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"Cristóbal Balenciaga": Die wahre Geschichte der Disney+-Serie

Cristóbal Balenciaga gilt als "König der Haute Couture", wurde von Christian Dior als "Meister von uns allen" bezeichnet und für Coco Chanel war er "der einzig echte Couturier". Doch wer war der Spanier überhaupt, zu dem nun eine sechsteilige Disney+-Serie erscheint? Wir erzählen euch die wahre Geschichte hinter dem Biopic und stellen euch den Modeschöpfer, seine Marke und den Skandal vor, in den das Unternehmen erst vor kurzem verwickelt war. 

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Erzählt "Cristóbal Balenciaga" eine wahre Geschichte? 

Ja, die Disney+-Serie ist ein Biopic über das Leben des gleichnamigen Modeschöpfers und erzählt damit eine wahre Geschichte. Darin geht es sowohl um sein Privatleben als auch um seinen Werdegang zu einem der berühmtesten (manche sagen sogar, dem berühmtesten) Modedesigner für Haute Couture im 20. Jahrhundert und darüber hinaus. 

Wer ist Cristóbal Balenciaga?

Cristóbal Balenciaga wurde am 21. Januar 1895 im baskischen Getaria, Spanien, als fünftes Kind eines Fischers und einer Näherin in ärmlichen Verhältnissen geboren. Bereits in jungen Jahren entwickelte er eine Leidenschaft für Kleidung, inspiriert durch die Arbeit seiner Mutter, die ihm das Nähen beibrachte. Im Alter von 14 Jahren kopierte er erfolgreich ein Kostüm für die Marquesa de Casa Torres, einer Adeligen, und wurde daraufhin von ihr unterstützt.

Durch die Gönnerschaft der Marquesa erhielt Balenciaga die Möglichkeit, eine Schneiderlehre in Madrid zu absolvieren und eine Reise nach Paris zu unternehmen. Dort, im Jahr 1917, gründete er im Alter von nur 22 Jahren das zukünftige Modeimperium Balenciaga in San Sebastián und eröffnete später Salons in Madrid und Barcelona. 

Während des spanischen Bürgerkriegs im Jahr 1936 verließ er seine Heimat und eröffnete mit finanzieller Unterstützung aus Madrid ein Haute-Couture-Haus in Paris, wo er rasch zu einem angesehenen Modeschöpfer aufstieg.

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Kleider für Filmstars

Balenciaga, der als "König der Haute Couture" bekannt war, kleidete zahlreiche einflussreiche Damen Spaniens ein und eroberte Paris während der goldenen Ära der Haute Couture. Sein avantgardistischer Stil fand auch internationalen Ruhm. So gestaltete er Kleider für Film-Superstars wie Grace Kelly, Marlene Dietrich, Elizabeth Taylor, Ava Gardner, Greta Garbo und Audrey Hepburn. Auch prominente Persönlichkeiten wie Jackie Kennedy schätzten seine Entwürfe.

Trotz seines großen Erfolgs blieb Balenciaga medien- und fotoscheu. Er vermied Interviews und ließ sich selten fotografieren. In seinen Ateliers starteten spätere Mode-Legenden wie Oscar de la Renta, Hubert de Givenchy und Emanuel Ungaro ihre Karrieren. Christian Dior bezeichnete ihn als "Meister von uns allen", Coco Chanel als "einzigen echten Couturier" und de Givenchy als "Religion".

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Im Jahr 1968 schloss Balenciaga sein Atelier und zog sich nach Spanien in den Ruhestand zurück. 1972 verließ er den Ruhestand, um ein Brautkleid für die Hochzeit von Carmen Martínez-Bordiú zu entwerfen, einer Enkelin von Diktator Francisco Franco. Kurz darauf, während eines Urlaubs in Jávea, Spanien, erlitt er einen Herzinfarkt und verstarb im Alter von 77 Jahren.

Balenciaga hinterließ ein beeindruckendes Erbe und wird auch heute noch als einer der einflussreichsten Modeschöpfer aller Zeiten betrachtet.

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Die Modemarke Balenciaga 

Die Geschichte der Modemarke Balenciaga ist geprägt von bedeutenden Entwicklungen und Wendungen, die sie zu einer der einflussreichsten und begehrtesten Marken der Modebranche gemacht haben. Mit ihrer bahnbrechenden Handwerkskunst revolutionierte die Marke in den 1950er Jahren die Modewelt

Unter seiner Leitung entstanden ikonische Designs wie die Melonenärmel, Ballonröcke und Sack- und Baby-Doll-Kleider, die die weibliche Silhouette neu formten und den Grundstein für den kreativen Ansatz der Marke legten.

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Trotz dieser Erfolge drohte Balenciaga in den 1990er Jahren in die Bedeutungslosigkeit abzurutschen. Nur durch die Parfümsparte wurde die Marke über Wasser gehalten. Die unsichere Zukunft änderte sich jedoch 2001, als der französische Luxuskonzern Kering Balenciaga übernahm. Diese Übernahme markierte den Beginn einer beeindruckenden Renaissance für die Marke.

Der französische Designer Nicolas Ghesquière übernahm 1997 das Ruder als Chefdesigner und führte Balenciaga zurück in die Spitzenklasse der Pariser Modehäuser. Seine Luxus-Streetwear-Kollektionen, darunter Leggings, Cargohosen und Sport-Stilettos, brachten die Marke wieder ins Rampenlicht. Nach einer dreijährigen Amtszeit von Alexander Wang wurde 2015 der Deutsch-Georgier Demna Gvasalia zum Kreativdirektor ernannt.

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Demna (er firmiert nur noch bei seinem Vornamen) brachte einen revolutionären Ansatz mit sich und prägte den sogenannten "Ugly Style", der Balenciaga zu einem Über-Label für die Modeaffinen der Millennials und der Generation Z machte. Mit seinem ständigen Brechen mit traditionellen Codes etablierte er Balenciaga als eine Marke, die mutig Grenzen überschreitet. 

Diese kreative Freiheit und Unkonventionalität katapultierten Balenciaga zu neuer Höhe, und laut dem Modeportal "Lyst" löste die Marke sogar Gucci als das begehrteste Label des Planeten ab.

Die Geschichte von Balenciaga ist somit geprägt von Höhen und Tiefen, von traditioneller Handwerkskunst zu revolutionären Designs, von Unsicherheit zu triumphaler Renaissance. Heute steht die Marke an der Spitze der Modewelt und bleibt ein Paradebeispiel für kreative Innovation und zeitlose Eleganz.

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Worum geht es in dem Skandal rund um Balenciaga?

Balenciaga sah sich Ende 2022 mit erheblichen Kontroversen konfrontiert, die eine Welle des Missvergnügens auslösten. Der Online-Shop der Pariser Marke präsentierte verstörende Fotos von kleinen Kindern, die Teddybären in einem Fetisch-Ledergeschirr trugen, das in sadomasochistischen Bondage-Praktiken Verwendung findet. Die darauf folgende Empörung führte zu Fragen darüber, wie eine Luxusmarke solche Bilder planen, produzieren und veröffentlichen konnte.

Eine weitere fragwürdige Werbekampagne verstärkte die Kontroverse. Ein Bild zeigte Papiere mit einem Schriftstück des amerikanischen Obersten Gerichtshofs zu einem Fall von 2008, der die Strafen für sexuelle Ausbeutung von Kindern verschärfte. Dieses Bild sorgte für Aufsehen, da es die Schutzthematik von Kindern in einem fragwürdigen Licht darstellte. 

Zusätzlich geriet die Marke durch den Skandal um Ye (Kanye West) in die Schlagzeilen, der zuerst die Balenciaga-Schau für Frühjahr und Sommer 2023 eröffnete und sich dann durch seine Hitler-Verehrung diskreditierte.

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In einem Interview mit der "Vogue" entschuldigte sich Balenciaga für die fragwürdige Kinderkampagne und betonte, dass die Verwendung von Kindern in Verbindung mit solch ernsten Themen wie Kindesmissbrauch niemals beabsichtigt war. 

Balenciaga reagierte auf die Vorwürfe, dass die Taschen auf BDSM hinwiesen und Kinder unsachgemäß sexualisiert wurden, indem sie die Kampagnen zurückzog und eine 25-Millionen-Dollar-Klage gegen die mit dem Set-Design und der Produktion beauftragten Unternehmen einleitete.

Das Modehaus erklärte öffentlich, Kindermissbrauch aufs Schärfste zu verurteilen und übernahm die volle Verantwortung für die mangelnde Aufsicht und Kontrolle der Hintergrunddokumente. Trotz der Entschuldigung bleibt der Skandal ein schwerwiegender Vorfall, der das Image von Balenciaga beeinträchtigte und zu intensiver öffentlicher Diskussion führte.

Quellen: "Stern", "FAZ", "FAZ"