"Das Mädchen auf dem Bild": Diese Details verschweigt die Doku
Von Manuel Simbürger
Achtung, Spoiler!
Auf Platz Zwei der aktuellen Top 10-Netflix-Charts befindet sich eine mysteriöse und nervenaufreibende True-Crime-Doku voll von überraschenden Twists und einem Drama, das nur das echte Leben schreiben kann:
"Das Mädchen auf dem Bild" erzählt vom rätselhaften Tod einer jungen Mutter namens Suzanne (der anfangs auf einen Autounfall mit Fahrerflucht hindeutet) und der anschließenden Entführung ihres Sohnes. Hinter diesen sowieso schon schrecklichen Ereignissen steckt aber mehr, als es zunächst den Anschein hat – und die ErmittlerInnen stoßen nach und nach auf ein Jahrzehnte altes Geheimnis um die wahre Identität der Frau und dem mordlustigen Flüchtigen, der hinter allem zu stecken scheint ...
Obwohl die Dokumentation das wahre Verbrechen aus den 90er-Jahren durchaus detailreich rekonstruiert (nämlich als Mix von Archivaufnahmen, Interviews und nachgestellten Szenen) und am Ende auch so gut wie alle Fragen beantwortet, gibt es (so "Screenrant") doch einige wichtige Fakten, Details und Ereignisse rund um das "Mädchen auf dem Bild", die Regisseur Sky Borgman nicht in seinen Film aufnahm, da da ansonsten die ohnehin bereits sehr wirre und komplexe Story ansonsten noch komplizierter geworden wäre.
Franklin Floyds Vergangenheit
Bald stellt sich heraus, dass Clarence, der sich als Ehemann von Suzanne ausgab, gar nicht ihr Ehemann ist und auch nicht Clarence heißt, sondern Franklin Floyd. Schon vor der angeblichen Fahrerflucht und der Entführung des kleinen Jungen war Franklin in zahlreiche Verbrechen involviert, was die Doku aber nicht erwähnt. "Screenrant" hat folgendes herausgefunden:
So stahl er mit 16 Jahren aus einem Geschäft eine Waffe, woraufhin er von der Polizei in den Bauch geschossen und in eine Jugendeinrichtung gebracht wurde. Schon ein Jahr später musste er erneut ins Gefängnis, weil er in Kanada fischen ging – und somit gegen seine Bewährungsauflagen verstoßen hatte.
Wirklich schlimm wurde es, als Floyd 18 Jahre alt war (also 1962): Er entführte ein vierjähriges Mädchen und missbrauchte es, wofür er eine zehn-bis zwanzigjährige Haftstrafe bekam. Ein Jahr darauf verübte er einen Fluchtversuch, stahl auch noch 6.000 US-Dollar aus einer Bank – und wurde gleich wieder geschnappt, weshalb er bis 1972 im Gefängnis verbrachte.
Doch anscheinend bewirkte die Haftstrafe bei Floyd keine Läuterung, denn nach nur zwei Monaten in Freiheit versuchte er, eine Frau zu vergewaltigen. Diese konnte fliehen und Floyd wurde erneut festgenommen, auf Kaution (die von einem Freund bezahlt wurde) aber wieder freigelassen. Danach legte er sich mehrere falsche Identitäten zu, um untertauchen zu können.
Suzanne hatte einen Bruder
Floyd entführte nicht "nur" Suzanne und ihre beiden Schwestern Amy und Allison, sondern auch deren Bruder Philipp, der in der Doku allerdings nicht erwähnt wird. Während Allison und Amy kurz nach der Entführung von Floyd in einem Waisenhaus abgegeben wurden, blieb Philipp bei ihm und Suzanne. Lange war nicht klar, was aus dem Jungen wurde: Hatte Floyd ihn ermordet? Wurde er von ihm ausgesetzt?
2019 dann die Antwort: Es meldete sich bei der Polizei ein Mann, der durch einen DNA-Test als Philipp identifiziert werden konnte. Er war als Baby in North Carolina von einem Ehepaar adoptiert worden.
Michael Hughs echter Vater
In "Das Mädchen auf dem Bild" wird deutlich klargestellt, dass Floyd nicht der Vater von Michael (Suzannes Sohn) ist – obwohl er stets das Gegenteil behauptete. Erst ein Vaterschaftstest bewies, dass die beiden nicht miteinander verwandt sind. Wer aber Michaels richtiger Vater ist, bleibt unklar.
Infrage kommen zwei Männer, so "Screenrant": Zum einen Gregory Higgs, mit dem Suzsanne eine Beziehung hatte, während sie und Floyd in Phoenix lebten. Floyd nahm nach Suzannes Tod sogar kurz Kontakt mit Higgs auf. Michaels zweiter Vorname war ursprünglich Gregory, wurde dann aber auf Anthony geändert. Ein Hinweis auf seinen echten Dad? Zudem hatte Suzanne auch eine Beziehung mit einem gewissen Kevin Brown, der prinzipiell auch Michaels Vater sein könnte. Weil Michaels Leiche nie gefunden wurde, ist ein DNA-Test nicht möglich.
Hat Floyd Suzanne getötet?
Nachdem Floyd Suzanne im Krankenzimmer besuchte, verschlechterte sich ihr Zustand radikal und sie starb am darauffolgenden Tag. Die Doku lässt offen, ob Floyd etwas mit Suzannes Ableben zu tun hat – aus dem einfachen Grund, da er für den Mord an sie niemals verurteilt wurde. Er stritt das stets ab – gab aber zu, Suzannes Sohn Michael getötet zu haben.
Was wurde aus Franklin Floyd?
Franklin Floyd wurde zu Tode verurteilt und sitzt seine Strafe derzeit in einer Todeszelle ab. Bis dato wurde jedoch kein genaues Datum für seine Hinrichtung festgelegt, weshalb Floyd im Gefängnis auch eines natürlichen Todes sterben könnte, so "Screenrant".