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"The Falcon and the Winter Soldier": Marvel und der Queerbaiting-Vorwurf

Die Beziehung zwischen Steve Rogers und Bucky war die treibende emotionale Kraft in der Captain-America-Trilogie. Die beiden Soldaten waren ein unschlagbares Duo mit einem kaum zu leugnenden romantischen Unterton. Nach dem Ende der Trilogie waren die Emotionen zwischen den beiden plötzlich vergessen und das Franchise porträtierte sie wieder als professionelle Kampfmaschinen. Das Ende von "Avengers: Endgame" war dabei für einige Fans enttäuschend, da Steve sein Liebesglück nicht mit seinem besten Freund, sondern mit Peggy Carter fand.

In "Captain America: The Winter Soldier" trat auch erstmals Sam Wilson (Anthony Mackie) in Erscheinung. Sam und Steve verstanden sich großartig und in einer Szene sprach Sam sogar ganz offen mit ihm über seine Gefühle, während Black Widow in die Rolle des Sidekicks gedrängt wurde. In "Captain America: Civil War" wurde schließlich jene Beziehung zwischen Sam und Bucky etabliert, die die Basis für "The Falcon and the Winter Soldier“ bilden sollte.

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Paartherapie

Sam und Bucky müssen nun aufgrund von widrigen Umständen zusammenarbeiten und gehen sich dabei auch immer wieder gegenseitig auf die Nerven. Ihre Beziehung gleicht einer Buddy-Komödie, wobei sie sich in der zweiten Episode sogar auch körperlich näher kamen.

Ihre Beziehung erreichte ihren bisherigen Höhepunkt während einer Paartherapie. Die Therapeutin Dr. Raynor erfüllte dabei alle Klischees einer TV-Therapeutin. Sie ist nicht wirklich dazu da, um Bucky zu therapieren, sondern um den ZuseherInnen seine emotionale Welt zu erklären.

In Folge Zwei versucht sie die Streithähne zu beruhigen, indem sie die beiden in einer ungewöhnlichen Position sitzen lässt. Die Helden müssen ihre Beine ineinander verschränken und sich dabei tief in die Augen schauen.

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Was ist Queerbaiting?

Fans des Duos werden diese Szene lieben, aber sie zeigt auch, dass Marvel Queerbaiting betreibt. Als Queerbaiting bezeichnet man Inhalte, die vorgeben, sich mit den Problemen der LGBTQ-Community zu beschäftigen, aber das eigentlich nicht tun, sondern sich durch ihren vermeintlichen Einsatz nur eine größere Reichweite erhoffen. Franchises wie "Sherlock", "Supernatural" und "Star Wars" hatten ähnliche Handlungsstränge, bei denen die Homosexualität der Figuren jedoch nur als Witz angedeutet wurde.

Queerbaiting ist ein zweischneidiges Schwert, da es einerseits die Möglichkeit eröffnet, dass eine Figur nicht automatisch als heterosexuell erzählt werden muss, aber wenn die Abweichung von der Heteronormitivität als Witz verpackt wird, reproduziert man die Klischees, die das Kino und Fernsehen der 90er -Jahre geprägt haben. Andererseits besteht die Gefahr, dass die Probleme der LGBTQ-Community nicht ernstgenommen, sondern nur zu dekorativen Zwecken thematisiert werden.

Das würde aus der positiven Entwicklung der letzten Jahre nichts weiter als eine Modeerscheinung machen, die abflacht, sobald ProduzentInnen erkennen, dass mit einem neuen Thema eine noch größere Reichweite erzielt werden kann. Ob das bei "The Falcon and the Winter Soldier" der Fall ist, wird sich in den kommenden Episoden herausstellen.

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