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Ist die Zeit der SuperheldInnen vorbei? Das sagt Kevin Feige dazu!

Ist das Superhero-Fieber bereits wieder am Sinken? Könnte man glauben, zumindest, wenn man der neuesten Studie der internationalen Fan-Plattform "Fandom", die monatlich mehr als 300 Millionen UserInnen verbucht, glaubt (via "Variety"). Dort wollte man nämlich wissen, wie das Verhältnis zwischen Fans und Marvel- beziehungsweise DC-Filmen tatsächlich aussieht. Ob man sich eine gemeinsame Zukunft vorstellen kann oder man eigentlich eh schon seit Längerem unbeteiligt nebeneinander her lebt. 

Und wie so oft lautet die Antwort: Es ist kompliziert.

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Wie sehen die Ergebnisse der "Fandom-"Studie aus?

Insgesamt nahmen 5.000 Fans zwischen 13 und 54 Jahren bei der Umfrage teil. Die Ergebnisse im Detail:

  • 36 Prozent der Marvel-Fans zeigen sich "ermüdet" aufgrund der massiven Quantität der Produktionen.
  • 20 Prozent der DC-Fans wiederum haben die Nase voll von Batman, Superman, Wonder Woman und Co.
  • 66 Prozent der Marvel-Fans können als Hardcore-Fans bezeichnet werden.
  • Bei DC gibt es mit 61 Prozent in etwa gleich viele Hardcore-Fans.
  • Immerhin: 81 Prozent der Marvel-Fans sehen sich wirklich jeden Film und jede Serie aus dem MCU an.
  • Nur 67 Prozent der DC-Fans verfolgen jede einzelne DC-Produktion.
  • 62 Prozent der Marvel-Fans ist das übergeordnete Universum wichtiger als die einzelnen HeldInnen.
  • 43 Prozent der DC-Fans erfreuen sich am DCEU im Gesamten mehr als an SuperheldInnen-spezfischen Storys (was keine Überraschung ist, denn was nur im Ansatz existiert, kann auch nur im Ansatz bewundert werden).
  • Im direkten Vergleich gibt es bei DC-Fans eine 20-prozentige höhere Wahrscheinlichkeit, dass diese Fan-Merchandising kaufen, als bei Marvel-Fans.
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Hat das MCU ein Problem?!

So interessant die Ergebnisse dieser Studie auch sind (und so sehr sie auch helfen, das Fandom des SuperheldInnen-Genres zu verstehen), so wenig überraschend ist der Großteil von ihnen. Unterm Strich lässt sich herauslesen, dass Marvel erfolgreicher ist als DC, was jedem/r klar sein dürfte, der in den vergangenen Jahrzehnten nicht in einer Höhle oder dem Planeten Krypton gelebt hat.

Es lässt sich aber auch herauslesen, dass das bisher unantastbare MCU schleunigst etwas unternehmen sollte, um wieder auf Kurs zu kommen. Dass 36 Prozent der Fans Ermüdungserscheinungen ob der unfassbar zahlreichen veröffentlichten Serien und Filme zeigen, klingt auf den ersten Blick nicht viel – doch die Tendenz dürfte weiterhin eine wachsende sein. Nicht nur zahlreiche RegisseurInnen (darunter Quentin Tarantino) kritisieren SuperheldInnen-Filme, auch immer mehr Fans zeigen sich in Sozialen Medien den MCU-Produktionen gegenüber mehr als kritisch. 

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MCU: Quantität vor Qualität

Zu Unrecht? Hand aufs Herz: Seit "Avengers: Endgame" (sprich: (fast) die komplette Phase IV) scheint im MCU der rote Faden zu fehlen, die einzelnen Produktionen enttäuschten (nachdem sie alle massiv im Vorfeld gehypt wurden) und immer mehr scheint das Motto "Quantität vor Qualität" in den Marvel-Studios eingezogen zu sein. Mehr, mehr, mehr! Größer, schneller, weiter!

Nein, nein, nein. 

Weil nach "Endgame" kann's einfach nicht mehr besser werden. Wenn man ganz oben war, geht's irgendwann zwangsläufig nur noch nach unten. Wenn man sich selbst ständig übertreffen möchte, ist das Ergebnis am Ende meist nichts mehr als ermüdend, überfordend, dramaturgisch vielleicht gar völlig sinnbefreit. Und das Publikum? Ist schon längst abgestumpft. Auch der schrillste und wildeste Fun-Theme-Park ödet nach der zwanzigsten Runde an.

Das Interesse an SuperheldInnen aus der zweiten Reihe ist überschaubar, immer noch hängt unser Herz zu sehr an zu Legenden herangewachsenen Ikonen wie Iron Man, Black Widow, Captain America oder Thor. Letzter bekam zwar heuer sein viertes Solo-Abenteuer geschenkt, doch statt einen würdigen Abschluss gab's nur platten Humor, CGI-Gewitter und more of the same.

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Am Anfang war alles noch so neu ...

Apropos: Dass Marvel-Filme von Beginn an derselben Erzähl-Struktur folgen, das ist old news, haben wir aber in den Anfangsphasen gerne toleriert. Weil die MCU-Welt trotzdem, Redundanzen hin oder her, neu, erfrischend, faszinierend und einnehmend war. Wir haben gemeinsam fremde Welten erkundet und neben all dem Bekannten immer wieder Neues entdeckt. Mittlerweile aber gibt's mehr Bekanntes als Neues, die Waage ist unausgeglichen, das Publikum gelangweilt.

Ein bisschen scheint sich das MCU seit Phase IV auf seinen Lorbeeren auszuruhen – oder im Gegenteil: Aufgrund des vorherigen Mega-Erfolges so unsicher geworden zu sein, dass man Angst zeigt, neue Wege zu beschreiten. Doch das Motto "Never change a winning team" mag hier finanziell greifen, aber kreativ unbefriedigend sein: Mutlosigkeit führt zu Stillstand. Und Stillstand früher oder später zum Tod. 

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Lasst uns atmen!

Zugegeben, tot ist das MCU noch lange nicht. Und Phase V und VI scheinen auch, traut man den enthusiastischen Ankündigungen von Kevin Feige, wieder an Fahrt aufzunehmen und zu alter Stärke zurückzufinden. Die Hoch-Zeit dürften SuperheldInnen-Filme aber im Allgemeinen zumindest aktuell hinter sich zu haben. Das ist ganz normal: Nach jedem Trend folgt ein Gegentrend. Das sorgt für ein ausgewogenes seelisches Gleichgewicht und für einen ständigen Wandel der Gesellschaft.

Vielleicht also wäre es endlich wieder mal an der Zeit, kreative Diversität auf der Kinoleinwand zuzulassen und uns vielleicht gar auf kleinere, stillere Filme zu konzentrieren. Vielleicht ist es endlich wieder an der Zeit zu erkennen, dass HeldInnen nicht per se Capes tragen müssen. Vielleicht ist es endlich wieder an der Zeit, uns mit Menschen anstatt Ikonen zu identifizieren. Dann wären wir bestimmt auch wieder bereit für Großes, Bombastisches, Episches. Doch jetzt müssen wir endlich mal wieder atmen dürfen. Der Gegentrend lässt danach sowieso nicht lange auf sich warten ...

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Kevin Feige ist anderer Meinung (natürlich!)

MCU-Chef Kevin Feige sieht das Argument, dass weniger auch mal mehr sein kann, naturgemäß natürlich anders. Wie er nun im Podcast "The Movie Business Podcast" (via "Variety") klarstellte, glaubt er nicht, dass das Publikum jemals (!) Filmen über SuperheldInnen überdrüssig werden wird.

"Ich bin seit über 22 Jahren bei Marvel Studios und die meisten von uns hiers sind seit etwa einem Jahrzehnt oder länger hier“, so Feige. "Schon seit meinem zweiten Jahr bei Marvel fragten mich die Leute: 'Nun, wie lange wird das noch dauern? Wird diese Modeerscheinung der Comic-Filme enden?'" 

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Diese Denkweise habe er aber nie verstanden, denn nach dem Erfolg von "Vom Winde verweht" habe man auch nicht gefragt, wie viele Filme es noch geben werde, die auf Romanen basieren. "Das würde man nie fragen, weil die meisten Menschen ein inhärentes Verständnis dafür haben, dass ein Buch alles sein kann. Ein Roman kann jede Art von Geschichte sein. Es hängt also alles davon ab, welche Geschichte man umsetzt. Nicht-Comic-Leser verstehen nicht, dass es bei Comics dasselbe ist.“

An Original-Stoffen fehle es jedenfalls bei weitem nicht, so Feige, schließlich blickt Marvel auf eine 80-jährige Comic-Historie zurück. Eine Historie voll von den "interessantesten, emotionalsten und bahnbrechendsten Geschichten." Eine Idee wäre beispielsweise, diese Geschichten "verschiedenen Genres anzupassen und festzulegen, welche Arten von Filmen wir machen möchten", so der MCU-Chef und betont: "Nur, weil etwas funktioniert, heißt es nicht, dass man es nicht weiterentwickeln kann."


Alle MCU-Filme und -Serien sind auf Disney+ zu sehen.

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