Emmys 2020: Preisregen für "Schitt's Creek" und "Watchmen" bei Social-Distancing-Gala
Von Franco Schedl
Bei der 72. Emmy-Gala stand Moderator Jimmy Kimmel meist allein auf weiter Bühne im Staples Center von Los Angeles, denn COVID-19 überschattet eben alles. Daher war Social-Distancing angesagt und die PreisträgerInnen konnten sich von daheim über ihre Emmys freuen. Hinter der Bühne gab es einen Raum voller Monitore mit Live-Schaltungen zu den rund 100 Nominierten. Dennoch hatten sich fast alle dann in schicke Abendgarderobe geworfen und auf die von Kimmel angeregten Pyjamas verzichtet.
Drei große Gewinner standen im Zentrum des Abends: Die Drama-Serie "Succession" über die kaputte Familie eines Medienmoguls. Die Comedy "Schitt's Creek", und die Comicverfilmung "Watchmen". Eine kleine Überraschung gab es ebenfalls: die Deutsche Maria Schrader erhielt für ihre vierteilige Netflix-Miniserie "Unorthodox" die Auszeichung als beste Regisseurin.
Spezieller "Nichtdank"
Bei den Dankreden ist auch viel Kritik an Präsident Trump miteingeflossen. So meinte zum Beispiel Jesse Armstrong, Produzent und Drehbuchautor von "Succession", er spreche einen "Nichtdank" aus an die Adresse von Corona sowie an Donald Trump und Boris Johnson für deren "lausige und unkoordinierte Antwort" darauf. Die Serie über den Nachfolgekampf im Hause des alternden Patriarchen Logan Roy wurde mit sieben Preisen ausgezeichnet, darunter auch Emmys für Jeremy Strong als bester Hauptdarsteller und Andrij Parekh als bester Regisseur.
Auch Kimmel selbst sparte nicht mit Seitenhieben auf Trump. Gleich zu Beginn sagte er: "Das hier ist keine MAGA-Rally", unter Anspielung auf die "Make America Great Again"-Wahlkampfreden, die Donald Trump dem Infektionsrisiko zum Trotz während der Corona-Pandemie vor seinen Anhängern hält.
Siegeszug von "Schitt's Creek"
Zunächst dauerte es aber volle 70 Minuten, bis neben "Schitt's Creek" überhaupt irgendeine andere Sendung einen Preis erhielt. In allen sieben wichtigen Sparten gewann diese warmherzige Serie über eine extravagante Familie. Die Roses ziehen nach Problemen mit den Steuerbehörden in ein kleines Dorf, das der Vater einst als Spaß dem Sohn geschenkt hatte. "Im Kern handelt unsere Serie davon, welche Veränderungen Liebe und Akzeptanz auslösen", sagte Daniel Levy, der Preise als Regisseur, Autor und Nebendarsteller entgegennahm, "und das ist etwas, das wir heute mehr als je zuvor brauchen" - womit er zugleich einen Wahlaufruf für den 3. November ergehen ließ.
Weitere Auszeichnungen erhielten Catherine O'Hara und Eugene Levy für ihre Hauptrollen und Annie Murphy für die beste weibliche Nebenrolle. Inklusive der Preise für die beste Comedyserie, sowie für bereits an den Vorabenden vergebenen Preisen für Casting und Kostüme kam "Schitt's Creek" auf neun Awards.
Preisregen für "Watchmen"
In der Sparte Fernsehfilme und Miniserien war "Watchmen" mit insgesamt elf Preisen der große Abräumer. Die Comicverfilmung beruht auf einem realen Massaker an Schwarzen im US-Süden. Beim Massaker von Tulsa waren laut mancher Schätzungen im Jahr 1921 bis zu 300 Schwarze umgebracht worden. "Dieses Land vernachlässigt seine eigene Geschichte oft zum eigenen Nachteil", sagten die Drehbuchautoren Damon Lindelof und Cord Jefferson in ihrer Dankesrede.