"Der Untergang des Hauses Usher": Wir erklären das Ende
Von Manuel Simbürger
Mike Flanagan hat es also wieder getan: Wieder ein ein Haus. Wieder eine Familie. Wieder Horror. "Der Untergang des Hauses Usher" begeistert die Netflix-Abonennt:innen mit einem interessanten (und natürlich gruseligen) Mix aus Mystery, Übernatürlichem und blankem Horror. Aktuell befindet sich die Serie, die leidenschaftlich im Horrorliteratur-Becken von Edgar Allen Poe badet, auf Platz 3 der heimischen Netflix-Charts – wieso es eventuell nicht für Platz Eins gereicht hat, könnt ihr in unserer Kritik nachlesen.
Hier erklären wir euch aber das Ende von "Der Untergang des Hauses Usher" – im Fall des Falles, dass ihr euch nicht getraut habt, die Serie zu Ende zu gucken, aber trotzdem wissen wollt, die das Haus der Ushers denn nun untergeht. Logisch: Achtung, massive Spoiler-Gefahr!
Zur Erinnerung
Dass alle sechs Kinder von Roderick Usher sterben werden, das wissen wir von Beginn an. Denn darum geht's in der Serie ja. In den einzelnen Episoden wird aber erzählt, wie sie ihr Ende finden. Davon erzählt Roderick in einer Rahmenerzählung dem Ermittler Dupin. Im Laufe dieser (anscheinend sehr detailgetreuen) Erzählung wird Roderick immer wieder von Visionen seines toten Nachwuchses gequält, was auch auf seinen mentalen Verfall hinweist. Gleichzeitig sind an diesem Abend verstörende Geräusche aus dem Keller des Usher-Hauses zu hören.
Der Pakt im Stil von Faust
Zum Schluss kommt Roderick (endlich!) auf jene Schicksalsnacht, nämlich Silvester 1979, zu sprechen, die den Untergang der Familiendynastie endgültig besiegeln sollte: Roderick und Madeleine bringen Rufus Griswold, den damaligen CEO von Fortunato, um die Ecke, indem sie ihn im Keller des Bürogebäudes lebendig einmauern (eine Anspielung übrigens an Poes Geschichte "Das Fass Amontillado” aus dem Jahr 1846).
Danach brauchen die Geschwister natürlich ein Alibi, also besuchen sie eine gut frequentierte Bar in der Nähe, um von möglichst vielen Leuten gesehen zu werden. Dort treffen sie auf die "Barkeeperin" namens Verna, die bekanntlich infolge für das reihenweise Sterben des Usher-Nachwuchses verantwortlich ist.
Die beiden schließen mit der mysteriösen Frau ein Faut'sches Abkommen: Sie werden für den Mord an Griswold nicht zur Verantwortung gezogen, noch dazu steigen sie mit ihrem Pharmaunternehmen zu bis dato unbekanntem Reichtum auf – aber natürlich hat dieses Angebot einen Haken: Roderick und Madeleine müssen dafür das Leben ihres zukünftigen Nachwuchses opfern. Die Zwillinge müssen die letzten Lebenden der Usher-Dynastie sein, fordert Verna. Kein Nachwuchs darf sie überleben.
Ist Verna der Tod?
Wer aber ist Verna genau (abgesehen von einer sehr deutlichen Huldigung an Poes berühmtes Gedicht "Der Rabe")? Ist sie ein Dämon? Schließlich hat sie dunkle, übernatürliche Fähigkeiten, wie sich im Verlauf der Serie zeigt.
Komplett gelüftet wird Vernas Identität auch am Ende der Serie nicht. Doch in einer Szene in der letzten Folge spricht Madeline über Verna und nennt sie "den Tod persönlich". Handelt es sich bei Verna also tätsächlich um den Sensemann (oder besser: Sensenfrau)? Oder eher um eine weitere Inkarnation des Teufels? Oder ist der Teufel und der Tod in Flanagans Universum ein- und dasselbe?
Wie lautet das Schicksal von Roderick und Madeleine?
Als Jahrzehnte später klar wird, dass Verna tatsächlich ihren Deal einfordert und für den Tod der Usher-Kinder verantwortlich ist, versucht Madeleine Roderick zum Selbstmord zu überreden. Das aber ließ Verna nicht zu, dies wäre schließlich ein zu einfacher Ausweg für den Patriarchen – dieser solle mit Leib und Seele das Leid anderer, das er für seinen Reichtum in Kauf nahm, selbst spüren – dazu gehört auch der Tod seiner Enkelin Lenore, die einzige Usher mit reinem Herzen.
Roderick beschließt, Madeleine zu vergiften und sie zu mumifizieren (ein ganz normaler Dienstag eben!) – das geschieht nur Minuten, bevor Dupin bei Roderick auftaucht, um ihn zu verhören. Blöd: Madeleine war noch gar nicht tot, als ihr Bruder sie zur Mumie machte, was auch die seltsamen Geräusche aus dem Keller erklärt. Wenn Roderick also zu Beginn sagt, diese Geräusche stammen von seiner Schwester, sagt er durchaus die Wahrheit.
Als Roderick seine Lebensgeschichte beendet, stürzt Madeleine – ohne Augen, dafür mit umso mehr Blut – aus dem Keller auf ihren Bruder zu und erwürgt ihn. Damit erfüllt sie die Prophezeiung Vernas: die Usher-Geschwister würden gemeinsam sterben. Als Madeleine Roderick tötet, stürzt das Haus um sie herum ein – eine bildgewaltige und deutliche Metapher für den Untergang der Usher-Dynastie. Auf sehr ähnliche Weise endet auch Poes gleichnamiges Original. (Dupin kann übrigens fliehen, falls es jemanden interessiert).
Was wird aus Fortunato?
In den letzten Minute der Serie erfahren wird, dass Rodericks zweite Ehefrau Juno die Alleinerbin von Fortunato wurde. Sie entschloss, das Pharmaunternehmen für gute Zwecke zu nutzen: Aus Fortunato wurde die Phoenix Foundation, die es sich zur Aufgabe macht, Rehabilitationsprogramme finanziell zu fördern.
Familienwalt Arthur Pym wiederum wurde als einziger für die Fortunato-Verbrechen verurteilt. Immerhin schlug er anno dazumal Vernas teuflischen Deal aus, seine Akte mit all seinen Verbrechen verschwinden zu lassen. Seine Strafe: lebenslänglich.
In der finalen Szene sehen wir erneut Verna, die vor den Gräbern des Usher-Nachwuchses steht und Gegenstände, die deren jeweiligen Tod symbolisieren, darauf platziert. Die Prophezeiung wurde also wahr: Viele Menschenseelen wurden geopfert, um ein Geschwisterpaar in Reichtum baden zu lassen ...