geschmack des Publikums vorbei gevotet. Meist würden dieselben Personen gewinnen – und DarstellerInnen/Produktionen, die eine Auszeichnung mehr als verdient hätten (zumindest nach Meinung der Publikums-Masse) übersehen.

Dieser Vorwurf wurde rund um die Golden Globes 2023 wieder laut. Auch wenn man sich über SiegerInnen wie Jennifer Coolidge (deren geniale Dankesrede sofort viral ging), Michelle Yeoh (die sich auf der Bühne nix gefallen ließ) oder Angela Bassett (der erste Golden Globe für Marvel!) freute, fragt man sich als Film- und Serien-Fan dann doch, wie so manche brillanten Leistungen des Vorjahres übersehen werden konnten.

Die größten Golden-Globes-Snubs 2023:

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Bester Hauptdarsteller in einem Drama-Film

Gewinner: Austin Butler ("Elvis")

Hätte gewinnen sollen: Brendan Fraser ("The Whale")

Ja, Butler lieferte eine gute Leistung als King of Rock'n'Roll ab – und er lebt die Rolle immer noch, wie man an seiner Stimme hört. Doch trotzdem hätte Brendan Fraser den Preis für das Drama "The Whale", in dem er einen stark übergewichtigen Mann, der um seine große Liebe kämpft, mehr verdient – und nicht aufgrund der viel zitierten "Mut zur Hässlichkeit", die im Grunde nichts mehr ist als Oberflächlichkeit. Fraser wächst in "The Whale" über sich hinaus und liefert die beste Performance seiner Karriere ab. Gänsehaut- und Taschentuchgarantie! 

Wieso Fraser die Kategorie nicht für sich entschieden hat, könnte vielleicht auch daran liegen, dass er sich weigerte, bei der Preisverleihung zu erscheinen, nachdem er sich öffentlich gegen sexuelle Belästigung eines Globe-Jurymitglieds aussprach.

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Bester Filmsong

Gewinner: “Naatu Naatu” von M.M. Keeravani, Kala Bhairava, Rahul Sipligunj ("RRR")

Hätte gewinnen sollen: “Carolina” von Taylor Swift ("Der Gesang der Flusskrebse")

Über nichts lässt sich so gut streiten wie über Musikgeschmack. Trotzdem war der Gewinn von "Naatu Naatu" eine der größten Überraschungen des Abends, da in dieser Kategorie meist große Namen als SiegerInnen hervorgehen – und diese waren mit Rihanna, Taylor Swift und Lady Gaga heuer reichlich vertreten.

Wir hätten den Preis dem Song "Carolina" am meisten gegönnt – weniger wegen Swift selbst, sondern weil der berührende und erschreckende Streifen "Der Gesang der Flusskrebse" somit zumindest eine Auszeichnung eingeheimst hätte. Zudem verschmelzen bei "Carolina" Intimität und Qualität zu einer mystischen Melange, die innerhalb von Sekunden fesselt. 

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Beste Comedy-Serie

Gewinner: "Abbott Elementary"

Hätte gewinnen sollen: "The Bear" oder "Only Murders in the Building" (oder doch "Wednesday"?)

Hier sind sich Fans uneins: "The Bear" (läuft in den USA auf Hulu) machte in der vergangenen TV-Saison mit seiner höchst authentischen Abbildung der Gastronomie-Szene und seiner rasanten Inszenierung, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt, auf sich aufmerksam. Immerhin konnte aber Hauptdarsteller Jeremy Allen White einen Preis mit nach Hause nehmen.

Aber auch "Only Murders in the Building" bewies, dass sie auch in der zweiten Staffel zur den derzeit innovativsten Comedy-Serien gehört. Dann gibt es jedoch noch die "Wednesday"-Fraktion, die überzeugt davon ist, dass die Grusel-Comedy die seit Jahren beste Version der Addams Family präsentiert.

Würden wir in der Jury sitzen, hätten wir für "The Bear" abgestimmt.

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Beste Drama-Serie

Gewinner: "House of the Dragon"

Hätte gewinnen sollen: "Better Call Saul"

Der wahrscheinlich größte Aufreger bei den diesjährigen Golden Globes: Die gefeierte Anwaltsserie "Better Call Saul", die bei Fans gemeinhin als gelungener gilt als das Original "Breaking Bad" und somit gerne als einer der besten Serie aller Zeiten bezeichnet wird, konnte in den vergangenen Jahren, trotz zahlreicher Nominierungen, keinen einzigen Golden Globe für sich entscheiden.

Da 2022 die finale Staffel über die Bildschirme flimmerte, nahm man an, die Globes-Jury würde sich mit einem Abschiedsgeschenk für diesen Fehler entschuldigen. Doch nix da, das "Game of Thrones"-Spin-Off "House of the Dragon" gewann gleich beim ersten Versuch. Hat man hier Hype mit Qualität verwechselt?

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Bester Schauspieler in einer Drama-Serie

Gewinner: Kevin Costner ("Yellowstone")

Hätte gewinnen sollen: Bob Odenkirk ("Better Call Saul")

Die Kritik setzte sich in dieser Kategorie fort: Es dürfte wohl niemanden da draußen geben, der Odenkirk den Preis als windig-genialen Anwalt Saul Goodman nicht gegönnt hätte – besonders, da er für diese Rolle bisher zwar schon viermal nominiert war, aber noch nie gewonnen hat. Doch auch dieses Jahr blieb Odenkirk (in seiner letzten Staffel, die er trotz Herzinfarkt fertig drehte und eine Performance jenseits jeder Kritik ablieferte) die Auszeichnung verwehrt. Ja, Costner ist ebenso ein begnadeter Schauspieler. Fair ist es trotzdem nicht.

Übrigens: Fair ist auch nicht, dass Rhea Seehorn als Sauls Partnerin Kim Wexler es nicht mal zu einer Globe-Nominierung geschafft hat. Wer Seehorn nur in einer einzigen Szene in "Better Call Saul" (und vor allem in den beiden Abschiedsszenen der finalen Folge) gesehen hat, kann sich darüber nur wundern.

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Genereller Snub: "Severance"

Ja, die Konkurrenz war dieses Jahr hart, und man versteht irgendwie, wieso das AppleTV-Workplace-Drama am Ende keinen Preis (nominiert u.a. für "Beste Dramaserie" und "Bester Hauptdarsteller") für sich entscheiden konnte. Wir sind überzeugt, dass der Globes-Jury diese Entscheidung nicht leicht fiel.

Denn "Severance" ist ein faszinierend-perfider Mix aus Sci-Fi- und Charakterdrama, das sich an aktuellen Themen unserer kapitalistischen Zeit orientiert. Die Serie stellt mehr Fragen, als beantwortet werden, und doch fügt sich langsam Folge für Folge das dystopische Puzzle zusammen. Schade, dieses Ignorieren hat sich die "Severance" nicht verdient!